Ausstellung zeigt historische Geschütze auf der Zitadelle

Kriegsgerät wird in der Exerzierhalle der Zitadelle gezeigt, ergänzt durch stadt- und militärgeschichtliche Hinterlassenschaften. | Foto: Caspar
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Haselhorst. An zwei Orten in Berlin sind historische Geschütze aufgestellt - im Schlüterhof des Deutschen Historischen Museums Unter den Linden in der Mitte und in der Exerzierhalle auf der Zitadelle Spandau. Dort kann man einen Rundgang durch ein halbes Jahrtausend Militärgeschichte unternehmen und erfährt zugleich, dass die Havelstadt ein wichtiger Rüstungsstandort war.

Manche Kanonen, Haubitzen und Mörser wurden von brandenburgischen und preußischen Soldaten erobert und im Berliner Zeughaus als Trophäe präsentiert. Wegen ihres besonderen historischen und künstlerischen Wertes hat man sie nicht, wie sonst üblich, zur Herstellung neuer Geschütze eingeschmolzen, sondern als Andenken an heroische Zeiten aufgehoben. Außer den reich mit Wappen, Herrschermonogrammen sowie lateinischen und deutschen Sprüchen geschmückten Kanonen aus dem 16. bis frühen 20. Jahrhundert präsentiert die Ausstellung auch sogenannte Pickelhauben, also Helme preußischer Soldaten aus dem 19. Jahrhundert, sowie Werkzeuge, mit denen allerlei Kriegsgerät hergestellt wurde, ergänzt durch militärgeschichtlich interessante Grafiken, Dokumente, Fotos und andere Erinnerungsstücke. Deutlich wird, dass die Industrialisierung im 19. Jahrhundert das Waffenhandwerk durch Einsatz von Dampfmaschinen sowie neuartiger Schmelz- und Gießverfahren revolutioniert hat. Anstelle der mühsamen und kostspieligen Einzelfertigung trat die Massenproduktion. Sie verhalf der damals noch selbstständigen Stadt Spandau und ihrer Umgebung zu wirtschaftlichem Aufschwung. Allerdings war der Gewinn für die Kommune aus der Arbeit der Gießereien, einer Gewehrfabrik, einem Feuerwerkslaboratorium für Kriegsraketen, einer Pulver- und Geschossfabrik und weiteren Werkstätten nicht groß, weil viele von ihnen keine oder nur geringe Gewerbesteuern zahlten, wie auf einer der Schrifttafeln zu erfahren ist.

Der rasante Aufschwung der Spandauer Rüstungsindustrie mit immerhin 70 000 Arbeitern im Ersten Weltkrieg endete abrupt nach der deutschen Niederlage von 1918, als die Betriebe aufgrund des Versailler Vertrags geschlossen wurden und Zehntausende Männer und Frauen arbeitslos wurden. Wie man in Spandau aus der Not eine Tugend machte und auf neue, friedliche Erzeugnisse umstieg, etwa elektrische Haushaltsgegenstände, Motorräder und Spielfilme, wird nicht in der alten Exerzierhalle dokumentiert, sondern nebenan im Stadtgeschichtlichen Museum.

Die Ausstellung auf der Zitadelle, Am Juliusturm 64, ist täglich von 10 bis 17 Uhr und an Feiertagen geöffnet. Der Eintritt in die Zitadelle inklusive Ausstellungen kostet 4,50, ermäßigt 2,50 Euro.
Helmut Caspar / HC
Kriegsgerät wird in der Exerzierhalle der Zitadelle gezeigt, ergänzt durch stadt- und militärgeschichtliche Hinterlassenschaften. | Foto: Caspar
Das Deutsche Historische Museum hat aus seinem Geschützbestand einige Stücke für die Ausstellung in Spandau beigesteuert. | Foto: Caspar
Autor:

Helmut Caspar aus Mitte

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