Jörg Schmidt legt Traineramt beim VfB Hermsdorf nieder
"Ich habe festgestellt, dass mich dieser immerwährende Kampf gegen den Abstieg viel Kraft kostet, dass dieser Kraftakt, mit unseren geringen finanziellen Möglichkeiten Jahr für Jahr bestehen zu müssen, immer mehr auch an meine Substanz gegangen ist", hatte Schmidt bereits im Februar sehr ehrlich erklärt. "Deshalb habe ich beschlossen, mich in diesem Jahr nicht mehr überreden zu lassen und definitiv aufzuhören."
Doch auch in diesem Fall hatte Schmidt das Wohl des Vereins und der Mannschaft über sein eigenes gestellt und seine Entscheidung, so gut es eben ging, unter Verschluss gehalten: "Ich wollte, dass wir uns total auf den Abstiegskampf konzentrierten - das war das wichtigste." Und Schmidt hat es mit seinen Jungs tatsächlich wieder einmal geschafft: Durch den 2:1-Heimsieg am 1. Juni gegen den TuS Makkabi sicherte sich der VfB vorzeitig den Verbleib in der Berlin-Liga, der höchsten Spielklasse in der Hauptstadt - und das, obwohl die Nordberliner in den zurückliegenden Spielzeiten immer wieder als potenzieller Abstiegskandidat gehandelt worden waren.
Doch Schmidt, für viele seiner Spieler nicht nur Fußballlehrer, sondern auch so etwas wie eine Vaterfigur, ist es gelungen, über die Jahre eine Truppe zu formen, die ihre Stärke aus der mannschaftlichen Geschlossenheit bezogen hat.
Zahlreiche Spieler sind seit vielen Jahren im Verein fest verwurzelt. Moral und Teamgeist waren stets intakt. Entsprechend viel Leidenschaft und Herzblut kickten jedes Wochenende mit. Und um auch mal mit der Mär aufzuräumen, der VfB würde in erster Linie sehr defensiv spielen und oft nur mit langen Bällen agieren - weit gefehlt: Die Hermsdorfer können richtig gut Fußball spielen. Mit Niclas Warwel, der vor zwei Jahren zu Hertha Zehlendorf wechselte, und Marc Zellner, der seinem Kumpel in diesem Sommer folgen wird, hat Jörg Schmidt zwei hervorragende Fußballer ausgebildet, die sich manch ein hochklassiger Klub in seinen Reihen wünschen würde. Darüber hinaus hat der VfB in den vergangenen elf Jahren sechs Mal einen einstelligen Tabellenplatz in der Berlin-Liga belegt und wurde 2004, 2010 und 2012 Berliner Hallenmeister. "Das schaffst Du nicht, wenn Du nicht kicken kannst", so Schmidt.
Nimmt man die Rahmenbedingungen und die sportlichen Ergebnisse als Maßstab, dann ist Jörg Schmidt ein außergewöhnlich guter Trainer. Entsprechend wurde er vom Berliner Fußball-Verband (BFV) für die Wahl zum Trainer der Saison nominiert. Die Abstimmung unter www.berliner-fussball.de läuft noch bis zum 27. Juni.
Wenn man sich mit Jörg Schmidt über Fußball oder andere Dinge unterhält oder aber mit Menschen spricht, die ihn kennen, kommt man zu dem Ergebnis, dass er mit Sicherheit ein guter Trainer, aber ein noch viel großartigerer Mensch ist.
Autor:Michael Nittel aus Reinickendorf |
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