Mit 70 Jahren ein Startup gegründet
Vor 13 Jahren wurde die heute 83-jährige Gisela-Elisabeth Winkler Unternehmerin

Gisela-Elisabeth Winkler (83) und einige ihrer Wäschemodelle. | Foto:  Thomas Frey
4Bilder
  • Gisela-Elisabeth Winkler (83) und einige ihrer Wäschemodelle.
  • Foto: Thomas Frey
  • hochgeladen von Thomas Frey

Der Raum, in dem Gisela-Elisabeth Winkler ihr Unternehmen steuert, gleicht einem x-beliebigen Arbeitszimmer. Erst auf den zweiten Blick fallen Torso von Anziehpuppen auf, die mit Unterhosen, Slips und Unterhemden bekleidet sind.

Die Kleidungsstücke haben eine Besonderheit. Sie lassen sich per Klettverschluss mühelos öffnen und schließen. Das war Gisela-Elisabeth Winklers Idee und ist ihre Geschäftsgrundlage.

Die heute 83-Jährige hat 2010 die Firma saba Wäsche gegründet. Damals war sie 70 Jahre alt. Partnerin im Unternehmen wurde ihre Schwester Sigrid Ladig (81), die in München lebt. Die gelernte Schneiderin formte die Modelle nach den Vorstellungen von Gisela-Elisabeth Winkler.

Die Idee, eine solche Wäsche zu entwerfen und zu vermarkten, entwickelte sich aus der Erkrankung ihres Mannes an Demenz. Parallel dazu habe es ein Verhärten seiner Gliedmaßen gegeben. Ein Arm ließ sich kaum noch bewegen. Ihm allein ein Unterhemd überziehen brauchte Zeit, Kraft und war häufig nur mit weiterer Hilfe zu schaffen. „Ich habe mir gedacht, das muss doch auch einfacher gehen“, erzählt Gisela-Elisabeth Winkler. Sie suchte im Internet nach pflegekompatibler Unterwäsche, informierte sich in Fachgeschäften und Sanitätshäusern und fand – nichts. Dabei sei das Prinzip doch so einfach, wundert sie sich noch heute. Aber meist würden ja Neuheiten und wirkliche Fortschritte auf einem ganz simplen Prinzip basieren. Das galt auch für den Klettverschluss.

Gisela-Elisabeth Winkler ließ sich ihre Idee patentieren und wurde in einem Alter, in dem sich andere Menschen zur Ruhe setzen, zur Gründerin eines Startups. In ihrem vorherigen Berufsleben war sie in der Redaktion einer Fachzeitschrift für Mathematik tätig und hat das Fach auch einst studiert. Der rationale Umgang mit dem Lösen von Problemen scheint ihr deshalb nicht fremd zu sein. Aber das Leben als Unternehmerin bedeutete eine ganz neue Herausforderung.

Zunächst musste eine Produktionsstätte gefunden werden. Sie wurde im sächsischen Erzgebirge entdeckt, wo die Unterwäsche seither hergestellt wird. Den Vertrieb organisiert die Inhaberin aus ihrem Büro mit den Anziehpuppen. Bestellungen annehmen, Ware verpacken, abschicken. Die Order gehen online ein. Wer die Spezialwäsche braucht, hat zumeist wie einst Gisela-Elisabeth Winkler zuvor vergeblich im Internet gesucht.

Rund 300 Kundenwünsche erfüllt sie pro Jahr. Während der Hochzeiten von Corona wären es weitaus weniger gewesen, weil viele Operationen wegen der Pandemie abgesagt wurden. „Kurzfristig sind wir deshalb auf die Produktion von Stoffmasken umgestiegen. Vor inzwischen knapp drei Jahren galt der Mund-Nasen-Schutz eine Weile als Goldstaub.“ Das änderte sich, als Masken massenhaft vorhanden waren.

Der Umsatz, den ihr Unternehmen erziele, decke die Kosten, sagt Gisela-Elisabeth Winkler. Einen Gewinn habe es noch nie abgeworfen. Daher möchte sie, dass die Firma wächst und neue Interessenten erschlossen werden. Aktuell verhandle sie mit der GKV, dem Dachverband der Kranken- und Pflegekassen, dass ihre Ware als Pflegehilfe anerkannt wird. Ihr Wäschesortiment entlaste die Mitarbeiter in den Pflegeheimen. Zudem will sie neue Zielgruppen erreichen. Als ein Beispiel nennt die saba-Chefin leicht anzulegende Bekleidung für kleine Kinder.

In Fachkreisen hat das Produkt schon lange einen Namen. Noch vor dem Geschäftsstart gab es 2008 die Goldmedaille bei der Ideen- und Erfindermesse IENA in Nürnberg. Im vergangenen Jahr war Gisela-Elisabeth Winkler eine der drei Erstplatzierten beim Zugabe-Preis der Körber-Stiftung. Damit werden Gründerinnen und Gründer der Generation 60plus ausgezeichnet. Der Preis ist mit 60 000 Euro dotiert.

Mehr Informationen zur Firma gibt es im Internet auf www.saba-waesche.de, unter Telefon 40 53 60 20 oder per E-Mail an service@saba-waesche.de.

Autor:

Thomas Frey aus Friedrichshain

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

50 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

Gesundheit und MedizinAnzeige
 Ist Ihr Herz gesund? Informieren Sie sich am 20. November über Herzschwäche und wie man sie erkennt und behandelt. | Foto: Caritas-Klinik Maria Heimsuchung

Infos über Herzinsuffizienz
Vortrag: „Herzschwäche erkennen und behandeln“

Die Caritas-Klinik Maria Heimsuchung lädt Sie herzlich zu einem informativen Vortrag am 20. November 2024 von 17 bis 18 Uhr ein. Unter dem Titel „Stärke dein Herz – Herzschwäche erkennen und behandeln“ erfahren Sie Wissenswertes über die frühzeitige Erkennung und moderne Behandlungsmöglichkeiten der Herzinsuffizienz. Dr. med. Philipp Krauser, Facharzt für Innere Medizin und Kardiologie sowie Oberarzt im Caritas Kardiozentrum Berlin, wird in dem Patienteninformationsabend auf die typischen...

  • Pankow
  • 30.10.24
  • 457× gelesen
WirtschaftAnzeige
Tätowierungen sind eine Kunst mit jahrtausendealter Geschichte, die über Jahrhunderte hinweg die Körper der Menschen schmückte. Doch der Beruf des Tätowierers ist nicht nur kreative Arbeit. Es ist ein anspruchsvolles und faszinierendes Handwerk. | Foto: VEAN TATTOO
3 Bilder

VEAN TATTOO
Tätowierer: einer der gefragtesten Berufe unserer Zeit

Tätowierungen sind eine Kunst mit jahrtausendealter Geschichte, die über Jahrhunderte hinweg die Körper der Menschen schmückte. Doch der Beruf des Tätowierers ist nicht nur kreative Arbeit. Es ist ein anspruchsvolles und faszinierendes Handwerk, das nicht nur künstlerische Fähigkeiten, sondern auch ein tiefes Verständnis des gesamten Prozesses erfordert. In diesem Artikel wird VEAN TATTOO Ihnen die Welt der Tätowierkunst näherbringen und erläutern, warum der Beruf des Tätowierers heute zu den...

  • Mitte
  • 28.10.24
  • 572× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Leiden Sie unter anhaltenden Knie- oder Hüftschmerzen? Erfahren Sie, wie Sie mit modernsten Methoden Ihre Mobilität zurückgewinnen. | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Infoabend am 12. November
Leben ohne Knie- und Hüftschmerzen

Leiden Sie unter anhaltenden Knie- oder Hüftschmerzen, die jeden Schritt zur Qual machen oder Ihnen sogar in Ruhe keine Erholung gönnen? Es muss nicht so bleiben! Besuchen Sie unseren Infoabend "Leben ohne Knie- und Hüftschmerzen: Schonende & komfortable OP-Methode!" und erfahren Sie, wie Sie mit modernsten Methoden Ihre Mobilität zurückgewinnen – schonend, effektiv und ohne Angst vor einem Eingriff. Expertenwissen kommt beim Infoabend am 12. November aus erster Hand: Tariq Qodceiah, Chefarzt...

  • Reinickendorf
  • 01.11.24
  • 305× gelesen
WirtschaftAnzeige
Für rund 105.000 Haushalte im Bezirk Lichtenberg baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom
2 Bilder

Telekom macht's möglich
Schnelles Glasfasernetz für Lichtenberg

Aktuell laufen die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes im Bezirk Lichtenberg auf Hochtouren. Damit können rund 105.000 Haushalte und Unternehmen in Alt-Hohenschönhausen, Fennpfuhl, Friedrichsfelde, Karlshorst, Lichtenberg und Rummelsburg einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Schnell sein lohnt sich Wer jetzt einen Glasfaser-Tarif bei der Telekom beauftragt, gehört...

  • Bezirk Lichtenberg
  • 30.10.24
  • 432× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.