Keine Wohnung für Großfamilien
Familienvater aus Afghanistan lebt unfreiwillig getrennt von Frau und Kindern
Deutschland ist ein Land der Kleinfamilien und entsprechend wird gebaut. Auch in dieser Hinsicht ist die Bundesrepublik nicht auf die Aufnahme von Flüchtlingen aus anderen Kulturkreisen vorbereitet.
Fazlalhaq Safi (43) stammt aus Afghanistan und lebt seit Anfang 2013 in Deutschland. Zuvor diente er bei der afghanischen Armee und kämpfte gegen die Taliban. Sein Heimatdorf grenzte an das Rebellengebiet. Wiederholt überlebte er nur knapp mehreren Attentaten. Deshalb floh er aus seiner Heimat.
Ende 2016 konnte der anerkannte Asylbewerber seine Frau Hamida (42) und ihre gemeinsamen sieben Kinder nach Deutschland holen. Während er in einer kleinen Einraum-Wohnung am Cottbusser-Platz lebt, ist seine achtköpfige Familie in einem Hotel untergebracht.
Seit zwei Jahren beschränkt sich das „Familienleben“ auf gegenseitige Besuche in der Einraumwohnung und im Hotel. Alle Versuche, eine größere Wohnung für die Großfamilie zu finden, sind bisher erfolglos geblieben und kratzen inzwischen an den Nerven aller Familienmitglieder.
Zuständig für die Unterbringung der Familie ist das Bezirksamt. Es ist aber kein Wohnungsvermittler und kann allenfalls die Dringlichkeit einer Wohnungssuche bescheinigen. Das Jugendamt, für die Betreuung der Kinder zuständig, hat die Familie bei der Wohnungssuche unterstützt, bisher ohne Erfolg. „Solche Fälle sind bekannt. Wir suchen noch grundsätzlichen Lösungen“, sagt Sascha Langenbach, Pressesprecher des Landesamtes für Flüchtlingsangelegenheiten (LAF).
Safi hat sich rund 20 Mal bei Wohnungsunternehmen um eine größere Wohnung beworben und immer nur Absagen erhalten. Ein Argument war und ist die Größe der Familie. In Deutschland gilt, dass pro Person ein Zimmer vorzusehen ist. Wohnungen, die nach dem Maßstab der Größe der Familie Safi angemessen wären, gibt es aber auf dem Markt kaum und wenn, dann sind diese belegt. „Wir würden auch eine kleinere Wohnung nehmen“, erklärt Safi.
Das Jugendamt hat der Familie zwei Sozialarbeiter zur Betreuung zur Seite gestellt. Die Lebenssituation führt zu Spannungen in der Familie. Vor allem die Kinder leiden unter der Situation. Ihnen sollen die Sozialarbeiter eine angemessene Betreuung angedeihen lassen. „Ein 16-jähriger Sohn musste bereits in einer Wohngemeinschaft untergebracht werden, weil er der Situation auf lange Sicht nicht gewachsen war“, sagt Benedikt Griese-Supplie von der Metrum Berlin gGmbH, einer der Betreuer.
„Wir müssen der Familie aus der fatalen Situation heraushelfen, sonst nützt alle Betreuung nichts“, sagt Griese-Supplie. Er hilft der Familie bei der Wohnungssuche. „Wenn es einen Vermieter gibt, der eine angemessene Wohnung hat, sei es auch kein kleines Haus von privat, kann er sich bei mir melden“, erklärt er.
Kontakt per E-Mail an benedikt.griese-supplie@metrumBerlin.de.
Autor:Harald Ritter aus Marzahn |
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