Energische Kunst seit 150 Jahren: Verein der Berliner Künstlerinnen stellt aus
Mit einer Ausstellung in der Alten Kaserne auf der Zitadelle beendet der Verein Berliner Künstlerinnen die Feiern zu seinem 150-jährgen Bestehen. Der Verein war 1867 gegründet worden.
Energisch ist der Ausstellungstitel „Fortsetzung jetzt!“. Damit besetzen 22 zeitgenössische Künstlerinnen den militärischen Zweckbau, der nur wenig älter ist als der Verein, der sich Ausbildung und Förderung von Künstlerinnen zum Ziel gesetzt hatte in einer Zeit, in der Frauen noch das Studium an einer Universität verwehrt war. 1861 wurde die Kaserne auf der Zitadelle erbaut, 2016 wurde ihre Sanierung für die Nutzung als Ausstellungsort abgeschlossen. Nach drei unterschiedlich konzipierten Stationen ist die Ausstellung auf der Zitadelle der vierte und abschließende Teil der Ausstellungsserie zum Jubiläum.
Die Künstlerinnen kontrastieren den ursprünglichen Zweck des Gebäudes mit ihrer Schöpfungskraft. Sie sprengen Raumgrenzen, und auch der klassische Rahmen eines Bildes, der die Kunst einhegt, gilt nicht mehr. Wo sich die Kunst noch im Rahmen bewegt, entwickelt sie gleichwohl Sprengraft. Alke Brinkmann malt scheinbare Familienidyllen, die es aber in sich haben. Über die Motive ziehen sich Notizen ihrer Großmutter, die offenbar überzeugte Nationalsozialistin war.
Kleiner Clou der Hängung: sibylle von preussen hat mit Scherenschnitten die Ornamente des Voltaire-Zimmers von Sanssouci weiterentwickelt. In einem Bild mit „Preußisch Blau“ spiegelt sich die künstlerische Auseinandersetzung Alke Brinkmanns mit der braunen Vergangenheit.
Historische Schlachten inszeniert
Spielerisch umkreist die Fotografin Bettina Cohnen das Thema Militär. Sie hat „Reenactments“ begleitet, Inszenierungen historischer Schlachten. Die großformatigen Bilder entpuppen sich erst bei genauem Hinsehen als Schau, die mit der eigentlichen Geschichte vielleicht gar nicht viel zu tun hat. Auf andere Weise hat schon Monika Brachmann 1974 Rollenbilder hinterfragt. Ihr Familienbild zeigt Schuhpaare, die für Vater, Kind und Mutter stehen.
Bedrückend sind die Gemälde von Heike Ruschmeyer. Sie orientiert sich an Tatortfotos und Gerichtsmedizin und setzt den Opfern von Gewalt ein sehr spezielles Denkmal.
Hannah Dougherty stellt Fragen nach dem Verhältnis von Natur und Zivilisation. Sie lässt in einer Installation gezeichnete Tiere durch den umbauten Raum laufen.
Autor:Christian Schindler aus Reinickendorf |
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