Martin Schaaff ist einer der ältesten Bürger des Bezirks
Geburtstag hatte Martin Schaaff am 11. Juli. Er zählt damit zu den ältesten Bürgern in Reinickendorf. "Alt werden will jeder, aber alt sein mag keiner", sagt Ehefrau Doris Schaaff (83). So schön es auch sei, die zwei Kinder und zwei Enkel auf ihrem Lebensweg zu begleiten, das Leben sei im hohen Alter auch ganz schön beschwerlich. Sie hebt die Stimme, damit er sie verstehen kann. Die beiden sitzen im Wohnzimmer ihres Hauses in Hermsdorf. Es ist ein Haus voller Erinnerungen mit Ölbildern an den Wänden, dunklen Holzmöbeln, Büchern und Figuren in den Regalen. Ein schneeweißer Kakadu krächzt im Käfig, zwei Hunde streichen aufgeregt um den Besuch.
"Wir lieben Tiere", sagt Doris Schaaff. Und den Zirkus. Über den haben sich die beiden auch kennengelernt. Sie war Raubtier-Dompteurin und stand beim Zirkus Krone mit zwölf Eisbären in der Manege. Bei einer Vorstellung in Innsbruck sah er sie das erste Mal. Später, wie es der Zufall so wollte, taufte er als Pfarrer ihren Sohn. 1964 haben sie dann geheiratet und ihre erste gemeinsame Wohnung in Spandau bezogen. Er war 53, sie 20 Jahre jünger.
Auch Martin Schaaff liebte den Zirkus bereits in Kindertagen. So oft es ging, besuchte er die Vorstellungen des Zirkus Busch, der am Monbijoupark in Berlin-Mitte seine Zelte aufgeschlagen hatte. Als er zwölf Jahre alt war, fasste er sich ein Herz und rief Zirkus-Chefin Paula Busch an. "Ihre Nummer stand im Telefonbuch", erinnert sich Martin Schaaff. Aus dem Anruf wurde eine lebenslange Freundschaft. Seinem Kindheitstraum blieb der Sohn eines Juristen auch beruflich treu. Denn als Pfarrer kümmerte er sich auch um das fahrende Artistenvolk.
Verrückt nach Zirkus ist Martin Schaaff heute noch. Gemeinsam mit seiner Frau betreibt er ein Archiv mit mehr als 1000 Büchern, alten Programmheften - das älteste stammt aus dem Jahr 1895 -, signierten Fotos, einer Clown-Sammlung und mehreren Miniatur-Zirkussen. "Ich hatte ein selten schönes, ein wunderbares Leben", sagt Martin Schaaff. Seine Frau nickt und lächelt ihm zu.
Autor:Ulrike Kiefert aus Mitte |
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