Kulturforum zeigt Zeichnungen und Porträts aus dem Schwaen-Archiv
Es ist eine abenteuerliche Geschichte, wie die Werke des Zeichners in das Haus in der Mahlsdorfer Wacholderheide 31 kamen. Hier lebte der Komponist Kurt Schwaen (1909-2007) und unterhält seine Witwe, Ina Iske-Schwaen, das Kurt-Schwaen-Archiv. Das Haus und ein dahinter stehender Bungalow sind voll von Zeugnissen aus dem Leben des Komponisten.
Kurt Schwan ließ den Bungalow in den 80er-Jahren eigentlich als Archiv für den Maler und Pressezeichner Emil Stumpp (1886-1941) bauen. Hier war fast der gesamte Nachlass des bekanntesten Pressezeichners der Weimarer Republik untergebracht.
Wegen eines kritischen Hitler-Porträts erhielt Stumpp 1933 Berufsverbot in Deutschland. Er ging ins Ausland und konnte sich mit dem Verkauf von Bildern und Zeichnungen über Wasser halten. Weil seine Tochter Hilde tödlich erkrankt war, reiste er 1940 erneut in Deutschland ein. Aufgrund einer Denunziation wurde er von der Gestapo verhaftet und zu einem Jahr Haft verurteilt. Bereits nach einem halben Jahr verstarb er an den unmenschlichen Haftbedingungen.
Kurt Schwaen hatte bereits drei Jahre Haft wegen Widerstandes gegen die Nazis hinter sich, als er Hedwig Stumpp (1913-1976), eine weitere Tochter Emil Stumpps, kennenlernte und später heiratete. Zusammen mit seiner ersten Frau rettete er den Nachlass seines Schwiegervaters. Mehrfach zogen sie mit dem gesamten Nachlass während des Krieges und nach dem Krieg in Berlin um. Zeitweilig war die Sammlung auch im Märkischen Museum und im Zeughaus, dem heutigen Deutschen Historischen Museum untergebracht.
Emil Stumpps Werk umfasst nahezu 20 000 Zeichnungen und Lithografien sowie 1000 Aquarelle und zahlreiche Ölgemälde. Es gibt kaum einen Prominenten aus den 20er- und 30er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts, den er nicht porträtierte. Ob Thomas Mann, Edvard Munch oder Franklin D. Roosevelt - von jedem ließ er sich das Original handsignieren.
Nach der Wende überließ Schwaen den größten Teil des Nachlasses Michael Stumpp, einem Neffen der Grafikers. Dieser besitzt hierdurch das eigentliche Stumpp-Archiv, das seit 1998 im hessischen Gelnhausen angesiedelt ist. Weitere Teile des Nachlasses befinden sich im Institut für Zeitungsforschung in Dortmund.
In Mahlsdorf verblieben noch rund 1000 Arbeiten, meist Porträts von Künstlern, Literaten und Schauspielern. Von diesen Arbeiten bietet die Ausstellung "Emil Stumpp: Zeichnungen, Porträts und Stadtansichten" einen Ausschnitt.
Autor:Harald Ritter aus Marzahn |
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