Morgens Azubi, nachmittags Mutter
Spandau. Ein Modell, das Mut macht: Im Bezirksamt arbeitet die erste Auszubildende in Teilzeit. Sie heißt Nancy Lemke und hat zwei kleine Kinder.
Seit dem 1. September macht Nancy Lemke ihre Ausbildung als Verwaltungsfachangestellte im Bezirksamt. Auszubildende gibt es einige im Rathaus. Doch die 31-Jährige ist die Erste, die in Teilzeit arbeiten kann, also nur 30 Stunden in der Woche. Als ledige Mutter von zwei kleinen Mädchen wäre eine Ausbildung in Vollzeit für die junge Frau nicht zu schaffen. „Als ich die Stellenausschreibung des Bezirksamtes Spandau zur Teilzeitausbildung sah, wusste ich sofort, das ist ideal für mich und meine kleine Familie“, erzählt Nancy Lemke. Vormittags absolviert sie nun ihre Ausbildung, nachmittags hat sie Zeit für ihre Kinder.
Einen Ausbildungsvertrag mit geringer Stundenzahl haben nur wenige junge Berliner. Oft wissen die Firmen oder Behörden nicht von der Möglichkeit, Nachwuchs auch in Teilzeit auszubilden. Andere lehnen dieses Modell gänzlich ab.
Die Ausbildungsstellen der Verwaltungsfachangestellten im Spandauer Rathaus auch in Teilzeit auszuschreiben, hatte Annukka Ahonen beim Bürgermeister angeregt. Die Frauen- und Gleichstellungsbeauftragte will, dass dies zur Regel wird: „Unsere neue Auszubildende mag die erste sein, die hier in Teilzeit ausgebildet wird. Sie wird aber nicht die einzige bleiben.“ Bürgermeister Helmut Kleebank (SPD) unterstützt dieses Anliegen. „Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf verlangt auch die Anpassung der Ausbildungsstrukturen an die Lebensentwürfe und Familienwirklichkeiten junger Menschen.“ Das Bezirksamt nehme hiermit auch seine Vorbildfunktion wahr. „Ich hoffe, dass nun auch die Wirtschaft nachzieht“, so Kleebank.
Vor allem junge Frauen hängen oft zwischen einem erfolgreichen Schulabschluss und dem Start in eine Berufsausbildung fest. Der Grund: Sie haben Kinder und sind alleinerziehend. Eine Ausbildung in Vollzeit ist für sie selbst mit den besten Kita-Zeiten und einem engagierten häuslichen Umfeld so gut wie unmöglich.
Bessere Perspektiven
Somit bleiben viele ohne Berufsausbildung zurück und müssen Leistungen vom Jobcenter beziehen. Dabei erlaubt das Berufsbildungsgesetz nahezu problemlos, eine reguläre Berufsausbildung in ein Teilzeit-Modell umzuwandeln. Bei den Arbeitszeiten ist zwischen 20 und 35 Wochenstunden alles möglich. Es muss nur zwischen Arbeitgeber und Azubi verabredet werden. Auch die Vergütung wird in den meisten Fällen angepasst. uk
Autor:Ulrike Kiefert aus Mitte |
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