„Ein Riesenaushängeschild“
Hellersdorfer Athletik-Club Berlin soll erste richtige Cricket-Übungsstätte in der Hauptstadt bekommen
Mitten auf einer Wiese an der Carola-Neher-Straße ist ein grüner Teppich ausgelegt. An einem nebligen Freitagmittag ist dort nur ein Pärchen zu sehen, das mit seinem Hund spielt, der voller Freude einem Ball nachjagt. Eigentlich dient der Teppich jedoch einem anderen Zweck. Wenn das Wetter mitspielt, nutzt der Hellersdorfer Athletik-Club (AC Berlin) die Fläche als Cricket-Trainingsplatz.
Was jetzt noch improvisiert und wenig professionell aussieht, könnte schon in einem Jahr eine richtige Cricket-Übungsfläche sein. Dies strebt zumindest das Bezirksamt an. „Sofern nicht aufgrund von Kostenerhöhungen oder fehlenden Firmenkapazitäten weitere Verzögerungen eintreten, rechnet der Bezirk mit einer Fertigstellung der Baumaßnahme bis Ende 2024“, teilte die Senatssportverwaltung vor Kurzem auf eine Anfrage des Abgeordneten Kristian Ronneburg (Die Linke) mit.
Reinhard Liebsch, Präsident des AC Berlin, ist jedoch skeptisch, dass der Zeitplan bis Ende 2024 eingehalten werden kann. Unter anderem gebe es Vorbehalte im Bezirksamt wegen des befürchteten Lärms. Dabei ist der Verkehrslärm zumindest laut Reinhard Liebsch größer als der, den ein paar Cricket-Spieler beim Training machen. Den Trainingsplatz könnte der Verein ohnehin gut gebrauchen. Die angrenzende Sporthalle, die der AC Berlin derzeit an den Wochenenden als Trainingsstätte nutzt, ist sanierungsbedürftig. „Bei Starkregen dringt immer wieder Wasser in die Halle ein“, sagt der Vereinspräsident. Cricket-Abteilungsleiter Adam Page ist dennoch „sehr froh“, dass der Verein überhaupt in dieser Halle trainieren kann, und hofft, dass die Trainingsfläche auf dem benachbarten Grundstück bald zur Verfügung steht.
Laut Page wird ein drei Meter breiter und 30 Meter langer Korridor benötigt, der zum Schlagen und Werfen genutzt werden kann. Dieser soll wie ein Bolzplatz eingegittert werden, auch um Vandalismus vorzubeugen. „Das wäre Berlins erster permanenter Übungskorridor für Cricket und ein Riesenaushängeschild für den Bezirk“, betont Adam Page. Sein Traum ist, dass durch diese Übungsfläche auch der Deutsche Cricket Bund (DCB) überzeugt wird, Hellersdorf zu einem professionellen Stützpunkt für die Sportart zu entwickeln. Berlin als Cricket-Standort würde insgesamt bekannter werden.
Schon seit Längerem wird in Hellersdorf erfolgreich Cricket gespielt. Die 2020 gegründete Frauen-Cricket-Mannschaft des AC Berlin gewann 2023 die Berliner Bundesliga und musste sich erst im Halbfinale gegen den späteren Sieger Baden-Württemberg geschlagen geben. Dem Männer-Team „ACB Kombans“ gelang der Aufstieg in die Cricket-Bundesliga, und die zweite Männermannschaft „ACB Zalmi“ verpasste nur knapp das Berliner Finale. Zudem zog das Team „AC Berlin Soft Ball“ der Männer in die nationale Play-Off-Runde in Nürnberg ein und verlor dort erst im Halbfinale. Cricket-Abteilungsleiter Adam Page, Trainer Habibullah Safi und die Kapitäne Canu Jude James und Neha Sharma hätten in diesem Jahr die ACB Kombans und ACB Women in die deutsche Spitze geführt, teilte der Verein mit.
Gegründet wurde die Cricket-Abteilung des AC Berlin im Jahr 2017. Heute besteht sie aus rund 60 Mitgliedern, aufgeteilt in zwei Männer- und eine Frauenmannschaft. Gegründet wurde die Abteilung von Geflüchteten. Ihr Anteil ist inzwischen geringer geworden. Laut Adam Page kommt die Mehrzahl aus Indien. Es seien aber auch Engländer, Pakistani, Afghanen und einige Deutsche dabei. Der Verein plant zudem, ein Team für Kinder und Jugendliche im Alter von acht bis 16 Jahren aufzubauen. Da käme ein Wurfkorridor neben der Sporthalle als weitere Trainingsmöglichkeit gerade recht.
Autor:Philipp Hartmann aus Köpenick |
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