Museumswohnung zeigt WBS 70 im Originalzustand
Hellersdorf. WBS 70 ist eine Legende unter den Bauhistorikern. Ältere Hellersdorfer wissen meist noch, dass sie in einer Wohnung solchen Typs leben. Bei den Jüngeren ist das seltener der Fall.
Die Großsiedlung Hellersdorf hat sich seit der Wiedervereinigung stark verändert. An bestehenden Häusern hat sich am Äußeren und im Innern sehr viel geändert. Und es wurden viele neue Häuser hochgezogen. Nur wenig erinnert noch an das uniforme Bild, das sich dem Betrachter Ende der 1980er-Jahre vom Kienberg mit Blick auf die damals neuen Wohnblöcke bot.
Fast alle dieser Häuser wurden mit einem Wohnungstyp bestückt, der Wohnungsbauserie 70, abgekürzt WBS 70 genannt. In einer Liste der Jahrestage dieses Jahres erinnert der Heimatverein daran. „Der erste vom Berliner Wohnungsbaukombinat errichtete sechsgeschossige Wohnblock der neu entwickelten Serie WBS 70 (B) in der Bodo-Uhse-Straße wird am 1. Oktober 1987 an die Kommunale Wohnungsverwaltung Hellersdorf übergeben“, heißt es darin.
Der Wohnungsbau in Berlin war nicht allein Angelegenheit des Berliner Wohnungsbaukombinats. Die Berliner konnten die von der SED gesteckten Ziele allein gar nicht schaffen. So entschied die Partei, dass sich die Wohnungsbaukombinate aller DDR-Bezirke am Wohnungsbau in Berlin beteiligen müssen. Die Namen der Straßen in den unterschiedlichen Vierteln von Hellersdorf erinnern daran. Die ersten Fünfgeschosser wurden 1985 nördlich der neuen U-Bahn-Trasse von Arbeitern des Wohnungsbaukombinats Erfurt um die Gothaer Straße gebaut.
Die WBS 70 gab es, wie die Bezeichnung schon sagt, seit Anfang der 1970er-Jahre. Der Wohnungstyp wurde seitdem ständig weiterentwickelt und schließlich zur dominierenden Serie im Wohnungsbau der DDR. „Der Staat konnte auf die teurere und weniger flexible Skelettbauweise verzichten“, erklärt Ralf Protz vom Kompetenzzentrum Großsiedlungen. Die Wohnungsbaukombinate bauten jeweils „ihre“ Wohnungen mit kleinen Unterschieden im Grundriss und an den Fassaden.
Wer sich eine WBS 70 im Originalzustand anschauen will, der kann die Museumswohnung der Stadt und Land Wohnbauten-Gesellschaft mbH an der Hellersdorfer Straße 179 besichtigen. Das Viertel wurde 1986 vom Wohnungsbaukombinat Cottbus gebaut. Gleich gegenüber befindet sich im Erdgeschoss des Hauses eine Musterwohnung. Sie stammt aus der Zeit der Sanierung des Gebäudes im Jahr 2004. Die Museumswohnung wird seitdem von Wolfgang Sawatzki betreut. Besichtigungen sind nach Absprache und sonntags von 14 bis 16 Uhr möglich. Kontakt unter 0151/1611 44 47. hari
Autor:Harald Ritter aus Marzahn |
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