Das Schäferhaus auf Gut Hellersdorf
Wohnung des Schäfers wird heute als Schlosser-Werkstatt genutzt

Gut Hellersdorf hat sich auf der Feldmark des im 14. Jahrhundert aufgegebenen Dorfes „Hellwichstorp“ entwickelt. Das ursprüngliche Dorf war während einer anhaltenden Agrarkrise verlassen worden. An diese Ursprünge von Hellersdorf erinnert eine Gruppe von Stahlstelen am Ausgang des U-Bahnhofes Cottbusser Platz.

Die Feldmark zum Gut Hellersdorf bewirtschaften daraufhin unterschiedliche Besitzer oder ließen diese bewirtschaften. Belegt ist, dass es spätestens ab Anfang des 17. Jahrhunderts auch eine Schäferei gab, die nicht weit von dem heutigen Gut entfernt lag. Diese hatte auch eine beachtliche Größe, wie das aus dem Hausbuch von Johann von Löben (1561-1636) hervorgeht. Er erwarb 1618 Hellersdorf und auch Dorf und Gut Eiche.

Von Löben war kurfürstlicher Kanzler der Mark Brandenburg und einer der größten Grundbesitzer der Region. Neben Blumberg und Eiche mit Hellersdorf besaß er auch Ahrensfelde, Neunhagen und Dahlwitz. Die Hellersdorfer Flächen verpachtete er an Bauern und die Kirchengemeinde von Eiche. Erst eine seiner Erbinnen, Ehrengard Marie von Schulenburg, ließ um 1740 auf dem heutigen Gutsgelände ein Vorwerk erbauen.

Mit späteren Besitzern wurde aus der ehemals wüsten Feldmark ein Rittergut. Karl Friedrich von Goldbeck löste die Pachtverträge mit Eichener Bauern und verlegte 1830 die Gutsverwaltung von Eiche nach Hellersdorf. Dazu ließ er ein eingeschossiges Inspektorenwohnhaus errichten. Graf Friedrich Ludwig von Arnim-Boitzenburg intensivierte die Bewirtschaftung des etwa 420 Hektar großen Gutes und ließ eine Reihe von Wirtschafts- und Wohngebäuden errichten. Mit dem Kauf durch das Land Berlin 1886 für die Rieselfelderwirtschaft wurde der Betrieb nochmals vergrößert, die Wirtschaftsfläche ungefähr verdoppelt und die Nutztierhaltung ausgeweitet.

Ein Beleg hierfür ist das „Schäferhaus“ nahe dem Gutshaus, Alt-Hellersdorf 21. Das ursprünglich eingeschossige Gebäude wurde zunächst vom Schäfer bewohnt. Zusammen mit dem Schafstall wurde es 1893/94 ausgebaut. Teile des ehemaligen Schafstalls wurden zur „Häuslingsbaracke“. Hier lebten Insassen des städtischen Arbeitshauses Rummelsburg unter sehr beengten Verhältnissen. Auch im „Schäferhaus“ wohnten Arme, die sonst arbeits-und wohnungslos gewesen wären, und deren Aufseher.

Bis zur Wende befanden sich im „Schäferhaus“ Wohnungen. Seit 1990 sind hier wechselnd Räume von Gewerbetreibenden. Die ehemalige Schäferwohnung nutzt seit 2016 Manfred Künzl (70) als Werkstatt für seinen Schlüsselnotdienst. „Die Miete ist hier preiswert“, sagt er. Mit seiner Werkstatt musste er in den zurückliegenden Jahren mehrfach umziehen, weil die Vermieter seine Gewerbeflächen modernisierten. Auch die Sanierung, Modernisierung und der Umbau des Gutes Hellersdorf durch den neuen Eigentümer Gesobau ist inzwischen in Sicht. „Solange es hier weitergeht, mache ich eben weiter.“

Autor:

Harald Ritter aus Marzahn

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