Gesundheitsamt im Stresstest
Corona-Krise legt personellen Notstand schonungslos offen
Die Corona-Epidemie stellt für alle eine Herausforderung dar. Das permanent unterbesetzte Gesundheitsamt des Bezirks kann den aktuellen Anforderungen nur mit größten Anstrengungen begegnen.
Die Aufgaben der Gesundheitsämter reichen von der Aufnahme und Auswertung zahlreicher Daten bis zur Umweltmedizin und zu Einzelberatungen, etwa zu Aids oder Schwangerschaften.
Schon in normalen Zeiten kann das Gesundheitsamt des Bezirks diesen Aufgaben kaum nachkommen. Von 23 Ärztestellen sind aktuell nur elf besetzt.
Mit der Corona-Krise kamen noch zahlreiche Aufgaben hinzu. Hierzu gehört die Organisation von Abstrichen zur Erkennung von Infektionen und die Beratung von Menschen, die sich angesteckt haben könnten. In aller Eile mussten beispielsweise zehn Ermittlungsteams und außerdem Abstrichteams gebildet werden. Eine Telefonhotline wurde installiert.
Um das zu ermöglichen, stellte das Bezirksamt aus anderen Abteilungen zur Unterstützung einen Personalpool zusammen. Dennoch verlangt die Situation von den Mitarbeitern des Gesundheitsamtes Überstunden in erheblichem Maße. Sie sind auch an Wochenenden und Feiertagen im Einsatz.
Der Schwerpunkt der Corona-Infizierungen liegt in den Innenstadtbezirken. Die Fallzahlen stiegen in Außenbezirken wie Marzahn-Hellersdorf erst allmählich an. Mitte April gab es etwas mehr als 200 bestätigte Fälle. Knapp 80 Infizierte waren schon wieder genesen. Rund 950 Personen hatten seit Ausbruch des Virus in Quarantäne gehen müssen. Bei mehr als der Hälfte konnte bis Mitte April die Quarantäne wieder aufgehoben werden.
Sollte sich die Gefahr durch den Virus in den kommenden Wochen und Monaten nicht erheblich vermindern, werden die Belastungen für das Gesundheitsamt anhalten. Mehr Personal wäre dringend erforderlich. „Ansonsten kommt es zu einer Überlastung des Personals und wir könnten andere, gesetzlich vorgeschriebene Aufgaben nicht erledigen“, teilt Bürgermeisterin Dagmar Pohle (Die Linke) auf Anfrage der Berliner Woche mit.
Mehr Personal konnte Pohle für ihr Gesundheitsamt schon unter normalen Bedingungen nicht bekommen. Weder wiederholte Ausschreibungen von Stellen auf unterschiedlichen Kanälen und sogar persönliche Ansprachen, etwa von frisch geprüften Fachärzten, haben etwas gebracht. Im Verhältnis zur ihren Kollegen werden Ärzte im Gesundheitsamt schlechter bezahlt. „An diesem grundlegenden Problem ändert sich durch Corona nichts“, erklärt sie.
Autor:Harald Ritter aus Marzahn |
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