Mit Umweg ins Wahllokal: Senioren können im eigenen Wohnhaus nicht wählen

Monika Misch wählt per Brief. Christoph Giese hat noch die Wahl. | Foto: Ulrike Kiefert
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Haselhorst. Von Rechts wegen hat das Bezirkswahlamt alles richtig gemacht. Doch die Folgen scheinen absurd. Im Caritas-Seniorenwohnhaus Sankt Stephanus dürfen die Bewohner selbst nicht wählen.

Die Bewohner des Seniorenwohnhauses der Caritas am Gorgasring 11 dürfen bei der Bundestagswahl nicht das Wahllokal in ihrem Haus nutzen. Die Zuschnitte der Wahlbezirke verhindern das. Die Senioren müssen am 24. September etwa einen Kilometer entfernt wählen: In der Knobelsdorff-Schule an der Nonnendammallee 140.

Das war allerdings schon bei der letzten Wahl so. Anders ist, dass diesmal direkt im Seniorenwohnhaus ein Wahllokal eröffnet wurde. Denn die bisher als Wahllokal genutzte Schule am Gartenfeld steht wegen Baumaßnahmen in diesem Jahr nicht zur Verfügung. „Darum hat das Wahlamt mit dem Seniorenwohnhaus ein nicht so weit von der Schule entferntes Wahllokal gefunden und zwar für die Wahlberechtigten des Wahlbezirks 309“, informiert Bezirkswahlleiter Jörn Fischer. Die 94 Bewohner des Seniorenwohnhauses gehören aber dem Wahlbezirk 323 an, dessen Wahllokal wie gehabt in der Knobelsdorff-Schule liegt. Formal hat das Wahlamt also alles richtig gemacht.

Dennoch scheint der Fall absurd. Warum woanders wählen, wenn die Wahlurne im eigenen Haus steht? Zumal nicht alle Senioren gut zu Fuß sind, wie die Bewohnervertreter Wolfgang Schmidt und Monika Misch bestätigen. „Mindestens 40 Bewohner sind auf einen Stock, den Rollator oder Rollstuhl angewiesen, andere wie ich haben Knieprobleme“, sagt Wolfgang Schmidt. „Da braucht man für einen Kilometer Fußweg schon mal 20 Minuten und länger.“

"Wir wollen die Selbstständigkeit der Bewohner fördern"

Um das zu vermeiden, können die Senioren per Briefwahl wählen oder beantragen, am Wahltag direkt in ihrem Wohnhaus zu wählen. Vom Wahlamt bekommen sie dafür dann einen Wahlschein. Mehr als die Hälfte der Bewohner hat sich für die Briefwahl entschieden, sagt Seniorenberater Christoph Giese, der das Seniorenwohnhaus leitet und den Gang zum Wahllokal für zumutbar hält. „Wir wollen die Selbstständigkeit unserer Bewohner fördern“, betont Giese. Das Haus sei zwar eine Langzeiteinrichtung, jedoch bewohne jeder eine eigene Wohnung, keiner sei bettlägerig.

Im Bezirkswahlamt prüft man indes, ob das Seniorenwohnhaus am Gorgasring künftig ein dauerhaftes Wahllokal bekommt. Dann wären auch die Senioren dort wahlberechtigt. „Aufgrund der Zuschnitte der Wahlbezirke und der bereits erstellten Wählerverzeichnisse ist das für die diesjährige Wahl jedoch nur über einen Wahlschein möglich, der vorab ausgestellt wird“, heißt es im Bezirkswahlamt. Einem dauerhaften Wahllokal müsse zudem der Leiter des Seniorenwohnhauses zustimmen. Christoph Giese ist dieser Idee nicht abgeneigt, will aber erstmal schauen, wie die Wahl am 24. September in seinem Haus läuft.

"Viele Fremde wären dann im Haus"

Bewohnervertreterin Monika Misch ist von dem Vorschlag nicht ganz so begeistert. „Das könnte recht unübersichtlich werden, mit so vielen Fremden im Haus.“ Sie selbst hat sich für eine Lösung ohne Umweg entschieden: Briefwahl. uk

Autor:

Ulrike Kiefert aus Mitte

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