Wirbel um Pflege- und Gestaltungsmaßnahmen
Hönower Weiherkette: Bürger stellen Strafanzeige wegen massiver Baumfällungen

Wie viele Bäume in der Hönower Weiherkette seit Mitte Januar gefällt worden sind, ist dem Straßen- und Grünflächenamt nicht bekannt. Diese Aufnahme lässt aber erahnen, dass es Fällungen im großen Stil waren. | Foto:  Eugen Levonyck
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  • Wie viele Bäume in der Hönower Weiherkette seit Mitte Januar gefällt worden sind, ist dem Straßen- und Grünflächenamt nicht bekannt. Diese Aufnahme lässt aber erahnen, dass es Fällungen im großen Stil waren.
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Abgeholzte Bäume wurden übereinandergestapelt, Reifenspuren einer schweren Holzernte-Maschine blieben im Boden zurück. Am 10. Januar haben die vom Bezirksamt angekündigten Pflege- und Gestaltungsmaßnahmen in der Hönower Weiherkette begonnen. Was seitdem passiert ist, entsetzt viele Anwohner. Inzwischen wurden eine Strafanzeige gestellt und eine Unterschriftensammlung eingereicht.

Einer der Anwohner ist Eugen Levonyck, der von einer „Naturvernichtung“ spricht. Viele Tiere seien durch die Maßnahmen im Biotop bereits gestorben, sagt er. Für die Hellersdorfer und deren Kinder, so auch für ihn selbst und seine kleine Tochter, sei der Wald in dem Landschaftsschutzgebiet ihr Zuhause. Bei der Polizei Berlin stellte er eine Strafanzeige gegen die „gruppe F – Freiraum für alle GmbH“, die „Umwelt engineering GmbH“ sowie das Straßen- und Grünflächenamt Marzahn-Hellersdorf wegen eines „Umweltdelikts“. Darin schreibt er unter anderem, die Fällungen würden willkürlich streifenweise ausgeführt. Innerhalb von wenigen Tagen seien ihm zufolge schätzungsweise vier Hektar Wald im Landschaftsschutzgebiet „barbarisch und rasch vernichtet“ worden. Als „Umweltsauerei“ bezeichnet ein anderer Betroffener die Fällungen in einer E-Mail an unsere Redaktion. „Die ausführenden Firmen haben ohne Sinn und Verstand großflächig gerodet und keinesfalls darauf geachtet, ob hier auch gesunde Bäume geerntet werden.“

Das Straßen- und Grünflächenamt widerspricht diesen Darstellungen. Auf Nachfrage der Berliner Woche teilt es mit: „Alle Bäume wurden von der Bauminspektion des Straßen- und Grünflächenamtes geprüft. Es wurden ausschließlich Bäume, die aufgrund der Trockenheit der zurückliegenden Jahre unterschiedliche Schädigungen aufwiesen und nicht mehr verkehrssicher waren, zur Fällung markiert. Dabei wurden überwiegend standortfremde nichtheimische Gehölze der ursprünglich forstlichen Monokulturen entnommen.“ Das gesamte Vorhaben sei von Fachplanern geplant und begleitet, mit einer ökologischen Baubegleitung vorbereitet und überwacht worden. Auch die Fällungen seien von Baumkontrolleuren mit artenschutzfachlicher Schulung begleitet worden. Wie viele Bäume gefällt wurden, ist dem Amt nicht bekannt. „Aufgrund des Umfanges der erforderlichen Verkehrssicherungsmaßnahmen wurde keine Einzelerfassung der genauen Baumanzahl durchgeführt“, heißt es.

Eugen Levonyck vermutet, dass die Baumfällungen im Zusammenhang mit dem geplanten Neubau einer Gasanbindungsleitung der Unternehmen Ontras Gastransport GmbH und Vattenfall Wärme Berlin AG zum Heizkraftwerk Marzahn stehen. „Nein. Die Maßnahmen sind Teil der Umsetzung des von Fachgutachtern unter Beteiligung von Natur- und Artenschutzexperten erstellten Pflege- und Entwicklungsplanes für das Landschaftsschutzgebiet“, stellt dagegen das Straßen- und Grünflächenamt auf eine entsprechende Frage fest.

Im vergangenen Jahr hatte die „gruppe F – Freiraum für alle GmbH“ im Auftrag des Bezirks mehrere Beteiligungsformate für Bürger durchgeführt. Anwohner werfen dem Landschaftsarchitekturbüro vor, dass dabei nicht das ganze Ausmaß der Fällarbeiten offenbart worden sei. Das Straßen- und Grünflächenamt hingegen erklärt, dass umfassend über die Planungen informiert und auch entsprechende Presseinformationen veröffentlicht worden seien. „Die betreffenden Bürger wurden auch telefonisch über die Hintergründe informiert. Das Ausmaß der erforderlichen Maßnahmen war für jeden aufmerksamen Bürger angesichts der sichtbaren Schädigungen der Bäume ersichtlich“, erklärt es. Die Hintergründe seien den beschwerdeführenden Bürgern wiederholt erläutert worden. Auch seien regelmäßig Mitarbeiter im Gebiet, um die Bürger zu informieren. Die Anwohner bezichtigen die Verwaltung der Lüge. Mehr als 50 von ihnen beteiligten sich an einer Unterschriftensammlung, in der sie das Bezirksamt unter anderem auffordern, die Verträge mit den beteiligten Firmen zu kündigen. Sogar ein Rücktritt der Umweltstadträtin Juliane Witt (Linke) und des Leiters des Straßen- und Grünflächenamts, Dr. Camillo Kitzmann, wird darin gefordert.

Autor:

Philipp Hartmann aus Köpenick

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