Interview mit Martina Giest über die Zeit nach der Einschulung
Hellersdorf. Das Lokale Bündnis für Familie veranstaltet im „Haus Kompass“ einen Nachmittag unter dem Titel „Grundschulzeit – schöne Zeit!?“. Martina Giest, Leiterin des schulpsychologischen Beratungszentrums im Bezirk, spricht über das Schöne für Kinder und Eltern, aber auch über deren Probleme und Sorgen. Mit Martina Giest sprach Berliner-Woche-Reporter Harald Ritter.
Frau Giest, Anfang dieses Monats sind rund 2500 Erstklässler neu in die Schulen des Bezirks gekommen. Wie fühlen sich die, nachdem der größte Teil der Süßigkeiten der Schultüten aufgegessen sind?
Martina Giest: Die meisten werden sich weiter wohlfühlen, bleibt es doch spannend in den nächsten Monaten. Jeden Tag gibt es etwas Neues, wird etwas Neues hinzugelernt. Entscheidend ist, wie sie darauf vorbereitet wurden.
Wie, von der Kita oder von den Eltern?
Martina Giest: Die Kinder lernen in der Kita schon viel. Aber da ist noch nicht der Zeitdruck, der organisatorische Zwang dahinter wie in einem Schulbetrieb. Allein schon, sich im in der Regel viel größeren Schulgebäude jeden Tag zurechtzufinden, ist für viele Kinder eine neue Herausforderung. Wenn es zum Sportunterricht geht, muss man sich allein aus- und wieder anziehen. Wer bis dahin noch nicht gelernt hat, sich die Schuhe selbst zuzuschnüren, bekommt Probleme, manchmal den Spott anderer Kinder zu spüren. Da ist keine „Tante“ mehr, die hilft, wie im Kindergarten, und die Mama schon gar nicht.
Wie ist das mit den Eltern?
Martina Giest: Auch die müssen sich in eine neue Situation einfinden. Nicht mehr alles, was das Kind macht oder leistet, ist einfach gut. In der Kita lag der Schwerpunkt noch auf freie Entfaltung und Beschäftigung. Jetzt schreibt die Lehrerin vielleicht vor, was und mit welchen Farben gemalt werden soll. Es gibt auch Rückmeldungen in anderer Form als bisher, wenn etwas nicht klappt.
Sie meinen Einträge in das Hausaufgabenbuch oder das „Mutti“-Buch?
Martina Giest: Genau. Wobei Lehrer und Eltern vielleicht doch eine andere Form wählen sollten, regelmäßig miteinander zu kommunizieren. Wenn ein Kind einen Eintrag nach Hause tragen muss, trägt es an seiner Schultasche doppelt so schwer. Ein Telefonat oder eine E-Mail sind bessere Weg miteinander über das Kind zu sprechen.
Autor:Harald Ritter aus Marzahn |
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