Ausstellung wirkt wie Buchillustration

Die Fechtstunde. So nannte Schadow diese Karikatur von 1814. | Foto: Christian Schindler
  • Die Fechtstunde. So nannte Schadow diese Karikatur von 1814.
  • Foto: Christian Schindler
  • hochgeladen von Christian Schindler

Hermsdorf. Noch bis zum 21. Dezember können im Museum Reinickendorf Napoleon-Karikaturen von Johann Gottfried Schadow besichtigt werden. Zugleich beleuchtet ein neues Buch jene europäische Umbruchszeit.

Johann Gottfried Schadow (1764 - 1850) ist vor allem bekannt als Schöpfer der Quadriga auf dem Brandenburger Tor und der Prinzessinnengruppe. Weniger bekannt ist, dass er auch ein feinsinniger Satiriker und politischer Karikaturist mit im Wortsinn spitzer Feder war.

Neun Arbeiten aus einer Privatsammlung zeigen Schadow im Museum Reinickendorf als Humanisten, der die Befreiungskriege von 1812 bis 1815 als brutales Schlachten wahrnahm, und die Motive dafür in Eitelkeit und Machtstreben sah. Auf den Bildern gehen sehr genau gezeichnete Uniformierte aufeinander los, die bildhaft für die verschiedenen europäischen Mächte stehen. Obszöne Gesten und groteske Körperhaltungen machen nicht nur einzelne Staatsmänner lächerlich, sondern hinterfragen auch den Sinn der Kriege.

Zu der Ausstellung passt das gerade erschienene Buch "1815 - Napoleons Sturz und der Wiener Kongress" des englischen Autors mit polnischen Wurzeln, Adam Zamoyski. Er hatte schon vor zwei Jahren mit "1812 - Napoleons Feldzug in Russland" einen historischen Bestseller gelandet. In seinem jetzt erschienen 704-Seiten-Werk beleuchtet er vor allem die diplomatischen Verwicklungen jener Zeit. Auf eine Fülle von Dokumenten gestützt, schildert er die oft in sich widersprüchlichen Charaktere der handelnden Personen, die Staatsmänner waren und, oft genug ungewollt, eine ganze Kette von Staatskrisen auslösten.

Zamoyskis Werk hat für den Leser den Vorteil, dass der verwendete Quellenreichtum den Lesefluss nicht stört. Der Autor schreibt in essayistischem Stil, in den Anmerkungen verweist er nur formal auf seine Fundstücke. Was für jeden Doktoranden vernichtend wäre, trägt hier zum Vergnügen einer fundierten Geschichtslektüre bei. Die Karikaturen von Schadow im Museum Reinickendorf können wie Illustrationen von Zamoyskis Text gesehen werden.

Die Ausstellung "Die Napoleon-Karikaturen 1812 - 1815 von Johann Gottfried Schadow" kann noch bis zum 21. Dezember montags bis freitags sowie sonntags jeweils von 9 bis 17 Uhr bei freiem Eintritt im Museum Reinickendorf, Alt-Hermsdorf 35, besichtigt werden. Das Buch "1815 - Napoleons Sturz und der Wiener Kongress" ist im Verlag C. H. Beck, München erschienen und kostet 29,95 Euro (ISBN 978 3 406671234).
Christian Schindler / CS
Autor:

Christian Schindler aus Reinickendorf

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

13 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

WirtschaftAnzeige
Das Team von Optik an der Zeile freut sich auf Ihren Besuch. | Foto: privat

Optik an der Zeile
16. Brillenmesse vom 5. bis 7. Dezember 2024

40 Jahre Augenoptik-Tradition im Märkischen Viertel, das feiern wir immer noch in diesem Jahr 2024. Feiern Sie mit uns und profitieren Sie von unseren Jubiläumsangeboten. Kommen Sie zu uns und staunen Sie über die Vielfalt der Angebote. Anlässlich unserer 16. Brillenmesse vom 5. bis 7. Dezember 2024 bieten wir Ihnen die gesamte Kollektion namhafter Designer. Sie können aus einer riesigen Auswahl Ihre Brille finden. Mit vielen schönen Brillengestellen und den Brillengläsern von Essilor und...

  • Märkisches Viertel
  • 13.11.24
  • 562× gelesen
KulturAnzeige
Blick in die Ausstellung über den Palast der Republik. | Foto: David von Becker
2 Bilder

Geschichte zum Anfassen
Die Ausstellung "Hin und weg" im Humboldt Forum

Im Humboldt Forum wird seit Mai die Sonderausstellung „Hin und weg. Der Palast der Republik ist Gegenwart“ gezeigt. Auf rund 1.300 Quadratmetern erwacht die Geschichte des berühmten Palastes der Republik zum Leben – von seiner Errichtung in den 1970er-Jahren bis zu seinem Abriss 2008. Objekte aus dem Palast, wie Fragmente der Skulptur „Gläserne Blume“, das Gemälde „Die Rote Fahne“ von Willi Sitte, Zeichnungen und Fotos erzählen von der damaligen Zeit. Zahlreiche Audio- und Videointerviews geben...

  • Mitte
  • 08.11.24
  • 846× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Wie Sie Rückenschmerzen durch fortschrittliche Behandlungskonzepte in den Griff bekommen, erfahren Sie am 3. Dezember. | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Ihre Optionen bei Beschwerden
Moderne Therapien an der Lendenwirbelsäule

Um "Moderne Therapien an der Lendenwirbelsäule – Ihre Optionen bei Beschwerden" geht es beim Patienteninformationsabend am Dienstag, 3. Dezember. Rückenschmerzen, Ischias-Beschwerden und Bewegungseinschränkungen im Bereich der Lendenwirbelsäule gehören zu den häufigsten orthopädischen Problemen. An diesem Infoabend erhalten Sie Einblicke in aktuelle Therapiemöglichkeiten und fortschrittliche Behandlungskonzepte. Unser Wirbelsäulenspezialist Tim Rumler-von Rüden erklärt, wie moderne Technologien...

  • Reinickendorf
  • 07.11.24
  • 824× gelesen
  • 1
WirtschaftAnzeige
Für rund 105.000 Haushalte im Bezirk Lichtenberg baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom
2 Bilder

Telekom macht's möglich
Schnelles Glasfasernetz für Lichtenberg

Aktuell laufen die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes im Bezirk Lichtenberg auf Hochtouren. Damit können rund 105.000 Haushalte und Unternehmen in Alt-Hohenschönhausen, Fennpfuhl, Friedrichsfelde, Karlshorst, Lichtenberg und Rummelsburg einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Schnell sein lohnt sich Wer jetzt einen Glasfaser-Tarif bei der Telekom beauftragt, gehört...

  • Bezirk Lichtenberg
  • 30.10.24
  • 1.202× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.