Woher Obst und Gemüse kommen
Ehrenamtliche und Grundschüler gärtnern gemeinsam in der Kleingartenanlage „Freies Land“
An den Johannisbeersträuchern ist inzwischen frisches Grün zu sehen, an den Bäumen öffnen sich die Knospen, die Hochbeete stehen bereit und Peter Molnár öffnet nicht ohne Stolz die Tür zu einem ganz besonderen Garten.
Mitten in der Kleingartenanlage mit der offiziellen Adresse Romain-Rolland-Straße 35a gibt es nämlich einen Schulgarten – ein Kooperationsprojekt des Vereins KGA „Freies Land“ mit der benachbarten Grundschule am Wasserturm. „Wir haben uns vor einigen Jahren vorgenommen, uns noch mehr unserem Umfeld zu öffnen“, sagt Peter Molnár, der Vorsitzende des Kleingartenvereins. Mit seinen 589 Mitgliedern, die insgesamt 409 Parzellen bewirtschaften, gehört diese Kleingartenanlage zu den größten im Bezirk Pankow.
Dass die Kleingärtner mit der Grundschule zusammenarbeiten, liegt vor allem auch daran, dass die Anlage „Freies Land“ für viele Schüler irgendwie zum Alltag gehört. Etliche laufen morgens durch die Kleingärten, um ihren Schulweg abzukürzen. Nachmittags besuchen einige von ihnen auf dem Heimweg den Spielplatz am Vereinshaus, den die Kleingärtner für Kinder aus der Nachbarschaft anlegten. Und bei schönem Wetter kommen Familien aus dem Kiez auch gern mal in die Vereinsgaststätte „Zum Freiland-Stübchen“, die sich mitten in der Anlage befindet.
2017 entstand die Idee, eine Kooperation zwischen Verein und Schule anzubahnen. Eine erste gemeinsame Aktion gab es im Spätsommer 2018. Mit Unterstützung der Aktion Mundraub wurden zwölf Obstbäume in der Kleingartenanlage gepflanzt. Erstklässler der Grundschule und Elternvertretern wurden dazu eingeladen. Als Baumspender für diese Pflanzaktion konnte die Kaufland-Filiale an der Romain-Rolland-Straße gewonnen werden.
Aber warum nicht gleich der Schule einen eigenen Garten zur Verfügung stellen? Vereinsmitglieder hätten sich bereit erklärt, dieses Vorhaben ehrenamtlich zu unterstützen, sagt Peter Molnár. Dafür bot sich eine gekündigte 187 Quadratmeter große Parzelle unweit des Pfuhls in der Anlage an. In der Schule gründete sich indes eine Arbeitsgemeinschaft „Heinersdorfer Gartenzwerge“. Mit Beginn des Schuljahres 2019/2020 waren dann alle noch offenen Fragen geklärt. Sven Slabon, heute Schulleiter der Grundschule am Wasserturm, und Peter Molnár unterzeichneten eine Kooperationsvereinbarung. Bevor es auf der Schulgartenfläche richtig losgehen konnte, war allerdings erst einmal Gestrüpp vom Grundstück zu entfernen. Dabei packten Schüler und Kleingärtner gemeinsam mit an. Und die Firma Bode stellte sogar einen Minibagger bereit.
Gefördert wird das Kooperationsprojekt vom Landesverband der Gartenfreunde sowie von der Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz. Dadurch konnte inzwischen eine 14 Quadratmeter große Gartenlaube aufgebaut werden. Außerdem entstanden fünf Hochbeete. Weiterhin unterstützt der Förderverein der Grundschule am Wasserturm das Schulgartenprojekt. Mit den Spenden konnte vor nicht allzu langer Zeit nun auch eine Bio-Toilette aufgebaut werden. „Wir haben für den Schulgarten Ansprechpartner aus unserem Verein benannt, zwei vom Vorstand und zwei Gartenfachberater“, sagt Molnár. „Diese kümmern sich ehrenamtlich um die Zusammenarbeit mit der Schule und stehen auch bei der weiteren Gestaltung des Gartens mit Rat und Tat zur Seite.“
Auch wenn das Kooperationsprojekt mit viel Engagement startete, die Corona-Pandemie bremste es etwas aus. „Leider konnten die Schüler im zurückliegenden Jahr immer nur in Kleingruppen in ihren Schulgarten kommen. Sie durften sich immer nur für eine gewisse Zeit dort aufhalten“, berichtet Peter Molnár. Deshalb kümmerten sich überwiegend die Kleingärtner darum, dass alles wächst und gedeiht. „Unsere Vereinsmitglieder übernahmen im Sommer zum Beispiel die Bewässerung, ernteten die Tomaten, Gurken, Zucchini, Salate und stellten sie der Schule zur Verfügung.“ Alle hoffen jetzt natürlich, dass die Schüler im Laufe dieses Jahres wieder etwas mehr Zeit in ihrem Schulgarten verbringen können. „Außerdem planen wir noch einen Lehrpfad durch die Anlage im Bereich des Pfuhls“, blickt Molnár nach vorn.
Autor:Bernd Wähner aus Pankow |
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