Hellersdorf. Die ersten Flüchtlinge sind am 19. August in das Asylbewerberheim in der Carola-Neher-Straße eingezogen. Menschen wie Hartmut Wittig, Pfarrer der evangelischen Kirchengemeinde, heißen sie willkommen.
"Du sollst den Fremdling willkommen heißen", zitiert Hartmut Wittig eine Stelle aus den Büchern Mose. Der Pfarrer der evangelischen Kirchengemeinde Hellersdorf ist einer der Begründer des Netzwerkes "Gemeinsam für Menschen in Not". Es wurde Anfang August von Institutionen, Vereinen und Privatpersonen als Reaktion auf die Auseinandersetzungen um das Asylbewerberheim ins Leben gerufen und hat sich zur Aufgabe gestellt, die Flüchtlinge in Hellersdorf zu begleiten. Die Zusammenkünfte finden in unregelmäßigen Abständen alle zwei oder drei Wochen in der Kirche der Hellersdorfer Gemeinde in der Glauchauer Straße statt. Die Termine kennen nur die Vertreter des Netzwerkes. Wittig: "Wir wollen keine Störungen."
Auch wenn die Umstände andere sind, erinnert diese Situation den Gemeindepfarrer an die Zeit des Runden Tisches 1989 und 1990 in Hellersdorf. Er selbst leitete damals die öffentlichen Gespräche zwischen den Vertretern des Staates auf der einen und der bunten Schar von Oppositionellen auf der anderen Seite. "Nur ist dieses Mal von der anderen Seite niemand dabei", sagt er. Und dies bereitet Wittig in gewisser Weise große Sorge. Er beobachtet eine Polarisierung im Stadtteil durch den Streit um das Flüchtlingsheim. Ihn beschäftigt, dass kaum ein vernünftiges Gespräch zwischen den Gegnern und den Befürwortern des Heims möglich ist.
Wittig hat seine Gemeindemitglieder angeschrieben und sie gebeten, sich an Treffen mit den Asylbewerbern zu beteiligen. Diese Treffen sollen im kleinen Kreis stattfinden und Vertrautheit schaffen. Denn auch in seiner Kirchengemeinde gibt es Menschen, die das Asylbewerberheim ablehnen. Der Kern der Gemeinde aber steht hinter dem Recht der Flüchtlinge auf Aufnahme in der Bundesrepublik.
Harald Ritter / hari
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