Wohnungen auf dem Bahnhof: SPD kritisiert Bauentscheidungen nach „Gutsherrenart“

Hermsdorf. Die Neubebauung des Hermsdorfer Güterbahnhofs sorgt für Aufregung – die SPD-Fraktion in der Bezirksverordnetenversammlung kritisiert „Bauentscheidungen nach Gutsherrenart“.

Wenn alles klappt, dann dürfte das Wohnen auf dem ehemaligen Güterbahnhof sehr angenehm werden. Rund 100 Eigentumswohnungen in sechs Stadthäusern will das Unternehmen bdp auf der Ex-Bahntrasse errichten, die Promenade an den Häusern wird autofrei sein, weil die Nutzer in der Tiefgarage parken können.

Wenn das so kommt, dann hätte eine lange Geschichte ihr Ende gefunden. Wie dieses wiederum von den Anwohnern empfunden wird, ist zwiespältig. Seit 2008 war bekannt, dass auf der nicht mehr genutzten Trasse des Hermsdorfer Güterbahnhofs neues Leben entstehen wird. In der ersten Phase ging es allerdings um menschliches Leben in der letzten Phase. Das Unionhilfswerk plante ein Seniorenheim mit palliativem Schwerpunkt, also eine Einrichtung, die Menschen mit schwersten Erkrankungen die letzte Lebensphase so erträglich wie möglich machen sollte.

Nach Anwohnerkritik zog Unionhilfswerk Interesse zurück

Anwohner liefen dagegen Sturm, nicht etwa, weil sie den Sinn einer solchen Einrichtung hinterfragten, sondern aus stadtplanerischen Gründen. Ein Gebäuderiegel auf der Trasse könnte die Häuser an der Ulmenstraße verschatten. Unzählige Planungssitzungen und diverse Anwaltsschreiben später war klar: Das Unionshilfswerk müsste sich ein wenig in die Trasse eingraben, mit weniger Bauhöhe. Noch später war klar: Das Unionhilfswerk verlor das Interesse.

Doch das Ende des Engagements des Unionhilfswerks bedeutete nicht, dass der Hermsdorfer Güterbahnhof eine Brachfläche bleiben sollte. Schon im Dezember 2015 stellte der Leiter der Reinickendorfer Stadtplanung, Marius Helmuth-Paland, die Pläne für Eigentumswohnungen vor. Wegen des Planungsvorlaufs für das frühere Projekt war die Aufstellung eines neuen Bebauungsplans mit entsprechender erneuter Bürgerbeteiligung nicht erforderlich. SPD-Fraktionsvorsitzender Thorsten Koch erwartet in solchen Fällen allerdings vom Bezirksamt frühzeitige Informationen für die Bürger.

CS

Autor:

Christian Schindler aus Reinickendorf

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