Kampf um die Luzinstraße 11-13
Marzahn-Hellersdorf will gegen den Willen der BVV und der Anwohner grünen Innenhof bebauen
In den Innenstadtbezirken gibt es kaum noch welche. Marzahn-Hellersdorf dagegen verfügt noch über viele grüne Innenhöfe. Aufgrund des Wohnungsmangels geraten sie jedoch zunehmend in Gefahr. An der Luzinstraße 11-13 in Hellersdorf droht eine solche grüne Oase nun bebaut zu werden.
Vor einigen Jahren wurde die im Innenhof liegende, eingezäunte Baufläche der Berliner Immobilienmanagement GmbH zur Vermarktung übertragen. „Um eine verträgliche Bebauung zu gewährleisten“, wie die für die Stadtenwicklung zuständige Bürgermeisterin Dagmar Pohle (Die Linke) auf Nachfrage der Berliner Woche erklärt. Daher habe das Bezirksamt ein Bebauungsplanverfahren eingeleitet, um Bebauungsvarianten zu entwickeln. Inzwischen prüfe das Stadtentwicklungsamt auch, ob mit dem Bau einer Kita, einer anderen sozialen Einrichtung oder Spielplatzfläche die Infrastruktur verbessert werden könnte.
Politischen Sprengstoff bergen die Pläne, weil Anwohner als auch die Bezirksverordnetenversammlung (BVV) den Erhalt des Innenhofs als Grünfläche oder als Fläche zur Regenwasserspeicherung wünschen. Im Juni 2020 fasste die BVV auf Antrag der CDU-Fraktion und mit großer Mehrheit einen Beschluss dazu. Für die BVV-Sitzung am 27. Mai hat die CDU ihren Antrag erneuert und beruft sich auf die von der BVV im März dieses Jahres ausgerufenen Klimanotlage. Erneut wird das Bezirksamt ersucht, eine Bebauung der Innenhöfe in der Luzinstraße, Stollberger Straße, Eisenacher Straße und Kölpiner Straße auszuschließen. Gegenüber der Berliner Woche teilte der CDU-Fraktionsvorsitzende Alexander Herrmann mit, dass er die Luzinstraße für „völlig ungeeignet“ für eine Bebauung hält. „Frau Pohle setzt sich hier als zuständige Stadträtin über den Willen der Bürger und die eindeutige Beschlusslage der BVV hinweg.“ Der Wohnungsbau sei eine gesamtstädtische Herausforderung, die nicht in einem Bezirk gelöst werden könne. „In Marzahn-Hellersdorf bauen wir, als ob es kein Morgen gibt“, kritisiert er.
Marina Barchmann gehört zu den Anwohnern, die sich vehement gegen eine Bebauung des Innenhofs in der Luzinstraße wehren. Sie haben eine Unterschriftenaktion gegen eine mögliche Bebauung durchgeführt. „Auf dem umzäunten Innenhof konnte sich die Natur über viele Jahre ungestört entfalten. Es entstand zwischen den Häusern eine grüne Klimainsel mit hohen Bäumen und einem Bestand an zum Teil seltenen und geschützten Tierarten, unter anderem Feldhasen und Fledermäuse“, berichtet sie in einer E-Mail an die Berliner Woche. „Für die etwa 1000 Anwohner bedeutet der Innenhof in immer heißer werdenden Sommern ein gesünderes, wohltuendes Klima sowie einen natürlichen Sicht- und Lärmschutz zwischen den Häusern, also schlicht Lebensqualität.“
Dagmar Pohle teilte auf Nachfrage der Berliner Woche mit, dass eine Bebauung so eingeschränkt werde, dass negative Auswirkungen für die bestehende Nutzung des Innenhofes ausgeschlossen werden können. „Dennoch müssen Überlegungen zu einer vernünftigen Nutzung landeseigener Baugrundstücke, insbesondere angesichts des angespannten Wohnungsmarktes und notwendiger Folgeeinrichtungen, möglich sein“, fügt sie hinzu. Sie denkt an Wohnungen für Personengruppen mit besonderem Wohnbedarf infolge der demografischen Entwicklung und eines Verdrängungsprozesses aus der Innenstadt. Das Ersuchen der BVV und der Anwohner solle im Rahmen des Bebauungsplanverfahrens berücksichtigt werden.
Autor:Philipp Hartmann aus Köpenick |
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