Abwärtstrend gestoppt, Unterversorgung bleibt
Kassenärztliche Vereinigung (KV) Berlin eröffnete ihre erste Hausarztpraxis in Marzahn-Hellersdorf

Die Ärztinnen Dr. Cana Nizamoglu (links) und Dr. Birgit Petenyi (rechts) gehören zum Team der neuen Hausarztpraxis der KV Berlin im Forum Kienberg. Janin Wehle-Marggraf (Mitte) ist dort als medizinische Fachangestellte tätig. | Foto:   Susanne Hemmen/ KV Praxis GmbH
4Bilder
  • Die Ärztinnen Dr. Cana Nizamoglu (links) und Dr. Birgit Petenyi (rechts) gehören zum Team der neuen Hausarztpraxis der KV Berlin im Forum Kienberg. Janin Wehle-Marggraf (Mitte) ist dort als medizinische Fachangestellte tätig.
  • Foto: Susanne Hemmen/ KV Praxis GmbH
  • hochgeladen von Philipp Hartmann

Nach langer Planung und Standortsuche hat die Kassenärztliche Vereinigung (KV) Berlin vor Kurzem ihre erste Hausarztpraxis in Marzahn-Hellersdorf im Einkaufscenter Forum Kienberg eröffnet.

Für die KV Berlin ist es die dritte Eigeneinrichtung, nachdem zuvor bereits zwei Praxen im Nachbarbezirk Lichtenberg ihre Türen geöffnet haben. Mit der jüngsten Eröffnung werde die hausärztliche Versorgung in Marzahn-Hellersdorf gestärkt, teilte die KV Berlin mit, die 2024 in Treptow-Köpenick noch eine weitere Praxis in Betrieb nehmen will. Damit hätten dann alle drei am östlichen Stadtrand gelegenen Bezirke mit besonders großem Hausärztemangel eine KV-eigene Einrichtung. Dieses Ziel hatte sich die KV gesetzt, als sie 2021 ein Förderprogramm zur Verbesserung der Hausarztversorgung in Berlin mit einem Investitionsvolumen von 21 Millionen Euro auflegte. Es wird von ihr selbst und den Krankenkassen paritätisch finanziert.

Im Forum Kienberg kümmern sich jetzt drei Ärzte sowie drei medizinische Fachangestellte um die Versorgung der Patienten. „Wir freuen uns, endlich auch im Bezirk Marzahn-Hellersdorf mit einer hausärztlichen Praxis an den Start gehen zu können“, sagte Susanne Hemmen, Geschäftsführerin der für den Betrieb der Eigeneinrichtungen gegründeten KV Praxis GmbH. Auch dieses Mal seien die Herausforderungen groß gewesen, vor allem bei der Suche nach geeigneten Räumlichkeiten und Personal. „Nicht nur bei den Ärztinnen und Ärzten, sondern auch bei den medizinischen Fachangestellten sind die Schwierigkeiten klar erkennbar. Am Ende steht unser Team, aber die vergangenen zwei Jahre haben gezeigt, dass sich der Fachkräftemangel in der ambulanten Versorgung weiter zugespitzt hat“, so Hemmen. Beim Forum Kienberg profitierte die KV zumindest davon, dass sich die MCG Group als Eigentümergesellschaft des Gebäudes sehr aufgeschlossen für die Ansiedlung weiterer Ärzte zeigte und sogar die Räume nach den Vorstellungen der Ärzte umbaute.

Im Forum Kienberg gibt es ein Ärztehaus mit inzwischen mehreren Arztpraxen, in dem sowohl Haus- als auch Fachärzte tätig sind. | Foto: MCG blueorange Projekt 3 GmbH
  • Im Forum Kienberg gibt es ein Ärztehaus mit inzwischen mehreren Arztpraxen, in dem sowohl Haus- als auch Fachärzte tätig sind.
  • Foto: MCG blueorange Projekt 3 GmbH
  • hochgeladen von Philipp Hartmann

Im Rahmen des KV-Förderprogramms stehen jährlich 1,4 Millionen Euro zur Verfügung. Mit diesem Geld betreibt die KV Berlin nicht nur Eigeneinrichtungen, sondern unterstützt auch finanziell jene Ärzte, die sich neu niederlassen beziehungsweise eine Praxis übernehmen wollen. Außerdem fördert sie Zweigpraxen sowie Praxen mit angestellten Ärzten. Als bisherige Bilanz gab die KV aus, dass durch das Förderprogramm der Abwärtstrend in der hausärztlichen Versorgung in den drei Bezirken stabilisiert worden ist. „Mit den KV-Praxen können wir die aktuellen Probleme etwas abmildern. Es war vor allem wichtig, Strukturen aufzufangen bzw. neue aufzubauen, die in den vergangenen Jahren durch die Aufgabe von Praxen zum Beispiel aufgrund von Ruhestand verloren gegangen sind. Wir haben allerdings nicht die Illusion, die derzeit 135 offenen Hausarztsitze in den östlichen Bezirken auszugleichen“, betonte Susanne Hemmen.

Laut Gesundheitsstadtrat Gordon Lemm (SPD) versorgen aktuell 153,8 Vollzeitstellen in der Gruppe der Hausärzte die mehr als 285.000 Menschen im Bezirk, also deutlich mehr als 1500 pro Arzt. Das sei keine Verhältniszahl, die Patienten oder Ärzte zufriedenstimme. Dazu komme, dass in den kommenden Jahren viele Hausärzte in den Ruhestand gehen und die Nachwuchsgewinnung schwierig sei. „Auch wenn wir als Bezirk und ich ganz persönlich hier jede Unterstützung anbieten, z.B. für die Suche nach Räumlichkeiten, werden wir nicht alle Stellen immer zeitnah nachbesetzen können“, teilte Lemm auf Nachfrage der Berliner Woche mit. Die drei neuen Ärzte im Forum Kienberg bedeuteten eine spürbare Entlastung, könnten aber nur der Anfang sein, die Unterversorgung im Bezirk aufzulösen. „Ich bleibe mit der KV hierzu im Gespräch“, versicherte er.

Weitere Informationen zur Praxis der KV Berlin im Forum Kienberg, Neue Grottkauer Straße 3, gibt es unter Telefon 34 04 81 30 oder per E-Mail an kienberg@kvpraxis-berlin.de und im Internet auf https://bwurl.de/19mi. Die Sprechzeiten sind Mo 8.30-13 und 14-18, Di/Mi/Do 8-13 und 14-18 sowie Fr 8-13 Uhr, die Akutsprechstunde ist Mo 15-18 und Di bis Fr 12-13 Uhr.

Autor:

Philipp Hartmann aus Köpenick

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

49 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

Gesundheit und MedizinAnzeige
Informieren Sie sich über Intensivmedizin. | Foto: 2022 Tomasz Kuzminski

Infoabend am 11. Februar
Grenzen und Möglichkeiten der Intensivmedizin

Die Intensivmedizin hat erstaunliche Fortschritte gemacht und bietet schwerstkranken Patienten Überlebenschancen, die früher undenkbar waren. Doch wo liegen die Grenzen dieser Hochleistungsmedizin? Welche technischen, personellen und ethischen Herausforderungen gibt es? Besuchen Sie unseren Infoabend mit Priv.-Doz. Dr. Stephan Kurz und erfahren Sie, wie intensivmedizinische Maßnahmen Leben retten, aber auch komplexe Entscheidungen erfordern. Was geschieht, wenn Therapieoptionen ausgeschöpft...

  • Reinickendorf
  • 29.01.25
  • 102× gelesen
WirtschaftAnzeige
Für rund 258.000 Haushalte in Berlin Charlottenburg-Wilmersdorf, Mitte und Steglitz-Zehlendorf baut die Telekom Glasfaserleitungen aus.  | Foto: Telekom

Glasfaser-Internet hier im Bezirk
Telekom bietet 258.000 Haushalten einen Anschluss ans Glasfasernetz

Aktuell laufen die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Berlin auf Hochtouren. Neue Arbeiten starten in den Bezirken Charlottenburg-Wilmersdorf, Mitte und Steglitz-Zehlendorf. Damit können nun insgesamt rund 258.000 Haushalte und Unternehmen einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2030 plant die Telekom insgesamt zwei Millionen Anschlüsse in Berlin zu...

  • Zehlendorf
  • 20.01.25
  • 772× gelesen
BauenAnzeige
2024 war Richtfest für die Grundschule in der Elsenstraße. | Foto: SenBJF
7 Bilder

Berliner Schulbauoffensive 2016-2024
Erfolgsgeschichte für unsere Stadt

Die Berliner Schulbauoffensive ist nach wie vor eines der zentralen Projekte unserer Stadt. Mit aktuell mehr als 44.000 neu entstandenen Schulplätzen setzt die Offensive ihre Ziele erfolgreich um. So wurden von 2016 bis 2023 bereits 5 Milliarden Euro in moderne Bildung investiert. Auch in den kommenden Jahren wird das derzeit größte Investitionsvorhaben für Schulen fortgesetzt. Die Offensive geht weiter und führt zu einer dauerhaft verbesserten schulischen Umgebung für unsere Schülerinnen und...

  • Charlottenburg
  • 13.12.24
  • 2.843× gelesen
  • 1
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.