Schwerer Fall von Tiersammelsucht
Mieter hielt 20 Kaninchen in Einraumwohnung
Das Veterinäramt hat am 13. März unter Polizeischutz 19 lebende und ein totes Zwergkaninchen in einer Einzimmerwohnung sichergestellt. Der unter Betreuung stehende Wohnungsinhaber leistete massiven Widerstand und stieß gegenüber der Veterinärbeamtin eine Todesdrohung aus.
Den sieben eingesetzten Polizeibeamten kamen ganze Wolken von Fliegen bei der Öffnung der Wohnung entgegen. Sie war stark mit Einstreu, Tierkot und Hausmüll verschmutzt. Die durch Inzucht vermehrten Kaninchen hatten die Schlafcouch zerfressen und darin Gänge und Wurfhöhlen angelegt. Dazwischen schlief der psychisch kranke Halter, der sich selbst „Oberhase“ nannte.
Amtstierarzt Steffen Mehl sagte, es handele sich um einen besonders schweren Fall von „Animal Holding“ – Tiersammelsucht – wie man dieses Krankheitsbild nenne. „Dieser Fall zeigt, dass wir in Berlin dringend eine deutliche Aufstockung der Pflegeplätze in der Amtlichen Tiersammelstelle benötigen.“ Laut Mehl waren in der Vorbereitung zur Sicherstellung nur Plätze für zwei Kaninchen zugesagt. „Dann haben wir 19 Tiere vorgefunden. Sollten wir sie etwa in diesem Müll zurücklassen?“
Das Problem betreffe nicht nur die geretteten Kaninchen, so Mehl weiter. „Allein in Marzahn-Hellersdorf stehen weitere fünf Wegnahmen von Hunden, Katzen, Kleinsäugern und Vögeln an. Aber wohin damit?“, fragt der Veterinärmediziner. Wichtig sei ihm neben dem Wohl der Tiere auch das Wohl der Menschen. „Wer Tiere so hält und unter solchen Bedingungen lebt, ist sehr krank, leidet unter der Situation und braucht professionelle Hilfe.“
Erst Anfang März war das Veterinäramt im Bezirk im Einsatz gewesen. Damals konnte eine Massenzucht der verbotenen Qualzucht-Rasse „Ukrainian Levkoy-Katzen“ beendet werden. Die 48 Nacktkatzen waren in einer Wohnung im Blumberger Damm in Marzahn untergebracht.
Autor:Ulrike Martin aus Neukölln |
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