Lesung am 21. April
„Die drei Emigrationen der Sonja Berg“

Der Heinersdorfer Daniel Becker schrieb die Lebens- und Familiengeschichte einer faszinierenden Frau und ihrer Familie auf. | Foto: Bernd Wähner
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„Die drei Emigrationen der Sonja Berg“ heißt das Buch des Heinersdorfers Daniel Becker, in dem er sich auf die Spur einer jüdischen Familiengeschichte begibt. Es ist nicht nur ein Buch über die ungewöhnliche Familiengeschichte einer Frau, auch die Entstehungsgeschichte des Buches selbst ist erzählenswert.

Daniel Becker wuchs in Bonn auf. Ende der 80er-Jahre belegte er an seinem Gymnasium den Geschichtsleistungskurs. „Da war unter anderem die Oktoberrevolution Thema. Für mich aus westdeutscher Perspektive war das alles schwer nachzuvollziehen. Was ist eigentlich eine Revolution? Wie wurde die Sowjetunion zum Machtfaktor?“, erinnerte er sich. „Und dann war das die Zeit, als Gorbatschow immer populärer wurde. Ich wollte mehr wissen. Und da sagte mein Vater: Ich kenne da jemanden, der die Oktoberrevolution miterlebt hat.“

Von Russland über Berlin nach Südafrika

Daniel Becker, damals 18 Jahre, rief dann bei der alten Dame aus dem Bekanntenkreis seines Vaters an. Die lud ihn ein: „Komm doch mal vorbei.“ Und so lernte er Sonja Berg (1903-1995) kennen. Sie erzählte ihm von ihrem Leben, von der Flucht aus dem revolutionären Russland 1918 nach Berlin. 1934 musste die Familie wegen ihrer jüdischen Herkunft Berlin verlassen und ging nach Südafrika. Nach dem frühen Tod ihres ersten Mannes heiratete sie in Südafrika erneut und kam irgendwann wieder nach Deutschland zurück. Doch nicht nur über ihr eigenes Leben erzählte sie, auch von dem ihrer Eltern und ihrer drei Brüder.

„Ich hörte mir das alles fasziniert an. Damals dachte ich, dass ich mir das alles merke. Deshalb schrieb ich mir leider nichts auf“, bedauert Daniel Becker rückblickend. „Doch irgendwann merkte ich, dass ich manches vergaß. Das fuchste mich. Also begann ich aufzuschreiben, was ich noch im Gedächtnis hatte, denn ich wollte unbedingt die Lebensgeschichte dieser Frau und ihrer Familie in Erinnerung behalten.“

Recherche in Tagebüchern,
Briefen und Archiven

Die Lücken, die er nicht mehr füllen konnte, wollte der inzwischen in Heinersdorf lebende Politikberater mit Recherchen auffüllen. „Ich wusste, dass Sonja Bergs Tochter in den USA lebt, hatte aber keine Kontaktdaten“, berichtet Daniel Becker. 2007 konnte er sie schließlich ausfindig machen. Stephanie Rosenberg stellte ihm Tagebuchaufzeichnungen und Briefe ihrer Mutter zur Verfügung. Außerdem führte Daniel Becker via Skype zahlreiche Interviews mit der Tochter und recherchierte in Archiven.

„Ich wusste nicht, dass ich ein Buch schreiben werde“, sagt der Heinersdorfer heute. Doch zehn Jahre später lag ein Manuskript vor. Mit Geduld und etwas Glück fand er einen Verlag. Das Buch „Die drei Emigrationen der Sonja Berg“ erschien mit fast 400 Seiten und zahlreichen Bildern (ISBN 978-3-95510-278-4, 24 Euro).

Aus diesem Buch liest er am 21. April um 19 Uhr in der Zukunftswerkstatt Heinersdorf an der Romain-Rolland-Straße 112. Der Eintritt zur Lesung ist kostenlos, eine Spende zugunsten der Zukunftswerkstatt aber gern gesehen.

Weitere Informationen zur Veranstaltung: 030/21 98 29 70 sowie über den Link zukunftswerkstatt-heinersdorf.de.

Autor:

Bernd Wähner aus Pankow

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