Angst nehmen und Naturbildung stärken
Imkerverein Wuhletal betreibt im Bienenlehrgarten Aufklärungsarbeit
Imkern erfreut sich seit einigen Jahren immer größerer Beliebtheit. Während früher kaum Nachwuchs gefunden werden konnte, sieht es inzwischen deutlich besser aus. Wer Uwe Meyer vom Imkerverein Wuhletal 1864 reden hört, kann das gut verstehen. „Die Bienenarbeit ist sehr entspannt, man macht etwas für die Natur und kann auch noch Honig ernten“, sagt er.
Der 79-Jährige begrüßt regelmäßig Kita- und Schulkinder im Bienenlehrgarten in der Lichtenhainer Straße 14, dem früheren Schulgarten des Melanchton-Gymnasiums. Hier führt er sie in die Welt der Bienen ein. Die Gruppen kommen überwiegend aus Marzahn-Hellersdorf, es waren aber auch schon Gruppen aus Köpenick und Kreuzberg da.
Aufgebaut wurde der Bienenlehrgarten im Jahr 2011 mit Landesmitteln und mit Geld aus der Lotto-Stiftung Berlin. Es handelt sich um ein Gemeinschaftsprojekt des Imkervereins und der INU gGmbH mit dem Freilandlabor Marzahn. Von Mitarbeitern des Freilandlabors wurde der Garten sukzessive umgestaltet und gepflegt und wird seitdem als grüner Lernort genutzt. Heute befindet sich neben einem Teich, über den eine kleine Holzbrücke führt, und geschwungenen Pfaden drumherum ein historischer Bienenwagen auf dem Gelände. Außerdem stehen dort mehrere Container, in denen sich unter anderem ein Lagerraum, ein Schulungsraum und ein Schleuderraum für die Honigproduktion befinden. Im Schleuderraum werden auch die Wände aus Wachs für die Waben gepresst.
Jeden Mittwoch laden die Bienenexperten vom Imkerverein dorthin ein, erklären ihre Arbeit – wie etwa das Züchten von Bienenköniginnen funktioniert – und klären darüber auf, dass die Biene kein stechendes Ungeheuer ist, sondern ein zartes und bedrohtes Wesen, das mit Fleiß Blüten bestäubt und Honig sammelt. Außerdem ist dort regelmäßig die Arbeitsgemeinschaft „Junge Imker“ am Werk. Zehn Schülerinnen und Schüler von der fünften bis zur zwölften Klasse aus der Kolibri-Grundschule und dem Melanchthon-Gymnasium lernen unter fachlicher Anleitung Schritt für Schritt alles über das Hobby. Dadurch wissen sie deutlich mehr über das Thema als die meisten Gleichaltrigen.
Laut Uwe Meyer hat nur etwa jedes dritte Kind, das den Bienenlehrgarten besucht, schon ein bisschen Vorwissen über Bienen. Beim Rest seien nur relativ wenig Vorkenntnisse vorhanden. Vielen sei noch nicht einmal der Unterschied zwischen Bienen und Wespen bekannt oder dass ein Bienenvolk über den Winter kommt, dafür aber einen Vorrat anlegen muss.
Oscar Wolff vom Melanchthon-Gymnasium war anfangs besonders überrascht davon, dass Bienen mit einer Mischung aus Wasser und Zucker gefüttert werden. Seit einem halben Jahr ist der Elfjährige in der AG Junge Imker dabei. Angemeldet hat er sich aus Interesse für die Bienen und weil er vor ihnen Angst hatte, denn im Garten seiner Eltern wurde er zuvor oft gestochen. Inzwischen sei diese Angst verschwunden, erzählt er. Auch der gleichaltrige Brijan Gralki hatte früher Angst vor Bienen und Wespen und stellte sich im Bienenlehrgarten erfolgreich seiner Angst. Die direkte Arbeit mit den Bienen findet er „cool“, das gefalle ihm mehr als die Honigproduktion im Anschluss. Und den Honig, den es wochentags von 9 bis 14 Uhr vor Ort zu kaufen gibt, findet er „sehr lecker“.
Henry Marx (13) entschied sich nach langem Überlegen für die Bienen- und gegen die Robotik-AG. Den Ausschlag gab am Ende, dass er als Honig-Liebhaber unbedingt wissen wollte, wo dieser herkommt und welche Arbeitsschritte dafür notwendig sind. Seine Entscheidung für die Bienen und gegen die Roboter hat er nicht bereut.
„Alles hat mich überrascht. Es ist wirklich spannend anzusehen“, berichtet Tim-Julian Knoop (18), der gerade sein Abitur absolviert. Als „faszinierend“ bezeichnet er die Arbeit mit den Bienen, auch wenn er beim Schleudern des Honigs mal von einer Biene, die noch in einer Wabe saß, gestochen wurde. Das gehöre aber bei der Arbeit ohne Handschuhe nun mal dazu.
Anke Peters, Leiterin der Kolibri-Grundschule, ist dankbar über das Angebot des Bienenlehrgartens. Im Sachkundeunterricht könnten den Kindern sonst nur YouTube-Videos über die Bestäubung gezeigt werden. Hier in der Natur würden die Schüler jedoch die Zusammenhänge viel besser verstehen. Uwe Meyer hofft darauf, dass seine Aufklärungsarbeit und die des Imkervereins dazu beitragen, dass sich auch für die kommenden Generationen Imkernachwuchs gewinnen lässt.
Weitere Informationen gibt es im Internet auf imkerverein-wuhletal1864.de/bienenlehrgarten.
Autor:Philipp Hartmann aus Köpenick |
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