Mission Nachfüllbar: Klimawerkstatt wirbt für den Mehrwegbecher
Spandau. 460.000 Pappbecher werfen die Berliner täglich weg. Das produziert jede Menge Müll. Die KlimaWerkstatt Spandau hat dem Coffee-to-go-Becher den Kampf angesagt. Denn es gibt Alternativen.
Gerade mal 15 Minuten beträgt die durchschnittliche Lebensdauer eines Einwegbechers. Damit liegt er noch vor der Papiertüte mit 25 Minuten. Ökologisch ein untragbarer Zustand – dachte sich die KlimaWerkstatt Spandau und will mit ihrem Projekt „Mehrweg=Mehrwert“ den Pappbecher überflüssig machen. Das vermeidet Müll und schont Ressourcen. „Wir wollen Anreize schaffen, sich endlich einen Mehrwegbecher zu holen“, sagt Martina Berg von der KlimaWerkstatt Spandau. Denn die Umweltbilanz des Coffee-to-go-Bechers sei erschreckend. Laut Deutscher Umwelthilfe verbrauchen die Deutschen im Jahr rund 2,8 Milliarden Pappbecher. 22.000 Tonnen Rohöl, 29.000 Tonnen Papier, 1,5 Milliarden Liter Wasser, 320 Millionen Kilowatt Strom und 60 Güterzüge voll Holz sind dafür nötig.
Dabei gibt es genügend Alternativen. „Thermobecher zum Beispiel. Sie werden aus Bambus, Kunststoff, Glas oder Edelstahl hergestellt, sind bunt oder unbedruckt, groß oder klein“, sagt Martina Berg. Die Klimawerkstatt hat verschiedene Modelle gesammelt und bietet sie zum Testen an. Etwa zehn Euro kostet so ein Mehrwegbecher.
Wer ihn hat, kann ihn sich in Bäckereien oder Ketten immer wieder neu befüllen lassen und bekommt dafür zehn oder 20 Cent Rabatt auf den Kaffee. Teilnehmende Partnerunternehmen sind zum Beispiel Bio Company, Starbucks, Back Factory und McDonalds. Ein anderes Modell ist das Pfandsystem.
Private Gefäße mitbringen ist nicht verboten
Auf solche Anreize setzt auch die Klimawerkstatt und will mit ihrem Projekt mehr Spandauer Gewerbetreibende für Mehrweglösungen im Take away gewinnen. „So könnten entsprechende Logos an Cafés und Bäckereien den Kunden signalisieren, dass mitgebrachte Becher willkommen sind“, sagt Martina Berg. Denn im Lebensmitteleinzelhandel und bei Gastronomen sei das Befüllen privater Mehrweggefäße rechtlich nicht verboten und bereits gelebte Praxis. Es müssten nur klare Übergangsbereiche zwischen Verkaufstresen und Betriebsbereich geschaffen werden.
Ein Spandauer Unternehmen hat indes eine eigene Alternative zum Einwegbecher entwickelt. „Es ist eine faltbare Mehrweg-Getränke-Box“, erklärt Jürgen Czarnetzki von der Baumschutz GmbH. Sein Modell hat er in der Klimawerkstatt vorgestellt. „Die Box ist leicht, nimmt in der Tasche oder Jacke nur wenig Platz weg und ist mit maximal drei Euro Kosten auch viel preiswerter.“ Sie besteht aus einem handelsüblichen Zip-Allzweckbeutel, der sich dicht verschließen lässt, einem Strohhalm und einer Hartplastik im A4-Format. „Sobald die Box mit Saft oder Tee befüllt ist, kann man sie hinstellen. Ist sie leer getrunken, lässt sich leicht ausspülen.“ Seine faltbare Box hat Czarnetzki beim Patentamt als Gebrauchsmuster angemeldet. uk
Autor:Ulrike Kiefert aus Mitte |
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