Dieter Aps (62) erkrankte schwer an Corona
Der Drang nach Hause hielt ihn am Leben
Dieter Aps hat Glück im Unglück gehabt. Der 62-Jährige aus Hellersdorf wäre beinahe am Coronavirus gestorben. Selbst die Ärzte seien von seinem Genesungsprozess erstaunt gewesen, berichtet seine Frau. Auf der Intensivstation im Unfallkrankenhaus Berlin (ukb) lag er tagelang im Koma, doch er überstand diese kritische Situation.
Post-Covid-Syndrom entwickelt
Das Schlimmste hat er nun hinter sich, doch eine mehrwöchige Reha steht ihm noch bevor. Auch jetzt, einige Wochen nach der Entlassung aus dem ukb, merkt Dieter Aps noch die Auswirkungen seiner schweren Erkrankung. Er gehört zu denjenigen Patienten, die ein Post-Covid-Syndrom entwickelt haben. Luft bekommt er wieder gut, doch Kreislaufprobleme machen ihm immer wieder zu schaffen. „Ich habe irgendetwas am Nacken. Wenn ich nach oben schaue oder den Kopf zu schnell drehe, wird mir schwindlig.“ Nun hofft er, dass die Ärzte den Grund dafür finden.
Wo er sich angesteckt hat, weiß Dieter Aps nicht. Er vermutet, dass es bei seiner Arbeit als Betreuer in einem Kinder- und Jugendclub passiert ist. Zuerst habe er sich lange dagegen gewehrt, den Notdienst zu rufen. „Ich dachte, wenn ich ins Krankenhaus komme, komme ich dort nicht mehr raus“, erzählt er. Seine Frau habe sich schließlich durchgesetzt. Er hätte früher auf sie hören sollen.
Ohne Erinnerung an die ersten Tage
Am 2. April wurde er ins ukb eingeliefert. An die ersten Tage habe er überhaupt keine Erinnerung mehr. Dann habe man ihn mehrere Tage ins künstliche Koma versetzt. Erst am 13. April wurde er von der Intensivstation auf die Isolierstation verlegt. Da habe der Arzt zu ihm gesagt: „Heute ist Ihr zweiter Geburtstag!“
Von der Zeit auf der Intensivstation hat Dieter Aps nicht viel mitbekommen, nur dass er Albträume hatte. Später auf der Isolierstation habe er Angst vor der Dunkelheit gehabt, nicht schlafen können und oft bis spät in die Nacht ferngesehen. „Sogar Harry Potter habe ich geguckt, obwohl ich den nicht mag.“
Ehefrau hatte auch Corona
Zu seiner Familie hatte er keinen persönlichen Kontakt. Ein Besuch war nicht gestattet, zudem hatte seine Frau ebenfalls Corona und musste sich in häusliche Quarantäne begeben. „Ich war eigentlich nur erkältet, aber man fühlt sich plötzlich uralt und kann kaum laufen“, schildert Sabine Aps ihre Erfahrungen.
Sie habe schon über den Tod ihres Mannes nachgedacht, als sie von dessen Koma erfuhr. „Die ersten drei Tage waren ganz schlimm. Ich habe sehr viel geweint und hatte Angst.“ Immer wieder hätten sie Freunde und Verwandte angerufen und nach dem aktuellen Gesundheitsstand gefragt, berichtet sie. Zum Glück sei die Betreuung im ukb ausgezeichnet gewesen. Der Doktor habe am Telefon immer versucht, ihr alles genau zu erklären.
Dank an das Pfege- und Ärzteteam des ukb
Auch ihr Mann findet ausschließlich lobende Worte für die Ärzte und Pfleger, die er immer nur in voller Schutzmontur zu Gesicht bekam. Obwohl diese immer unter Stress gestanden hätten, habe er so viel Freundlichkeit erlebt. Dafür wolle er sich bedanken. „Ich bewundere das. Man sieht ja im Fernsehen immer wieder, wie fertig da manche sind.“ Bis heute wurden im ukb mehr als 1400 Corona-Patienten behandelt, davon 340 auf der Intensivstation.
Am 21. April durfte er wieder nach Hause. Anfangs habe er keine fünf Meter gehen können. In den Tagen und Wochen darauf habe er dann aber wieder angefangen, mit Gewichten zu trainieren sowie Dinge zur reparieren und im Garten zu arbeiten. „Ich habe versucht, mich in Form zu bringen.“ Das Leben nehme er jetzt noch ernster. „Groß etwas ändern werde ich nicht, aber man merkt gerade dadurch, wie sehr man am Leben hängt."
Freude auf das Motorradfahren
Der Drang, wieder nach Hause zu kommen, war für Dieter Aps das Wichtigste, um am Leben zu bleiben. Außerdem habe er an sein Motorrad gedacht, weil das dringend zum TÜV musste. Seit 45 Jahren ist das Motorradfahren seine große Leidenschaft. Darauf freut er sich auch in Zukunft. „Sobald ich von der Reha komme, fahre ich wieder“, sagt er. Auch zur Arbeit will er dann wieder gehen. Vom 23. Juni bis 14. Juli muss er aber erst einmal in eine Lungenklinik im Ostseebad Ahlbeck.
Im September darf er sich dann auch impfen lassen. Menschen, die noch immer die Pandemie leugnen oder die Schutzmaßnahmen nicht ernstnehmen, könne er nicht verstehen. „Ich habe dagegen so eine richtige Abneigung. Diese Leute müssten mal in der Klinik das Elend sehen, wie die Menschen dahingerafft werden.“
Autor:Philipp Hartmann aus Köpenick |
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