Endstation an der Daumstraße
Die Traditionsbus Berlin GmbH muss den Spandauer Standort verlassen

Die Traditionsbus GmbH hat rund 60 Busse, von denen viele noch im Einsatz sind.  | Foto:  Thomas Frey
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Die Traditionsbus Berlin GmbH muss bis zum 31. Oktober das Werk- und Lagergelände an der Daumstraße verlassen. Sie nutzt dort bisher drei Hallen mit einer Gesamtfläche von knapp 5000 Quadratmetern. Darin befinden sich rund 60 historische Busfahrzeuge, dazu viel Material.

Das Areal ist für eine Neubebauung von Wohnungen vorgesehen. Eine Ersatzfläche in Spandau oder in Berlin wurde bisher nicht gefunden. Der neue Standort wird sich im brandenburgischen Rathenow befinden. Keine optimale Lösung, aber die einzige, die möglich gewesen sei, sagt Geschäftsführer Stefan Freytag. Der Umzug muss zwar nicht das Ende von Traditionsbus bedeuten, aber er wird seine Aktivitäten erheblich erschweren und einschränken. Das sei wahrscheinlich nicht allen bewusst, erklärt Freytag. Er beklagt auch ein eher gebremstes Engagement etwa vonseiten der Politik, um einen neuen Platz zu finden. Als „Abschiedsshow“ deklariert der Geschäftsführer deshalb die Angebote der Gesellschaft am 10. September. An diesem Tag wird Traditionsbus zwischen dem U-Bahnhof Ruhleben und der Polizeidirektion 2 in der Charlottenburger Chaussee verkehren. Die Polizei lädt dort ein zum Tag der offenen Tür. Außerdem geht es weiter nach Staaken, wo der 750. Geburtstag des Ortsteils gefeiert wird. In Staaken sind auch noch weitere Auftritte vorgesehen.

Die Geschichte von Traditionsbus beginnt im Juli 1989. Einige Fans dieser Art von Beförderung im öffentlichen Nahverkehr, darunter auch Stefan Freytag, erwerben als erstes Fahrzeug einen Büssing D2U, die Abkürzung steht für Doppeldecker, zweiachsig, mit Unterflurmotor. Entdeckt wurde der Bus, der einst im Linienverkehr der BVG im Einsatz war, in Rüdesheim am Rhein. Die Fuhrparkgeschichte der Berliner Verkehrsbetriebe vor allem im einstigen Westteil der Stadt anhand entsprechender Modelle nachzuvollziehen, wurde zu einer Motivation. Dazu kommt die Leidenschaft, an diesen Fahrzeugen herumzuwerkeln und vor allem sie zu fahren. Ein nicht selten teures Hobby. Besitzer der Busse ist teilweise die Gesellschaft, teilweise aber auch ein oder mehrere Mitglieder. Die angeschafften Exemplare sollten möglichst fahrtüchtig gemacht oder gehalten werden oder als Ersatzteillager herhalten. Der Fuhrpark reicht von Modellen ab den frühen 1950er-Jahren bis in die unmittelbare Gegenwart. Dazu kommen noch zwei Busse, die bereits im Jahr 1927 in Betrieb gingen. Sie können zwar nicht mehr auf die Strecke geschickt werden, haben aber einen besonderen historischen Wert.

Sehr schnell nach der Gründung sei auch klar gewesen, „dass wir hier kein Museum errichten wollten“, erklärt Stefan Freytag. Vielmehr sollen viele der Busse regelmäßig fahren, was sie seit den frühen 1990er-Jahren auch machen. Der Traditionsbus bietet Ausflugsfahrten, die Fahrzeuge können für Hochzeiten, Geburtstagsfeiern oder andere Veranstaltungen gemietet werden. Mit ihnen werden Schulkinder zum Schwimmunterricht gefahren und es gibt in Kooperation mit der BVG sogar Einsätze im Linienverkehr, vor allem auf der Linie 218, die von Messe Nord über die Heerstraße und Havelchaussee bis nach Wannsee und die Pfaueninsel führt.

Das alles lässt sich sehr schwer aufrechterhalten, wenn der neue Abstellplatz rund 80 Kilometer von Berlin entfernt liegt. Deshalb hofft Stefan Freytag noch auf ein zumindest kleines Terrain irgendwo in der Stadt, wo wenigstens einige der Fahrzeuge im Betrieb untergebracht werden können. Mögliche Anbieter können sich gerne per E-Mail an freytag@traditionsbus.de wenden.

Vielleicht ergeben sich auch weitere Möglichkeiten bei der „Abschiedsshow“ am 10. September. Neben den Bustouren zur Polizei und nach Staaken plant Stefan Freytag auch eine geführte Rundfahrt durch den Ortsteil. Staaken-Kundige sollen dabei Sehenswürdigkeiten und Besonderheiten des Ortsteils erklären. Außerdem möchte er einen der Traditionsbusse aus dem Jahr 1927 am Heidebergplan in der Gartenstadt aufstellen. Das Fahrzeug kann zwar nicht mehr bewegt, aber besichtigt werden. Und um für den entsprechenden Zeitkolorit zu sorgen, sollen dort Menschen in Bekleidung im Stil der 1920er-Jahre auftreten. Auch wer daran Interesse hat, wird um eine Nachricht gebeten.

Alle weiteren Informationen finden sich zudem auf der Website www.traditionsbus.de.

Autor:

Thomas Frey aus Friedrichshain

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