Hilfe auf dem Weg zum Schulabschluss
Das Jugendbildungs-Haus Sonneneck versteht sich als Sprungbrett für Jugendliche in einen Beruf
Das Grundstück an der Straße Alt-Hellersdorf 29-31 ist ein Ort zum Wohlfühlen. Der großzügige Garten bietet Platz zum Fußballspielen und Bogenschießen. Es gibt Hochbeete, einen Lehmofen, eine Outdoor-Küche und einen kleinen Teich. Im Gebäude befinden sich unter anderem eine Tischlerei sowie eine Mode- und eine Multifunktionswerkstatt.
Als Berufsbildungshaus ist die vom Verein „Kids & Co“ betriebene Einrichtung auf dem Areal des Jugendamts schon lange bekannt. Seit Ende September wird sie nun mit neuen Inhalten unter dem Namen Jugendbildungs-Haus Sonneneck fortgeführt. Es handelt sich dabei nach Angaben des Vereins um die erste Jugendbildungsstätte in Marzahn-Hellersdorf mit einem breiten außerschulischen Lernangebot. Die mehr als 30 Mitarbeiter kümmern sich unter anderem um Schüler aus der Umgebung, deren Schulabschluss gefährdet ist. „Der Wunsch ist, dass sie überhaupt einen Abschluss schaffen und die Berufsbildungsreife erlangen“, erklärt Steffi Hutsch, Leiterin des Bereiches außerschulische Bildung bei Kids & Co. In der neunten und zehnten Klasse können Schüler in Absprache mit den Eltern und der Schule zwei Tage pro Woche ins Haus Sonneneck zum praktischen Unterricht kommen. Ihre Arbeit dort wird im Fach Wirtschaft-Arbeit-Technik benotet. Die anderen drei Wochentage verbringen sie in der Schule. Etwa 200 Schüler pro Woche sind beim sogenannten Praxislernen dabei.
Das Jugendbildungs-Haus setzt auf fünf Bildungsbausteine: Persönlichkeits-, Demokratie-, Medien-, Umwelt- und berufliche Bildung. Im Rahmen der Persönlichkeitsbildung lernen die Jugendlichen zum Beispiel Selbstbehauptung und Selbstverteidigung, was Feminismus bedeutet und wie Konflikte konstruktiv zu lösen sind. Im Bereich Demokratiebildung gebt es um die Rechte von Kindern und Jugendlichen, vom Umgang mit Eigentum und der Auseinandersetzung mit einem vielfältigen Europa. In der Medienbildung erfahren die Teilnehmer beispielsweise, wie Fake News entlarvt werden, welchen Einfluss soziale Medien auf das Selbstbild haben, wie PCs gebaut und gepflegt, Musik am Computer selbstgemacht und gekonnt E-Mails geschrieben werden. Bei der Umweltbildung im Fokus stehen der Bau von Nistkästen, Beobachtungen im Bienenstock, nachhaltiges Leben und was jeder Einzelne selbst für den Schutz von Klima und Umwelt tun kann. Und in der beruflichen Bildung geht es um das Gestalten von Bewerbungen, welcher Beruf am besten passt oder welches Handwerk am meisten Spaß macht.
Es sei laut Steffi Hutsch darum gegangen, einen Lernort zu schaffen, um Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene im Alter von sechs bis 25 Jahren in ihrer persönlichen und sozialen Entwicklung zu unterstützen. Mit den Bildungsangeboten in Form von Einzelunterricht, Kleingruppen und Gruppenarbeiten in Tages- und Wochenseminaren werde ein erlebnispädagogischer Ansatz gewählt. Im Haus Sonneneck könnten die Jugendlichen auch unter Anleitung Podcasts und Blogs erstellen, Holz in der Werkstatt verarbeiten oder Theaterrollenspiele ausprobieren. Auch Projekttage für ganze Schulklassen oder Ferienangebote gibt es ganzjährig. Viele dieser Projekte werden durch das Land Berlin finanziert und sind für die Teilnehmer daher kostenlos. Es gibt allerdings auch Angebote, wo ein eigener Kostenbeitrag fällig wird.
Kids und Co, der den Standort einer früheren Kita bereits 1998 übernahm, wird bei seiner Bildungsarbeit durch Mittel des Bezirks, des Landes und des Europäischen Sozialfonds unterstützt. In Zukunft wird der 1992 gegründete gemeinnützige Verein ein neues Führungsteam erhalten. In ein paar Monaten verabschiedet sich die langjährige Vorsitzende Steffi Märker, Trägerin des Bundesverdienstkreuzes, endgültig in den Ruhestand. Geschäftsführerin Inga Schütt folgt ihr nach.
Weitere Infos zum Verein und den Angeboten: kids-und-co.de.
Autor:Philipp Hartmann aus Köpenick |
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