Kunst vom Rande der Stadt
Künstlerinitiative präsentiert Ausstellung zu ihrer Geschichte
Die Künstlergruppe „Kunst im Untergrund“ zeigt am Boulevard Kastanienallee eine Ausstellung zu ihrer Geschichte. Damit macht sie auch auf ihre Wurzeln in der DDR und damit dem Berliner Osten aufmerksam.
Dem Besucher erschließt sich auf eingängige Weise das künstlerische Programm der Gruppe. Diese tauchte 2014 wie aus dem Nichts in Hellersdorf auf und veranstaltete Aktionen und zeigte Ausstellungen. Wechselnde Aktionsorte waren Bahnhöfe an der U-Bahnlinie 5 und deren Umgebung.
Stützpunkt war immer die „Station urbaner Kulturen“. Deren Kulisse wechselte allerdings auch. Schlugen die Künstler ihre Zelte zunächst in leer stehenden Gewerberäumen am Cecilienplatz auf, befindet sich ihr Hauptquartier im Bezirk seit 2016 in ebenfalls schon länger leer stehenden Gewerberäumen am Boulevard Kastanienallee. Dort laden sie zu Veranstaltungen und Diskussionen ein und zeigen regelmäßig Ausstellungen. Die aktuelle ist der Geschichte der Künstlergruppe gewidmet. Diese begann vor 60 Jahren und wird an den Wänden in mehreren Zeitblöcken anhand von Fotos, vergrößerten Dokumenten und Zeitungsartikeln dargestellt. Auf einem Tisch finden sich Publikationen, in denen man Einzelheiten nachlesen kann.
Die Geburtsstunde der Künstlergruppe schlug 1958 mit einer Plakataktion im U-Bahnhof Alexanderplatz zur Weltfriedensbewegung. Dasselbe Thema wurde mit weiteren Aktionen in den folgenden Jahrzehnten variiert. Im Jahr der Wende 1989 lehnte der Berliner Magistrat alle Plakatentwürfe, die unter dem beziehungsreichen Titel „Denken an die Revolution“ standen, ab. Die Ausstellung wurde dennoch eröffnet, aber erst im Dezember des Jahres.
Unter anderem Vorzeichen und Bedingungen gab es Ausstellungen im U-Bahnhof Alexanderplatz noch bis 2008. Dann vermietete die BVG die Wände als Werbeflächen und es begann ein Umzug innerhalb des Berliner U-Bahn-Netzes von Station zu Station. Mit dem Umzug nach Hellersdorf im Jahr 2014 begann für die Künstlergruppe eine neue Phase ihrer Arbeit. Seitdem sind zentrale Motive das Leben am Rande der Großstadt, die Probleme und Lebensgefühle der Menschen in den Stadtrandsiedlungen. Dieses Motiv haben die Künstler seitdem in ihren Aktionen und Veranstaltungen immer wieder variiert. „Wir wollen den Anspruch vermitteln, dass auch die Siedlungen am Stadtrand zur Stadt gehören“, erklärt Feben Amara von der Künstlerinitiative.
Die wichtigste Aktion der Künstlerinitiative in diesem Jahr ist der Plakatwettbewerb „Recht auf Stadt“. Insbesondere Bewohner der Hellersdorfer Großsiedlung waren dazu aufgerufen, dabei mitzumachen. „Wir setzen damit unsere Bemühungen um das politische Plakat fort“, sagt Adam Page, Sprecher der Künstlerinitiative. Die besten Plakate werden von September bis Dezember an der Haltestelle der U 5 am Alexanderplatz gezeigt.
Die Ausstellung „60 Jahre Kunst im Untergrund“ ist noch bis 8. September in der „Station urbaner Kulturen“, Auerbacher Ring 41, am Boulevard Kastanienallee zu besichtigen. Öffnungszeiten sind donnerstags bis sonnabends von 15 bis 19 Uhr.
Autor:Harald Ritter aus Marzahn |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.