Sleman aus Syrien engagiert sich im Familienzentrum Hellersdorf für Kinder und Jugendliche

Sleman ist Sozialarbeiter und arbeitet gern mit Kindern und Jugendlichen. | Foto: Angelika Ludwig
  • Sleman ist Sozialarbeiter und arbeitet gern mit Kindern und Jugendlichen.
  • Foto: Angelika Ludwig
  • hochgeladen von Angelika Ludwig

<span class="docTextLocation">Hellersdorf.</span> Vor zwei Jahren hatte die Berliner Woche Geflüchtete porträtiert, die in Berlin angekommen waren. Diesmal sprachen wir mit Flüchtlingen, die sich inzwischen eine neue Existenz aufgebaut haben oder gerade dabei sind.

„Es war schön, mit vielen Geschwistern auf einem Bauernhof groß zu werden“, sagt Sleman, der Jüngste von zehn Kindern. Er kommt aus einem Dorf nahe Qameshlo, einer syrischen Stadt an der türkischen Grenze. Seit 2014 lebt der humorvolle 30-Jährige in Berlin. „Obwohl ich sehr froh bin, hier zu sein und den Frieden genieße, vermisse ich meine Familie und vor allem die menschliche Wärme.“

Die Sehnsucht ist verständlich, denn nach seinem Abitur und einem zweijährigen Studium der Sozialarbeit in Damaskus war die Zeit vor allem durch Krieg und die Angst um sein Leben und das seiner Familie bestimmt. Sleman wurde 2010 eingezogen. Die Wehrpflicht in Syrien dauert normalerweise 18 Monate. „Aber der Krieg fing während meiner Zeit in der Armee an und das Motto hieß: Dienen, bist du tot bist! Ich hatte aber keine Lust, auf meine eigenen Leute zu schießen.“

Er beging deshalb Fahnenflucht und arbeitete im Irak, in dem er erst einmal Unterschlupf suchte, in einer Zementfabrik, als Autowäscher und Koch. Mit dem Geld konnte er dann die Schlepper über Bulgarien nach Berlin bezahlen.

In Berlin angekommen, wollte er möglichst schnell einen Job als Sozialarbeiter finden. „Ich arbeite sehr gern mit Menschen und freue mich, wenn ich sie unterstützen kann.“ Es war ihm schnell klar, dass seine Arbeit hier gebraucht wird.

Sleman zeigt sich noch immer schockiert, wenn er über seine ersten Eindrücke spricht. „Mit so viel Armut auf der Straße und Ignoranz habe ich nicht gerechnet.“ Ehrgeizig brachte er sich selbst und später in Kursen die deutsche Sprache bei, mit der er sich inzwischen ohne Probleme über alle möglichen Themen verständigen kann – immer mit einem kleinen verschmitzten Lächeln und leicht sarkastischem Unterton.

Momentan hat er einen Minijob, der ihm viel bedeutet. „Die Teamarbeit mit den anderen Kollegen und die Aktivitäten mit den Kids und Jugendlichen machen mir riesigen Spaß. Wir können viel voneinander lernen.“ Der engagierte Sozialarbeiter hofft jetzt, dass aus seinem Einsatz ein fester Job wird.

Auch wenn er seinen Beruf mag, wäre er lieber Profi-Fußballer geworden, „ein erfolgreicher Stürmer." Sleman lacht. Er spielt stattdessen in der Amateurliga mit Freunden sonntags im Park. Auf seine Religionszugehörigkeit angesprochen, erwidert er, „meine Eltern sind zwar Muslime, aber ich finde, dass jeder nach seiner Façon leben sollte. Wir Kurden sind für andere religiöse Richtungen offen.“

Der junge Syrer möchte auf jeden Fall eine Familie gründen und Kinder haben. Seine Eltern werden sich über diese Pläne sehr freuen. „Sie sorgen sich immer um meine Seele“, sagt Sleman schmunzelnd. ARL

Autor:

Angelika Ludwig aus Weißensee

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

Folgen Sie diesem Profil als Erste/r

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

WirtschaftAnzeige
Das Team von Optik an der Zeile freut sich auf Ihren Besuch. | Foto: privat

Optik an der Zeile
16. Brillenmesse vom 5. bis 7. Dezember 2024

40 Jahre Augenoptik-Tradition im Märkischen Viertel, das feiern wir immer noch in diesem Jahr 2024. Feiern Sie mit uns und profitieren Sie von unseren Jubiläumsangeboten. Kommen Sie zu uns und staunen Sie über die Vielfalt der Angebote. Anlässlich unserer 16. Brillenmesse vom 5. bis 7. Dezember 2024 bieten wir Ihnen die gesamte Kollektion namhafter Designer. Sie können aus einer riesigen Auswahl Ihre Brille finden. Mit vielen schönen Brillengestellen und den Brillengläsern von Essilor und...

  • Märkisches Viertel
  • 13.11.24
  • 701× gelesen
KulturAnzeige
Blick in die Ausstellung über den Palast der Republik. | Foto: David von Becker
2 Bilder

Geschichte zum Anfassen
Die Ausstellung "Hin und weg" im Humboldt Forum

Im Humboldt Forum wird seit Mai die Sonderausstellung „Hin und weg. Der Palast der Republik ist Gegenwart“ gezeigt. Auf rund 1.300 Quadratmetern erwacht die Geschichte des berühmten Palastes der Republik zum Leben – von seiner Errichtung in den 1970er-Jahren bis zu seinem Abriss 2008. Objekte aus dem Palast, wie Fragmente der Skulptur „Gläserne Blume“, das Gemälde „Die Rote Fahne“ von Willi Sitte, Zeichnungen und Fotos erzählen von der damaligen Zeit. Zahlreiche Audio- und Videointerviews geben...

  • Mitte
  • 08.11.24
  • 987× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Wie Sie Rückenschmerzen durch fortschrittliche Behandlungskonzepte in den Griff bekommen, erfahren Sie am 3. Dezember. | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Ihre Optionen bei Beschwerden
Moderne Therapien an der Lendenwirbelsäule

Um "Moderne Therapien an der Lendenwirbelsäule – Ihre Optionen bei Beschwerden" geht es beim Patienteninformationsabend am Dienstag, 3. Dezember. Rückenschmerzen, Ischias-Beschwerden und Bewegungseinschränkungen im Bereich der Lendenwirbelsäule gehören zu den häufigsten orthopädischen Problemen. An diesem Infoabend erhalten Sie Einblicke in aktuelle Therapiemöglichkeiten und fortschrittliche Behandlungskonzepte. Unser Wirbelsäulenspezialist Tim Rumler-von Rüden erklärt, wie moderne Technologien...

  • Reinickendorf
  • 07.11.24
  • 963× gelesen
  • 1
WirtschaftAnzeige
Für rund 105.000 Haushalte im Bezirk Lichtenberg baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom
2 Bilder

Telekom macht's möglich
Schnelles Glasfasernetz für Lichtenberg

Aktuell laufen die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes im Bezirk Lichtenberg auf Hochtouren. Damit können rund 105.000 Haushalte und Unternehmen in Alt-Hohenschönhausen, Fennpfuhl, Friedrichsfelde, Karlshorst, Lichtenberg und Rummelsburg einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Schnell sein lohnt sich Wer jetzt einen Glasfaser-Tarif bei der Telekom beauftragt, gehört...

  • Bezirk Lichtenberg
  • 30.10.24
  • 1.323× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.