Peter-Weiss-Bibliothek: Förderverein übergibt Geschäfte an Agrarbörse
Hellersdorf. Die Peter-Weiss-Bibliothek hat einen neuen Träger. Die Geschäfte übernahm Ende Januar die Agrarbörse Deutschland Ost.
Die Mitglieder des Fördervereins der Peter-Weiss-Bibliothek sind älter geworden. Der Vorstand sah sich nicht mehr in der Lage, die Geschäfte der Bibliothek weiterzuführen. Mit der Agrarbörse Deutschland Ost wurde ein neuer Träger gefunden, der zu den größten Trägern von Kulturprojekten im Bezirk gehört. Er unterhält unter anderem seit Jahrzehnten das Kulturgut Marzahn und auch das Kunsthaus Flora in Mahlsdorf. „Wir wollen die Arbeit in der Peter-Weiss-Bibliothek ohne Einschränkungen weiterführen“, erklärte Günter Röder, Geschäftsführer der Agrarbörse, anlässlich der Übernahme der Bibliothek.
Bücher gerettet
Die Weiss-Bibliothek ging aus einer Initiative von Bewohner des Bezirks hervor, die der Vernichtung von Büchern aus DDR-Verlagen nach 1990 nicht tatenlos zuschauen wollten. Die Mitglieder des Fördervereins übernahmen ausgewählte Bücher in den Bestand ihrer neuen Bibliothek. Dieser erwies sich nach wenigen Jahren schon als so einmalig, dass die Bibliothek auch zunehmend Wissenschaftler anzog. Sie hat einen Bestand von rund 20 000 Büchern.
Den Namen des 1916 bei Potsdam geborenen Peter Weiss erhielt die Bibliothek anlässlich dessen 20. Todestages im Jahr 2002. Der Sohn eines jüdischen Vaters emigrierte in der Nazi-Zeit und verbrachte die meiste Zeit seines Lebens in Schweden. Auch als Maler und Grafiker bekannt, gehört er zu den bedeutendsten deutschsprachigen Schriftstellern der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts.
Den Kiez belebt
Neben der Rettung von Büchern und der Pflege des Erbes von Peter Weiss entwickelte die nach ihm benannte Einrichtung auch zunehmend den Charakter einer Kiez-Bibliothek. Sie bietet den Menschen im Ortsteil auch Literatur zur Lebenshilfe und Unterhaltung an. Mit bisher über 490 Veranstaltungen, die rund 16 000 Besucher hatten, trug sie zur Belebung im Kiez bei.
„Wir sind froh, unsere Bibliothek an einen solchen Nachfolger wie die Agrarbörse übergeben zu können“, sagte Gisela Peter. Die 77-Jährige war die Vorsitzende des Fördervereins, bis sich dieser im Januar auflöste. Eine Reihe von Ehrenamtlichen, zu dem vor allem Vereinsmitglieder gehören, wird auch unter der Trägerschaft der Agrarbörse weitermachen und die Bücher betreuen. hari
Autor:Harald Ritter aus Marzahn |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.