SG spielt aber in der oberen Tabellenhälfte mit
"Wir haben eine sehr junge und talentierte Mannschaft mit einem Altersdurchschnitt von 22 Jahren, die mental aber noch nicht stark genug ist, regelmäßig ihr wahres Potenzial abzurufen", sagt Trainer Peter Herzfeldt. Ein wenig bezeichnend dafür war der letzte Auftritt vor heimischem Publikum in der Sporthalle der Romain-Rolland-Oberschule, Place Molière 4, am 12. Januar: Gegen den Tabellenletzten, die HSG Neukölln, tat sich die SG über weite Phasen des Spiels sehr schwer. Erst in der zweiten Halbzeit gelang es ihr, sich abzusetzen und die Partie letztlich mit 33:22 doch noch sehr deutlich für sich zu entscheiden. "Das war eine schwere Geburt", meint Herzfeldt; "Meine Mannschaft neigt dazu, sich sehr schnell dem Niveau des Gegners anzupassen und ist dann nicht oder nur sehr schwer in der Lage, die Dominanz zu entwickeln, die wir entwickeln können."
Das zieht sich wie ein roter Faden durch die bisherige Spielzeit: So habe sich die SG in der Saisonvorbereitung gegen den Frankfurter HC und die TSG Wismar aus der 3. Liga mit jeweils starken Auftritten ein Remis erspielt, um dann gegen unterklassige Mannschaften richtig schlecht auszusehen, so Herzfeldt. Das Team steckt mitten in seiner Entwicklung. Und die Spielerinnen müssen sich erst einmal an den Spagat zwischen längere Trainingszeiten sowie Studium und Beruf gewöhnen. "Deshalb sehe ich diese Saison als Eingewöhnung und Vorbereitung auf kommende Spielzeiten", sagt der Coach.
Mit Karoline Billing, die schon dritte Liga gespielt hat, und Vanessa Tugend hat die SG zwei sehr spielintelligente Akteurinnen am Kreis. Im Rückraum sei das Team jedoch noch nicht beständig: Madelaine Kern ist sehr talentiert, sprung- und wurfgewaltig, schöpft ihr Potenzial aber nicht immer aus. Und seine Tochter, Vanessa Herzfeldt, die auch zum Team der SG gehört, habe zwar ein gutes Auge für ihre Mitspielerinnen, sei aber allzu oft nicht egoistisch genug, um auch selbst mal den Torabschluss zu suchen. Auf allen Positionen sei das Talent aber vorhanden. "Was dem Team noch fehlt, ist eine Spielerin für die Rückraummitte, die auch mal dahin geht, wo es weh tut und eine starke Linkshand."
Ein Ärgernis in der Oberliga Ostsee-Spree, die mit neun Berliner Teams und einer Mannschaft aus Mecklenburg-Vorpommern besetzt ist, sind laut Herzfeldt die Schiedsrichteransetzungen: "Wir haben in fast jedem Heimspiel Schiedsrichter aus Mecklenburg-Vorpommern, die uns richtig Geld kosten. Und wenn wir in Neubrandenburg spielen, kommen Berliner Referees. Da verstehe ich den Verband nicht." So musste Betreuer Michael Tugend für die Partie gegen die HSG Neukölln insgesamt 336 Euro für die beiden Referees, den Schiedsrichterbeobachter und das Kampfgericht bezahlen. "Das können wir mit unseren Zuschauereinnahmen nicht decken", sagt Herzfeldt. "Diese Liga ist leider ein Zuschussgeschäft." Mit dem Geld stehen und fallen auch die sportlichen Perspektiven: "Mittelfristig ist aus sportlicher Sicht ein Aufstieg in die 3. Liga nicht unrealistisch - vorausgesetzt, dass das in unserem Vorstand auch gewollt ist. Denn ein Aufstieg ist ein noch größerer logistischer und finanzieller Kraftakt", so der Coach.
Autor:Michael Nittel aus Reinickendorf |
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