In die Höhe oder in die Breite?
Streit um geplantes Hochhaus auf dem Boulevard Kastanienallee
Die alte Kaufhalle am Boulevard Kastanienallee sollte eigentlich längst abgerissen sein und der Bau eines Hochhauses an der Stelle im Herbst beginnen. Erste Vorbereitungen für den Abriss wurden getroffen, aber um den Bau des Hochhauses wird in der Bezirkspolitik gestritten.
Der Grundstückseigentümer und Investor, die Haberent Grundstücksentwicklungsgesellschaft mbH, will anstelle der Kaufhalle ein Hochhaus bauen. Ggen den im August gestellten Bauantrag hat das Bezirksamt prinzipell keine Einwände, verlangt aber noch einige Nachbesserungen. Auf einer Anwohnerversammlung hatte Haberent den Bau eines Zwölfgeschossers angekündigt, inzwischen sollen es 14 Etagen werden.
Gegen den Bau des Hochhauses hatte es von Anfang an Widerstand gegeben. Anwohner hatten eine Unterschriftenaktion gestartet, um das Hochhaus zu verhindern. Bis Ende Oktober waren mehr als 150 Unterschriften zusammengekommen.
Die CDU-Fraktion stellte im Oktober einen Antrag in der Bezirksverordnetenversammlung, in dem eine kiezverträgliche Bebauung des Grundstücks gefordert wird. Was es nicht ist, weiß der Fraktionsvorsitzende Alexander J. Herrmann. „Ein Hochhaus am Boulevard ist nicht kiezverträglich“, sagt er. Die Häuser am Boulevard seien bisher Fünf-und Sechsgeschosser. Anwohner sorgten sich zu Recht um ihre Lebensqualität. Sie befürchteteten, dass ihre Wohnungen verschattet und die ohnehin vorhandenen sozialen Probleme durch den Anteil von 50 Prozent Sozialwohnungen im geplanten Hochhaus noch verstärkt würden.
Der SPD-Abgeordnete Sven Kohlmeier hält dem entgegen, dass CDU nach dem Sankt-Florians-Prinzip handelt: Nur nicht vor meiner Haustür. Im Land werfe sie dem Senat vor, dass nicht schell genug neue Wohnungen gebaut würden. „Berlin wächst und es werden neue Wohnungen gebraucht. Wir sollten alle dazu stehen“, erklärt er.
Das Bezirksamt hält ein Hochhaus am Boulevard für angemessen, zumal es in einer Zwickmühle steckt. „Der Investor könnte statt in die Höhe auch in die Breite bauen, um die gleiche Anzahl von Wohnungen zu erreichen“, erklärt Bürgermeisterin Pohle (Die Linke). Dann müsste aber die bisherige Freifläche zwischen Boulevard und der Stollberger Straße verschwinden.
Der Investor baut für die Gesobau, die die Wohnungen fertig übernehmen will. Hierauf setzt Herrmann seine Hoffnungen. „Die Gesobau ist eine landeseigene Gesellschaft. Da kann die Politik mitreden, was gebaut wird“, sagt er.
Autor:Harald Ritter aus Marzahn |
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