Inmitten von Mumien und Gemälden: Ute Seiler stellt Kunst- und Kulturgüter wieder her
Die gebürtige Berlinerin ist seit 35 Jahren als Diplom-Restauratorin für Museen und Privatkunden tätig. In ihrem Atelier in der Spandauer Zitadelle genießt sie den kreativen Arbeitsprozess noch immer. Bei einem guten Hörbuch und strengem Blick auf Mumien und Co.
„Museen und Kirchen wurden nie ausgelassen“, erinnert sich Ute Seiler an den Besuch dieser musealen und sakralen Kulturstätten in ihrer Kindheit zurück. Der Spross einer Architektenfamilie entdeckt sehr früh seine Leidenschaft für Kulturgüter aus Holz, Skulpturen oder Gemälde, deren Geschichte und Materialbeschaffenheit. Als gelernte Möbeltischlerin praktiziert sie Handwerkskunst, vertieft ihr Wissen über Holz, den Umgang und die Verarbeitung verschiedener Arten und erwirbt so Voraussetzungen für ihre wissenschaftliche Ausbildung. An der Hochschule für Technik und Wirtschaft perfektioniert sie ihr Kunsthandwerk, erweitert ihre theoretischen Kenntnisse in der Fachrichtung Kunst- und Kulturgut aus Holz, an der Hochschule für Bildende Künste in Dresden für Skulptur, wobei sie sich dort auf Gemälde und Archäologie spezialisiert hat. Das theoretische Hintergrundwissen zu Technik und Material bedeutet ihr viel. „Denn man kann so viel verderben“, weiß die Berlinerin aus jahrelanger Arbeits- und Praxiserfahrung. „Man muss um den Verschmutzungsgrad des Gegenstandes, beispielsweise eines Bildes, erkennen, um die Art, Wirkung und Verwendung eines Lösungsmittels Bescheid wissen und sollte jedes Stück vorher genauestens im Blick haben“, erklärt Seiler ihr gelebtes Berufsethos.
"Früher war meine Wohnung ein Museum"
Ute Seiler ist in Friedrichshain geboren und hat im Bezirk Charlottenburg gelebt. „Durch meine Arbeit auf der Zitadelle bin ich allerdings zur Spandauerin geworden“, erklärt die freischaffende Künstlerin. „Früher hat auch unsere Wohnung einem Museum geglichen“, erinnert sich die Nichte einer ehemaligen Berliner Puppenspielerin. Inzwischen hat sie viele mit Leidenschaft gesammelte Stücke bewusst aus dem Zuhause verbannt. Die handgefertigten Puppen ihrer Tante teilen sich Ute Seilers Künstleratelier im Künstlerhaus 4 mit zahlreichen, aktuell in „Behandlung“ befindlichen Bildern, Skulpturen, Mumienmasken oder Holzrahmen.
Seit einem Vierteljahrhundert arbeitet sie als freiberufliche Künstlerin und Restauratorin für Gemälde und Skulpturen, Wandbilder oder –Malereien, Pektorale, Mumienmasken oder Deckentapeten etwa für das Neue oder Ägyptische Museum in Berlin, das Ägyptische Museum der Universität Leipzig oder das Kestner Museum Hannover. „Auch als beratende Fachfrau werde ich in manchen Fragen zu Rate gezogen“.
"Zeitlich sind Abläufe nicht planbar"
Betritt man Ute Seilers Kreativ-Atelier auf der Zitadelle wähnt man sich in einem Sammelsurium aus musealen wie auch Schätzen privater Kundschaft. „Die Arbeit für öffentliche Einrichtungen oder Private unterscheidet sich beispielsweise durch Auflagen oder Dokumentationspflicht für Museen. Doch grundsätzlich verkaufe ich eine Dienstleistung und gebe in jedem Fall das Beste für jedes Stück“, erklärt die Künstlerin ihre Einstellung zu ihrem Wunschberuf. „Oft aber braucht man einen langen Atem, bis das gewünschte Ergebnis eintritt. Es ist ein langer, kreativer Prozesse mit oft zeitlich nicht genau planbaren Arbeitsabläufen“, plaudert Seiler aus dem Nähkästchen. Stattet sie privaten Kunden oder Museen zur Begutachtung von unverrückbaren Kunstgegenständen einen Besuch ab, hat sie ihre Köfferchen mit verschiedenen Klebern oder Lösungsmitteln, speziellen Werkzeugen oder Vergoldungsplättchen, Arbeitshandschuhen und Sichtbrille „wie auf Montage“ parat.
In ihrer Freizeit, die sie mit ihrem Mann und den Enkelkindern verbringt, muss es dagegen sportlich zugehen. „Bewegung ist mir wichtig“, sagt die Künstlerin, die sich nebenbei auch in einem Chor aktiv als Sängerin beteiligt. l. Die Restauratorin hat ihr Atelier auf der Spandauer Zitadelle.
Autor:Mia Bavandi aus Reinickendorf |
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