Thomas Steiner beschichtet Glas mit Pulver
Made in Spandau

Humboldt-Forum, Funkturm, Pfizer, Bauhaus Dessau: Thomas Steiner ist stolz auf seine Referenzen.  | Foto: Ulrike Kiefert
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Die Vereinigung Wirtschaftshof Spandau bringt Unternehmen aus ganz unterschiedlichen Wirtschaftszweigen zusammen. Was nicht jeder weiß, darunter sind viele Selbstständige, die produzieren. Innovativ und hochmodern. Wie Thomas Steiner in seiner Glasmanufaktur.

„SK Steiner Oberflächentechnik“. Besonders hipp klingt das nicht. Und überhaupt, was macht der Steiner da eigentlich? Schleifen, Polieren, Strahlen, Bürsten? „Kommen Sie doch vorbei“, sagt Thomas Steiner am Telefon. „Dann erkläre ich Ihnen, was wir machen.“ Nötig hat er das nicht. Thomas Steiner ist in der Branche gebührend bekannt. Darum braucht er auch keine Werbung. „Steiner Oberflächentechnik“ reicht da völlig.

Tatsächlich stehen hinter diesem Firmennamen stolze Referenzen. Humboldt-Forum, Hackesche Höfe, Funkturm, Mercedes-Benz-Arena, Pfizer, Bauhäuser Dessau und Weimar, Stadtwerke Essen, Porsche-Lounge Dresden, Präsidentensuite im Waldorf-Astoria-Hotel. Steiners Arbeiten sind fast überall zu sehen.

Tatsächliche Kunst
nur in der Freizeit

Doch Steiner ist kein Künstler. Steiner macht mit Industrieglas. Das hat, zugegeben, auch was mit Kunst zu tun. Denn seine Arbeit durchläuft einen schöpferischen Prozess. Abgesehen davon macht er tatsächlich Kunst. In der Freizeit. Einige seiner abstrakten Glasbilder hängen in seinem Büro am Zitadellenweg. Dort produziert er auch, in einer Halle so groß wie ein Handballfeld. So viel Platz braucht die Glasmanufaktur, wie Steiner seine Firma bevorzugt nennt.

Thomas Steiner beschichtet Glas für Industrie und Handwerk – in Fassadenqualität und in allen (Design)Tönen, die die normierte Farbpalette so kennt. Was er verwendet, ist aber kein Lack, sondern Pulver. „Das ist eine sehr saubere Methode der Glasbeschichtung“, sagt Steiner. „Ohne Lösungsmittel, ohne Polyester.“ Das Pulverbeschichtungsverfahren, das er benutzt, hat er selbst entwickelt. Somit ist es einzigartig. In den 1990er Jahren hat er es EU weit patentieren lassen. Lange bevor die EU 2003 lösungsmittelhaltige Lacke in der Industrie verbot. Wie genau sein Verfahren funktioniert, behält Thomas Steiner lieber für sich. Nur so viel: Jedes Farbpulver wird einzeln hergestellt. Der Geschäftsinhaber arbeitet mit einem Chemieunternehmen in Bayern zusammen. Für die Produktion braucht er eine Pulverbeschichtungsanlage mit Applikation, eine Saugpistole, einen Einbrennofen und drei Mitarbeiter. Auch für gebogenes Glas hat Steiner ein eigenes Beschichtungsverfahren entwickelt.

Los ging's in Kreuzberg

Seine Unternehmerkarriere begann der 60 Jahre alte Berliner als Betriebselektriker in einer Leuchtenfabrik in Kreuzberg. Die wurde später zur „SK Oberflächentechnik Scholz KG“, ein Dienstleister für die Glaslackierungsindustrie. Der Betriebselektriker stieg im Unternehmen bis zum Geschäftsführer auf. Das war 1994. Bis er sich selbstständig machte und 16 Jahre später sein heutiges Unternehmen gründete, ist viel passiert. Gutes und weniger Gutes.

Den Produktionsstandort in Spandau hat er mit eigener Muskelkraft aufgebaut. Früher wurden im Zitadellenweg 20e Fahrscheinautomaten für die BVG hergestellt. „Das war ein großes schwarzes Loch hier“, erinnert sich Steiner. Im Firmen-Gründungsjahr 2010 trat der Unternehmer dann auch der Vereinigung Wirtschaftshof Spandau bei. Wie er auf den Wirtschaftsverband stieß? „Gar nicht“, sagt Steiner. „Der hat mich gefunden.“ Genauer gesagt, seine Vorstandsvorsitzende Gabriele Fliegel, die eines schönen Tages ihm im Büro stand. „Es hatte sich herumgesprochen, dass ich neu bin in Spandau. Außerdem interessierte sich Frau Fliegel persönlich für meine Kunst auf Glas.“ So war man sich schnell sympathisch. Unternehmerisches Engagement findet Thomas Steiner wichtig. „Wir sind als Mittelstand das Rückrat der Wirtschaft“, sagt er. Darum versteht er nicht, warum den vielen kleineren Betrieben so viele Steine in den Weg gelegt werden. Die Umsatzsteuer ist hoch, die Gewerbesteuer auch. Viele Firmen hat Steiner deshalb schon den Bach runter gehen sehen. Im Spandauer Wirtschaftsverband hält er Kontakte, netzwerkt, ist bei den Unternehmerforen dabei, lädt Mitglieder und Kunden zu Vernissagen in seine Firma ein.

Arbeit für das Bauhaus Dessau

Ihm persönlich geht es gut. Sein Unternehmen schreibt schwarze Zahlen. Bundesweit hat er über 50 Kunden. Das Berliner Start up Kukki ist sein neuester Kunde. Für deren Cocktail-Toaster hat er über 2000 Glasringe bearbeitet. Die beschichteten Glasvitrinen im Museum im Gutshof Britz sind auch von ihm. „Mein Großvater hat den Gutshof einst als Landwirtschaftsrat geleitet“, erzählt Steiner. Den Auftrag hat er deshalb mit Freuden übernommen. Im Bauhaus Dessau schmückt sein Pulver beschichtetes Glas die Fahrstuhlkabinen, in der Mercedes-Benz-Arena hat er die VIP-Lounge gestaltet, im Berliner Funkturm das Glasfoyer, in den Hackeschen Höfen die imposante Glastreppe. Und in den Büroräumen von Pfizer am Potsdamer Platz glänzen Glasfronten dank Steiner jetzt in Viagra-Blau. Seine größter Auftrag bisher war das Humboldt-Forum im Berliner Stadtschloss. Für das riesige Museum hat seine Firma rund 30 Tonnen Verbundsicherheitsglas für die Exponate mit lösemittelfreiem Speziallack beschichtet. Und wer bei Rewe einkauft, der kennt vielleicht die roten Design-Wände hinter der Wursttheke. Die sind auch Made in Spandau by Thomas Steiner.

Autor:

Ulrike Kiefert aus Mitte

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