Ungehörte Hilfeschreie
Die Arche-Autoren Bernd Siggelkow und Wolfgang Büscher veröffentlichen Buch zur Kinderarmut
Mit einem neuen Buch mischen sich der Arche-Gründer Bernd Siggelkow und sein Pressesprecher Wolfgang Büscher in die aktuelle Diskussion um Kinderarmut in Deutschland ein. Es ist ein Plädoyer, armen Familien konkret zu helfen.
Seit „Deutschlands sexuelle Tragödie“, erschienen 2009, hat sich das Autorenpaar Bernd Siggelkow und Wolfgang Büscher einen Namen mit Sachbüchern zu sozialen Problemen vor allem von Kindern in Deutschland gemacht. Mit „Hilf mir -jetzt!“ (Topicus-Verlag, 360 Seiten, 9,99 Euro, ISBN: 978-2919804573) haben der Arche-Gründer und sein Pressesprecher nun ihr achtes gemeinsames Buch vorgelegt.
Siggelkow und Büscher erzählen anhand von Fallbeispielen aus den Arche-Standorten in Deutschland, was Armut mit Familien macht und was sie für die Kinder bedeutet. Es zeigt auch, wie kleine Hilfestellungen das Leben einer Familie verändern und auch Kindern unter schwierigen sozialen Verhältnissen manchmal eine Perspektive geben können.
Eins der beeindruckendsten Beispiele ist der Fall der Geschwister Jessica und Britta aus Hellersdorf. Die beiden Mädchen waren fünf und sechs Jahre alt, als sie im Jahr 2007 erstmals die Arche an der Tangermünder Straße besuchten. Die Kinder gewannen schnell Vertrauen zu den Betreuern des Gründungs- und Hauptstandortes des christlichen Kinder- und Jugendwerkes und brachten eines Tages auch ihre Mutter mit.
Die damals etwa 25-jährige Frau war arbeitslos. Über ihre Probleme wollte oder konnte sie zunächst nicht sprechen. Stattdessen forderte sie Siggelkow auf, sie in ihrer Wohnung aufzusuchen. Bei dem Besuch stellte sich schnell heraus, die Wohnung war verwahrlost und unzureichend ausgestattet. Die Kinder schliefen auf Matratzen auf dem Boden. „Der Zustand der Wohnung war ein einziger Hilfeschrei“, schreibt Siggelkow.
Zusammen mit Mitarbeitern organisierte der Arche-Autor neue Möbel und sogar eine gebrauchte Waschmaschine. Zusammen mit der alleinerziehenden Mutter richteten sie die Wohnung neu ein und besuchten die kleine Familie in den folgenden Wochen und Monaten regelmäßig. Nach etwa einem Jahr merkten sie, dass die Mutter ihr Leben in den Griff bekam. Wochen später hörte er, dass die Frau inzwischen auch eine Arbeit hatte.
Über zehn Jahre später entdeckte Siggelkow die Frau mit ihren Kindern und ihrem neuen Mann bei einem Arche-Fest. Alle wirkten zufrieden. Die beiden Erwachsenen hatten Arbeit, die ältere Tochter hatte gerade ihr Abitur gemacht und die jüngere absolvierte eine Ausbildung zur Bürokauffrau. „Ohne Hilfe von außen, wäre diese kleine Familie gescheitert. Aus eigener Kraft eine Veränderung der Lebenssituation herbeizuführen, war damals unmöglich“, resümiert Siggelkow. Die Geschichte zeige, wie wichtig Sozialarbeit sei und dass es Sinn machen, Geld und auch Zeit darin zu investieren.
Der letzte ausführliche Sozialbericht des Bezirksamts stammt von 2015. Danach waren in der Region um die Arche in Hellerdorf-Nord mehr als 60 Prozent der Kinder von Armut betroffen. Trotz anhaltender Konjunktur war die Zahl der Kinder in Familien mit Hartz-IV-Bezug im Vergleich zum Vorjahr gestiegen. Fast 2400 Kinder lebten bei alleinerziehenden Eltern.
Autor:Harald Ritter aus Marzahn |
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