Die Wunscherfüllerin geht in Ruhestand
Steffi Märker (62), Gründerin und langjährige Vorsitzende von „Kids & Co“, verabschiedet sich
Sie hat großen Anteil daran, dass Kinder und Jugendliche in Hellersdorf heute zwischen vielen Freizeitaktivitäten wählen können. 1992 gründete Steffi Märker mit drei Mitstreitern den gemeinnützigen Verein „Kids & Co“. Inzwischen betreibt er mit „Joker“, „Senfte 10“, „Helle Oase“ und dem Jugendbildungs-Haus „Sonneneck“ vier Einrichtungen. Nun geht die 62-Jährige in den Ruhestand.
„Was daraus geworden ist, hätte ich mir vor 30 Jahren nicht vorstellen können“, sagt Steffi Märker über die Entwicklung, die „Kids & Co“ in den zurückliegenden drei Jahrzehnten genommen hat. Damals habe es in Marzahn-Hellersdorf quasi nichts gegeben. Viele junge Familien seien zu jener Zeit in die Gegend gezogen, doch Straßen und Gehwege waren noch nicht komplett. Es habe keine Bäume und keinen Strauch gegeben. Spielplätze habe man vergeblich gesucht. Auf Schwarz-Weiß-Fotos, die sie aufgehoben hat, sind vor allem Baustellen und vermüllte Brachen zu sehen.
Zunächst sei es daher darum gegangen, überhaupt ein Angebot zu schaffen, wo Kinder spielen und etwas erleben konnten. Die gebürtige Dresdnerin, die noch heute in einer Großsiedlung in Marzahn-Hellersdorf lebt und Mutter von zwei erwachsenen Söhnen und einer Tochter ist, nahm sich der Sache an. Sie startete die Initiative „Kids beraten Jugendstadtrat“. Dabei konnten Kinder ihre Wünsche, zum Beispiel nach mehr Freizeitangeboten, formulieren.
Dass die Politiker diesen Wünschen jedoch nicht nachkamen, empfand Steffi Märker auch wegen ihrer eigenen Kinder als ein großes Ärgernis. So kurz nach der Wende fehlte es aber an Geld. Auf Anraten von drei erfahrenen Geschäftsleuten und gemeinsam mit ihnen gründete sie deshalb den Verein „Kids & Co“, um an Fördermittel zu kommen. Nach knapp einem Jahr habe sie dann erste Unterstützung durch Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen erhalten. Die erste Aktion sei ein Spielmobil gewesen, das in Innenhöfen für Kinder im Einsatz war.
Als Sitz diente dem Verein eine Wohnung in der Cottbusser Straße. Eine Baracke in Mahlsdorf wurde zum beliebten Freizeittreff „Hultschi 200“ umgebaut. Wenig später wurde aus einer ehemaligen Bankfiliale in der Stendaler Straße das Kinder- und Jugendbüro „Kaktus“, eine Interessenvertretung und zugleich Ideenschmiede für viele auf Kinderwünschen basierende Folgeprojekte des Vereins. Dort suchte Steffi Märker das Gespräch mit der lokalen Skaterszene und schaffte es, Geld für eine eigene Rampe zu beschaffen. Mit der „Senfte 10“ eröffnete 1998 zeitgleich ein Jugendclub für die Rollsportfans.
Heute hat „Kids & Co“ 100 Mitarbeiter. Darunter sind Steffi Märkers Ehemann Lutz, der sich um die Logistik kümmert und im Verein seit 30 Jahren an ihrer Seite arbeitet, und ihr mittlerer Sohn, der seit acht Jahren als Sozialpädagoge angestellt ist. „Ich bin keine Pädagogin. Was ich kann ist, Projekte zu entwickeln und die Finanzierung zu beschaffen, Dinge realisierbar machen, die sich die Jugendlichen wünschen“, erklärt sie.
Im Laufe der Jahre habe sich die Vereinsarbeit verändert. Anfangs ging es darum, überhaupt Freizeitangebote in einem noch unfertigen Bezirk zu machen. Heute kümmern sich die Mitarbeiter vor allem um Jugendliche aus sozial benachteiligten Verhältnissen und helfen beim Übergang von der Schule ins Berufsleben. „Es hat sich in den Jahren viel bewegt durch Kids & Co“, sagt sie nicht ohne Stolz.
Am 13. Mai, wenn der Verein von 13 bis 18 Uhr sein 30. Jubiläum mit Spielen und Sport an allen vier Einrichtungen feiert (offizielle Feierstunde ist von 13 bis 14 Uhr im Garten des Jugendbildungs-Hauses Sonneneck, Alt-Hellersdorf 29-31), wird Steffi Märker ihren letzten Arbeitstag haben. Dann gibt sie die Verantwortung endgültig an ihre Nachfolgerin Inga Schütt ab. Vereinsmitglied will sie bleiben, sich jedoch bewusst zurücknehmen.
Im Ruhestand freut sie sich vor allem auf Ausflüge mit ihrem Mann in die Natur und auch darauf, die Zeit mit ihren Enkelkindern zu verbringen, die sie aufgrund ihrer Arbeit für den Verein für ihre eigenen Kinder nicht immer hatte. Einen Wunsch für die Zukunft hat sie auch noch: dass das Land Berlin Jugendclubs in freier Trägerschaft finanziell deutlich besser unterstützt.
Autor:Philipp Hartmann aus Köpenick |
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