Weitere Sportarten, aber welche?
Bürgerversammlung informiert über Pläne für das Stadion und den Krienickepark
Im Stadion Haselhorst herrschte auch an diesem Abend reger Trainingsbetrieb. Der Sportplatz ist stark genutzt und wird es in Zukunft eher noch mehr sein. Rund um die Arena wird weiter kräftig gebaut, ihr Einzugsbereich erstreckt sich bis zum Großprojekt Insel Gartenfeld.
Das Stadion soll deshalb eine Aufwertung erfahren. Gleiches gilt für den angrenzenden nördlichen Teil des hier eher vernachlässigten Krienickeparks. Wie fast immer bei solchen Vorhaben steht am Anfang eine Machbarkeitsstudie. Hier wird sie vom Büro Gruppe Planwerk erstellt. Erste Varianten wurden am 28. September bei einer Bürgerinformation vor Ort vorgestellt.
Zwei Lösungsskizzen wurden vorgelegt. Sie waren in vielem deckungsgleich, es gab aber auch Unterschiede. Beim Stadion ist jeweils eine Art Modernisierung vorgesehen. Das betrifft auch einen erneuerten Eingangsbereich oder Raum für Außengastronomie. Die Anlage Müsse alle Funktionen erfüllen, die für den Schulsport vorgegeben sind, wurde erklärt. Das betrifft speziell bestimmte Voraussetzungen im Bereich der Leichtathletik. Neben einer Rundum-Laufbahn auch Weitsprunggraben oder Hochsprunganlage.
Herzstück ist und bleibt aber der Fußball. Und weil die Kicker schon jetzt eher beengt agieren, ist in beiden Vorlagen ein neues Kleinspielfeld im Krienickepark verzeichnet. Außerdem soll es dort weitere Sportmöglichkeiten geben: Basketball oder Boulder, Tischtennis, in einer Variante auch ein Pumptrack. Darunter zu verstehen ist grob skizziert eine künstlich angelegte Mountainbikestrecke, die aber auch von Skates oder Scootern befahren werden kann.
Zusammengefasst soll ein Sportpark entstehen, bei dem das Stadion vor allem von Schulen und Vereinen genutzt wird, die Angebote im Park teilweise dem Vereins- aber besonders dem Individualsport gewidmet sind.
Planwerk hat für seine Studie nach eigenen Angaben mehrere Befragungen durchgeführt, bei den Akteuren im Stadion Haselhorst ebenso wie bei den beiden Jugendfreizeiteinrichtungen in der Umgebung. Auf der Wunschliste ganz oben standen weitere Räume für Fußball. Auch in Varianten wie etwa Fußballgolf. Ebenfalls vor allem bei Jugendlichen genannt wurden Basketball, Beachvolleyball und Pumptrack beziehungsweise Halfpipe.
Außerdem gab es zwischen 12. Mai und 16. Juni eine Online-Beteiligung. Die wurde mit insgesamt 41 Teilnehmern eher mäßig genutzt. Das führte bei der Bürgerinformation zu der Klage, darüber wäre im Vorfeld nicht umfassen informiert worden. Das Sportamt verwies dagegen auf Vorab-Hinweise in Einrichtungen im Quartier, etwa in Kitas. Medial wurde die Beteiligung ebenfalls auf vielen Kanälen angekündigt, auch im Spandauer Volksblatt.
Bei der Veranstaltung am 28. September waren ebenfalls ungefähr 40 Menschen anwesend. Mehr passen aber auch kaum in das Vereinsheim im Stadion Haselhorst. Es gab allerdings Sportfreunde, die von der Online-Beteiligung nicht nur wussten, sondern dort auch agierten und Boden für ihr Anliegen gutmachen konnten. Das galt speziell für Aktive und Anhänger von Pickleball, eine Sportart, die sich aus Elementen von Tennis, Tischtennis und Badminton zusammensetzt. In Spandau gibt es mittlerweile Pickleball-Abteilungen in zwei Vereinen.
Die Pickleballer erreichten, dass ihre Disziplin ebenfalls Berücksichtigung fand. Sie soll nordöstlich des Stadions angesiedelt werden. Federn lassen müsste in beiden Varianten dagegen der daneben beheimatete Tennisclub ASC Spandau. Er soll demnach nur noch vier Plätze haben, außerdem ein Gebäude auf seinem Gelände verlieren. Die anwesenden Clubmitglieder fanden das naturgemäß nicht besonders toll. Bereits vor einigen Jahren hätten sie zwei Plätze eingebüßt. Der Verein habe zwar aktuell nur 39 Mitglieder, könne aber schon durch erneute Einschränkungen nicht weiter wachsen.
Wieviel Vereins- und wieviel unorganisierter Sport ist auf dem Areal möglich und wie wird das verteilt? Diese Frage führte zu einigen Diskussionen. Vereinsvertreter verwiesen auf ihren auch sozialen und gesellschaftlichen Beitrag. Sportstätten unter ihrer Ägide seien besser geschützt, es gebe Regeln und Verantwortung. So wichtig das Vereinsleben sei, es brauche ebenso Möglichkeiten, sich individuell sportlich zu betätigen, entgegnete ein Vertreter der Senatssportverwaltung. Wie das austariert wird, blieb vage – etwa bei der eventuellen Nutzung des Kleinspielfelds. Einigermaßen skurril empfanden mehrere Besucher auch die Idee von Planwerk, die Laufbahn im Stadion allen zugänglich zu machen, während der Platz weiter nur Schulen und Vereinen vorbehalten sein soll. Es gab keine ausreichende Antwort darauf, wie sich das allein technisch umsetzen ließe. Und auch der Wegfall vieler Parkplätze fand keine allgemeine Zustimmung.
Das Projekt befindet sich auf dem Weg zur Machbarkeitsstudie. Die vorgestellten Varianten sind noch nicht mehr als eine erste Bestandsaufnahme. Bis die Studie abgeschlossen ist, muss einiges geklärt werden. Das gilt auch für die Verantwortlichkeiten. Ein Teil der Flächen befindet sich im Fachbereich des Sportamts, ein anderer in dem des Straßen- und Grünflächenamts. Von weiteren Schritten, etwa einer konkreten Planung, Finanzierung, Baubeginn, ganz zu schweigen. Es gibt also noch genügend Möglichkeiten, einzuwirken.
Informationen gibt es unter https://mein.berlin.de/vorhaben/2023-00689/.
Autor:Thomas Frey aus Friedrichshain |
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