Abwärtstrend gestoppt, Unterversorgung bleibt
Kassenärztliche Vereinigung (KV) Berlin eröffnete ihre erste Hausarztpraxis in Marzahn-Hellersdorf

Die Ärztinnen Dr. Cana Nizamoglu (links) und Dr. Birgit Petenyi (rechts) gehören zum Team der neuen Hausarztpraxis der KV Berlin im Forum Kienberg. Janin Wehle-Marggraf (Mitte) ist dort als medizinische Fachangestellte tätig. | Foto:   Susanne Hemmen/ KV Praxis GmbH
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  • Die Ärztinnen Dr. Cana Nizamoglu (links) und Dr. Birgit Petenyi (rechts) gehören zum Team der neuen Hausarztpraxis der KV Berlin im Forum Kienberg. Janin Wehle-Marggraf (Mitte) ist dort als medizinische Fachangestellte tätig.
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Nach langer Planung und Standortsuche hat die Kassenärztliche Vereinigung (KV) Berlin vor Kurzem ihre erste Hausarztpraxis in Marzahn-Hellersdorf im Einkaufscenter Forum Kienberg eröffnet.

Für die KV Berlin ist es die dritte Eigeneinrichtung, nachdem zuvor bereits zwei Praxen im Nachbarbezirk Lichtenberg ihre Türen geöffnet haben. Mit der jüngsten Eröffnung werde die hausärztliche Versorgung in Marzahn-Hellersdorf gestärkt, teilte die KV Berlin mit, die 2024 in Treptow-Köpenick noch eine weitere Praxis in Betrieb nehmen will. Damit hätten dann alle drei am östlichen Stadtrand gelegenen Bezirke mit besonders großem Hausärztemangel eine KV-eigene Einrichtung. Dieses Ziel hatte sich die KV gesetzt, als sie 2021 ein Förderprogramm zur Verbesserung der Hausarztversorgung in Berlin mit einem Investitionsvolumen von 21 Millionen Euro auflegte. Es wird von ihr selbst und den Krankenkassen paritätisch finanziert.

Im Forum Kienberg kümmern sich jetzt drei Ärzte sowie drei medizinische Fachangestellte um die Versorgung der Patienten. „Wir freuen uns, endlich auch im Bezirk Marzahn-Hellersdorf mit einer hausärztlichen Praxis an den Start gehen zu können“, sagte Susanne Hemmen, Geschäftsführerin der für den Betrieb der Eigeneinrichtungen gegründeten KV Praxis GmbH. Auch dieses Mal seien die Herausforderungen groß gewesen, vor allem bei der Suche nach geeigneten Räumlichkeiten und Personal. „Nicht nur bei den Ärztinnen und Ärzten, sondern auch bei den medizinischen Fachangestellten sind die Schwierigkeiten klar erkennbar. Am Ende steht unser Team, aber die vergangenen zwei Jahre haben gezeigt, dass sich der Fachkräftemangel in der ambulanten Versorgung weiter zugespitzt hat“, so Hemmen. Beim Forum Kienberg profitierte die KV zumindest davon, dass sich die MCG Group als Eigentümergesellschaft des Gebäudes sehr aufgeschlossen für die Ansiedlung weiterer Ärzte zeigte und sogar die Räume nach den Vorstellungen der Ärzte umbaute.

Im Forum Kienberg gibt es ein Ärztehaus mit inzwischen mehreren Arztpraxen, in dem sowohl Haus- als auch Fachärzte tätig sind. | Foto: MCG blueorange Projekt 3 GmbH
  • Im Forum Kienberg gibt es ein Ärztehaus mit inzwischen mehreren Arztpraxen, in dem sowohl Haus- als auch Fachärzte tätig sind.
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Im Rahmen des KV-Förderprogramms stehen jährlich 1,4 Millionen Euro zur Verfügung. Mit diesem Geld betreibt die KV Berlin nicht nur Eigeneinrichtungen, sondern unterstützt auch finanziell jene Ärzte, die sich neu niederlassen beziehungsweise eine Praxis übernehmen wollen. Außerdem fördert sie Zweigpraxen sowie Praxen mit angestellten Ärzten. Als bisherige Bilanz gab die KV aus, dass durch das Förderprogramm der Abwärtstrend in der hausärztlichen Versorgung in den drei Bezirken stabilisiert worden ist. „Mit den KV-Praxen können wir die aktuellen Probleme etwas abmildern. Es war vor allem wichtig, Strukturen aufzufangen bzw. neue aufzubauen, die in den vergangenen Jahren durch die Aufgabe von Praxen zum Beispiel aufgrund von Ruhestand verloren gegangen sind. Wir haben allerdings nicht die Illusion, die derzeit 135 offenen Hausarztsitze in den östlichen Bezirken auszugleichen“, betonte Susanne Hemmen.

Laut Gesundheitsstadtrat Gordon Lemm (SPD) versorgen aktuell 153,8 Vollzeitstellen in der Gruppe der Hausärzte die mehr als 285.000 Menschen im Bezirk, also deutlich mehr als 1500 pro Arzt. Das sei keine Verhältniszahl, die Patienten oder Ärzte zufriedenstimme. Dazu komme, dass in den kommenden Jahren viele Hausärzte in den Ruhestand gehen und die Nachwuchsgewinnung schwierig sei. „Auch wenn wir als Bezirk und ich ganz persönlich hier jede Unterstützung anbieten, z.B. für die Suche nach Räumlichkeiten, werden wir nicht alle Stellen immer zeitnah nachbesetzen können“, teilte Lemm auf Nachfrage der Berliner Woche mit. Die drei neuen Ärzte im Forum Kienberg bedeuteten eine spürbare Entlastung, könnten aber nur der Anfang sein, die Unterversorgung im Bezirk aufzulösen. „Ich bleibe mit der KV hierzu im Gespräch“, versicherte er.

Weitere Informationen zur Praxis der KV Berlin im Forum Kienberg, Neue Grottkauer Straße 3, gibt es unter Telefon 34 04 81 30 oder per E-Mail an kienberg@kvpraxis-berlin.de und im Internet auf https://bwurl.de/19mi. Die Sprechzeiten sind Mo 8.30-13 und 14-18, Di/Mi/Do 8-13 und 14-18 sowie Fr 8-13 Uhr, die Akutsprechstunde ist Mo 15-18 und Di bis Fr 12-13 Uhr.

Autor:

Philipp Hartmann aus Köpenick

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