Ungewöhnliche Kunstinstallation
Zu Gast bei Dieter auf Parzelle 62 in Heinersdorf
Wenn die Dämmerung das Tageslicht frisst, scheint es auf der Parzelle 62 etwa unheimlich zu werden. Der Besucher der Kleingartenanlage „Grüne Wiese“ weiß nicht so richtig, was ihn erwartet. Denn Dieter erklärt: „Ich konnte nicht länger in meiner Parzelle bleiben. Ich habe Grund zu der Annahme, dass SIE mir auf den Fersen sind! Scheinbar weiß ich zu viel…“
Dann steht der Besucher vor dem Tor der Parzelle 62. Lichter geleiten ihn zur Gartenlaube. Nach einem Umweg durch den "Orgonakkumulator" darf der Gast, ganz auf sich allein gestellt, Dieters Zuhause betreten. Er kann sich umschauen, alle Räume und sogar den PC benutzen.
Der Wohnzimmertisch sieht aus, als wäre der Laubenbewohner gerade aufgebrochen. Da steht ein mit Kippen überfüllter Aschenbecher, Papier und Wachsmalstifte auf der Tischplatte. Und da steht ein PC. Der Gast setzt sich und wird auf den Blog https://parzelle62.neocities.org/# geleitet. Er erfährt von Dieters Wahrheiten über die Lebensmittellüge, über Barcodes, über radioaktive Strahlung und über Gedankenkontrolle. Ist Dieter ein Verschwörungstheoretiker. Oder steckt wirklich etwas hinter seinen Wahrheiten?
Das Nachdenken über das Gesehene und Gelesene kommt nach und nach. Und das ist ein Ziel dieses Kunstprojektes „Parzelle 62“. Es ist eine narrative Rauminstallation. „Narrativ lässt sich am besten mit ‚erzählend“ übersetzen“, sagt Barbara Lenartz. Die Künstlerin erforscht seit 2015 das Potential von narrativen Rauminstallationen. Konkrete gesellschaftliche Realitäten wandelt sie in ihren Installationen künstlerisch so um, dass die Besucher neue Erfahrungen sammeln und zum Nachdenken angeregt werden.
So ist es auch bei „Parzelle 62“. Der Gast, der stets allein kommt, wird zum Voyeur, Komplizen und selbst zum Akteur in diesem Kunstwerk.
Seit 2015 beschäftigt sich Barbara Lenartz mit narrativen Rauminstallationen, einer noch weitgehend unerforschten Kunstform. Gut ein Jahr lang bereitete sie „Parzelle 62“ vor. Durch Vermittlung von Kunsthochschul-Rektorin Leonie Baumann und dem Vorsitzenden des Bezirksverbandes der Weißenseer Kleingärtner, Holger Thymian, fand sie die Parzelle 62 in der Anlage „Grüne Wiese“ an der Tino-Schwierzina-Straße 56. „Hier lebte wohl tatsächlich ein älterer Herr. Aber die Laube stand inzwischen leer“, berichtet Barbara Lenartz.
Zu besichtigen, oder besser zu erleben ist dieses ungewöhnliche Kunstwerk noch bis zum 8. Dezember. Weitere Informationen und Kartenbestellung ausschließlich über: www.ballhausost.de/produktionen/parzelle.62/.
Autor:Bernd Wähner aus Pankow |
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