Essen und Trinken mit Klo-Blick
Bezirk setzt Betreiberin des Rosencafés öffentliche Toilette vor die Nase

Vor 33 Jahren hat Doris Suter das Rosencafé in der Gothaer Straße übernommen. Nun denkt sie ans Aufhören. Grund ist die Toilette (rechts), die direkt neben dem Eingang ihres Biergartens (links) aufgestellt wurde. | Foto: Philipp Hartmann
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  • Vor 33 Jahren hat Doris Suter das Rosencafé in der Gothaer Straße übernommen. Nun denkt sie ans Aufhören. Grund ist die Toilette (rechts), die direkt neben dem Eingang ihres Biergartens (links) aufgestellt wurde.
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Diesen Anblick kann Doris Suter nur schwer ertragen. Wenige Meter neben der Terrasse ihres Rosencafés an der Kreuzung Gothaer und Eisenacher Straße haben Arbeiter eine Baugrube ausgehoben. Dort steht seit Kurzem eine öffentliche Toilette der Firma Wall.

Der Rasen vor dem Eingang ist durch schweres Gerät, das dort abgestellt wurde, arg ramponiert worden. Genau dort ließen sich Hochzeitspaare immer gern fotografieren. Schlimmer für die Wirtin ist jedoch, dass das Toilettenhäuschen so aufgebaut wurde, dass die Tür zukünftig zu der Seite hin öffnen wird, wo sich auch der Eingang zu ihrem Biergarten befindet. Dazwischen liegen keine fünf Meter. „Da setzt sich doch keiner auf die Terrasse, wenn das im Sommer nach Urin stinkt“, befürchtet sie. Außerdem verdeckt der klobige graue Kasten nun die Sicht auf den Eingang, sodass Autofahrer auf der Gothaer Straße das Rosencafé kaum noch sehen können. „Alle sagen: ‚Was ist das für ein absoluter Blödsinn? Was tun die dir da an?‘“, berichtet die Inhaberin von den ersten Reaktionen ihrer Gäste.

Der Rasen vor dem Rosencafé wurde durch die Bauarbeiten für die neue öffentliche Toilette in Mitleidenschaft gezogen. | Foto: Philipp Hartmann
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Der Ärger begann Anfang Dezember. In einem Schreiben forderte das Bezirksamt sie auf, bis zum 29. Dezember ein Werbeschild zu entfernen, sonst müsse sie ein Ordnungsgeld zahlen. Eher nebenbei sei in dem Brief erwähnt worden, dass an dieser Stelle bald eine öffentliche Toilette installiert werde.

Für Doris Suter war diese Nachricht ein Schock. Seitdem hat sie versucht, die Installation zu verhindern, hat Schreiben ans Amt geschickt und viele Telefonate geführt. Alles vergeblich. „Man hat mir gesagt, ich muss damit leben. Das interessiert keinen.“ Dabei sei an der Kreuzung überhaupt kein Bedarf für eine öffentliche Toilette vorhanden, sagt die Wirtin. Nur die CDU-Fraktion in der Bezirksverordnetenversammlung habe sie unterstützt und einen Antrag eingebracht, damit die Toilette an einen anderen Standort umgesetzt wird. Die Erfolgschancen dürften überschaubar sein.

Die Toilette der Firma Wall befindet sich direkt neben dem Eingang zum Rosencafé. | Foto: Philipp Hartmann
  • Die Toilette der Firma Wall befindet sich direkt neben dem Eingang zum Rosencafé.
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Auf Anfrage der Berliner Woche teilte Stadträtin Juliane Witt (Linke) mit, dass der Toilettenstandort in der Gothaer Straße bereits mehrfach gewechselt werden musste, da in der gesamten Umgebung kein passender Platz gefunden werden konnte. „Nach mehreren Vor-Ort-Begehungen mit den Berliner Wasserbetrieben und der Wall GmbH in Abstimmung mit der Senatsverwaltung konnte nur dieser Standort von dem Team der Fachleute ausgemacht werden.“

Wall-Toiletten würden täglich gereinigt. Eine Geruchsbelästigung sei dementsprechend nicht zu erwarten. „Da von keiner nachteiligen Wirkung auf das Rosencafé ausgegangen werden kann und im Zuge der Umbauarbeiten der Eisenacher und Gothaer Straße der Knotenpunkt großräumig umgebaut werden wird, ist dieser Standort alternativlos. Hier ist die positive Wirkung zu betrachten, die gesamte Umgebung mit einer öffentlichen, barrierefreien und hygienischen Toilette zu versorgen“, erklärt die Stadträtin.

Das Rosencafé ist eine Institution im Kiez. Doris Suter hat es 1989 übernommen. Sie beschäftigt zwei Mitarbeiter. | Foto: Philipp Hartmann
  • Das Rosencafé ist eine Institution im Kiez. Doris Suter hat es 1989 übernommen. Sie beschäftigt zwei Mitarbeiter.
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Doris Suter hat das 1985 eröffnete Rosencafé 1989 übernommen. Es sei eine Institution im Kiez, zum Beispiel für Geburtstage und Familienfeiern. „Alle, die in Hellersdorf aufgewachsen sind, kennen das Rosencafé“, sagt die 62-Jährige. Sie kenne einige Gäste schon so lange, dass diese bei ihr sowohl Einschulung als auch Hochzeit gefeiert hätten. Zu ihr kommen Leute zum Kaffee trinken, aber auch wegen der deutschen Küche wie Schnitzel und Bratwurst und zum gemütlichen Beisammensein beim Feierabendbier. Es gibt einen Raum mit einem Billardtisch und elektronischen Dartscheiben. Außerdem kommen regelmäßig Gruppen zum Pokern und Skatspielen vorbei. Vor der Corona-Pandemie durfte neben dem Tresen auch noch getanzt werden. An der Decke hängt eine alte Discokugel, das einzige Überbleibsel aus der Anfangszeit des Ladens.

In einem Raum kann unter anderem Darts und Billard gespielt werden. | Foto: Philipp Hartmann
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Durch die Pandemie ist Doris Suter, obwohl sie zwischenzeitlich einmal sieben Monate lang schließen musste, bisher gut durchgekommen. „Ich habe staatliche Hilfe bekommen und darüber bin ich sehr dankbar“, erzählt sie. Doch nun denkt sie ans Aufhören, nicht wegen Corona, sondern wegen der Toilette. „Ich weiß wirklich nicht, ob ich weitermache, denn ich weiß nicht, wie die Gäste reagieren.“ Am 15. März möchte sie Tische und Stühle auf der Terrasse aufbauen und dann den Biergarten öffnen. Dann werde sich zeigen, ob die Gäste auch weiterhin zu ihr kommen oder wegen der Toilette fernbleiben.

Mitte März wird die Biergartensaison eröffnet. Ob die Gäste dann trotz der öffentlichen Toilette noch gern auf der Terrasse sitzen werden, bleibt abzuwarten. | Foto: Philipp Hartmann
  • Mitte März wird die Biergartensaison eröffnet. Ob die Gäste dann trotz der öffentlichen Toilette noch gern auf der Terrasse sitzen werden, bleibt abzuwarten.
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Philipp Hartmann aus Köpenick

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