Magnetangler fischt Granaten aus Festungsgraben der Zitadelle
Abenteuerliche Schatzsuche

Martin Schwarz "angelt" gern. Der Magnet kann 350 Kilo ziehen. Manchmal allerdings hängen Granaten dran.   | Foto: Ulrike Kiefert
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  • Martin Schwarz "angelt" gern. Der Magnet kann 350 Kilo ziehen. Manchmal allerdings hängen Granaten dran.
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Schrott, Schlüssel, Fahrräder: Das ist die übliche Ausbeute von Martin Schwarz. Was der Magnetangler aber neulich aus dem Wasser zieht, sorgt dafür, dass die Zitadelle gesperrt werden muss.

Martin Schwarz hat ein ganz spezielles Hobby. Jedes zweite Wochenende zieht er los und angelt mit einem Magneten Metallschrott aus Seen und Flüssen. Nicht für die heimische Vitrine, sondern für die Umwelt. Stahlträger, Mopedteile, Auspuffe, Fahrräder, Einkaufswagen und Schlüssel sind üblicherweise der Fang des Spandauers. Okay, eine Pistole und ein Tresor waren auch schon mal dabei. Was er jetzt aber aus dem Wasser fischte, war ein Fall für die Kampfmitteltechniker.

Panzergranate aus dem Zweiten Weltkrieg
an der Angel

Am Vatertag ist Martin Schwarz mit seiner Freundin Jessica am Festungsgraben der Zitadelle unterwegs. In Höhe der Brücke wirft er ein 20 Meter langes Seil mit dem Magneten ins trübe Wasser und zieht es über den Grund. Zuerst bleibt der Magnet an einem entsorgten Verkehrsschild hängen. Nichts Aufregendes, der 39-Jährige macht weiter. Wenige Meter rechts von der Brücke merkt er, dass wieder ein Gegenstand an der „Angel“ hängt und zieht ihn heraus. Am Ende des Seils baumelt ein längliches Teil, es sieht merkwürdig aus. „Zuerst dachte ich, es ist eine mit Schlamm gefüllte Flasche“, erzählt Schwarz. Doch dann bekommt er große Augen. Es ist keine Pulle, sondern eine Granate. Martin Schwarz bleibt cool. Die Granate hat hinten ein Loch, der Zünder ist offenbar weg, denkt er sich. Trotzdem legt er den Munitionsfund vorsichtig auf der Wiese ab und ruft die Polizei. „Wir waren nicht ängstlich, hatten aber beide ein mulmiges Gefühl“, sagt Jessica. Später wird sich herausstellen, dass es eine Panzergranate aus dem Zweiten Weltkrieg ist, bereits abgeschossen und nicht mehr scharf.

Sprengung erfolgte im Grunewald

Damit ist das Abenteuer des Berufskraftfahrers aber noch nicht zu Ende. Fünf Tage später, es ist der 26. Mai, „angelt“ er an fast genau der gleichen Stelle, nur diesmal links von der Brücke, eine zweite Granate aus dem Festungsgraben. Wieder ruft er die Polizei. Die sperrt die Zitadelle mit Flatterband ab. Kurz darauf trifft gegen 14 Uhr ein Kampfmitteltechniker des Landeskriminalamtes ein. Es dauert eine gute Stunde bis feststeht: Keine Panik, auch diese Panzergranate ist ein Blindgänger. Die Polizeibeamten entspannen. „In Berlin wird mehrmals täglich Munition gefunden“, sagt Thomas Linnenbürger. Der Erste Polizeihauptkommissar ist mit einem Funkwagen und vier Kollegen vor Ort. Kontrolliert gesprengt wird die Granate später trotzdem, auf einem Gelände im Grunewald. Sie hat zwar keinen Zünder mehr. „Aber Sprengstoff ist immer noch drin“, sagt Linnenbürger. Und Martin Schwarz? Der will mit dem Magnetangeln jetzt nicht aufhören. „Das ist für mich wie eine Schatzsuche.“ Die, zugegeben, nicht ganz ungefährlich ist.

Autor:

Ulrike Kiefert aus Mitte

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