13. Dialog der Religionen: Humanisten künftig mit dabei
Spandau. Der vom Spandauer SPD-Vorsitzenden Raed Saleh angestoßene Dialog der Religionen brachte auf seinem 13. Termin am 15. Juni im Gemeindesaal der Nikolaigemeinde eine konkrete Neuigkeit: Künftig werden auch Vertreter des Humanistischen Verbandes, also einer atheistischen Gemeinschaft, dabei sein.
Zuvor hatte der ehemalige Innensenator Ehrhart Körting die Verbindung von Kirche und Staat in Deutschland skizziert. Die hat sich seiner Meinung nach im 20. Jahrhundert verändert. Hatten die staatliche Erhebung der Kirchensteuer und die Bezahlung kirchlichen Personals seitens des Staates ihren Ursprung in der Einziehung kirchlichen Vermögens nach der Reformation sowie in der Funktion der Kirche als Stütze staatlicher Herrschaft, habe sich dies längst geändert: „Die Kirche hat sich emanzipiert, und sie ist Träger von Sozialpolitik geworden.“
Und dann provozierte Körting: Seit der Aufklärung hätten immer mehr Menschen skeptisch auf Gläubige gesehen und Frömmigkeit als mittelalterliche Erscheinung beargwöhnt. Mit der Zuwanderung von Menschen muslimischen Glaubens würden diese sich als aufgeklärt verstehenden Menschen wieder verstärkt mit Mitbürgern konfrontiert, die glauben.
Diese Irritation tauchte später wieder in der Diskussion auf, als eine Besucherin die Theologin und Religionsbeauftragte der Neuköllner Sehitlik-Moschee, Emine Erol, damit konfrontierte, dass der Islam ihrer Ansicht nach vor allem Frauen unterdrücke: „Im Koran ist vom Kopftuch nicht die Rede, aber irgendwelche muslimischen Herrscher haben sich Kleidervorschriften für Frauen ausgedacht, für Männer dagegen nicht.“ Emine Erol, selbst Kopftuchträgerin, wies den Vorwurf zurück: Sie werde von niemandem gezwungen, weder von einem Ehemann noch von der Familie: „Ich bin nicht verheiratet, und ich lebe allein.“
Letztlich stimmte der neue Konsistorialpräsident der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz, Dr. Jörg Antoine, Körtings These vom Rückgang des Glaubens zu: „Der kirchliche Einfluss geht zurück.“ Zugleich plädierte er für die Religionsgemeinschaften als Modell zur Integration: „Wir sollten es nicht so machen wie in Frankreich mit der strikten Trennung von Staat und Kirche.“ Das führe erst recht zu Parallelgesellschaften. Ähnlich sieht es auch Emine Erol mit ihrem Verweis darauf, dass die Sozialarbeit von Moscheen vor allem ehrenamtlich betrieben werde und Imame oft keine theologische Ausbildung hätten. Immerhin, gab der Bundesvorsitzende des Arbeitskreises jüdischer Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten, Alexander Hasgall, zu bedenken, sei das Verhältnis zwischen Staat und Religion immer eine Herausforderung.
Auch wenn der Humanistische Verband künftig beim Dialog der Religionen dabei sein wird: Dessen Sprecher Arik Platzek sieht Menschen ohne Religion staatlicherseits diskriminiert: „Im neuen Staatsvertrag fürs Zweite Deutsche Fernsehen sind wir nicht vorgesehen.“ Was Konsistorialpräsident Antoine wiederum die Mehrheitsfrage stellen ließ: „Die Kirchen haben noch 23 Millionen Mitglieder, der Humantische Verband 23 000.“
CS
Autor:Christian Schindler aus Reinickendorf |
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