Mehr Engagement erwünscht: Handballer gehen mit neuer Abteilungsleitung in die Zukunft
Hermsdorf. Seit wenigen Wochen ist Bettina Strohscheer-Mies Abteilungsleiterin bei den Handballern der SG Hermsdorf-Waidmannslust. Berliner Woche-Reporter Michael Nittel sprach mit ihr über die neue Aufgabe, das Flüchtlingsprojekt der SG und die prekäre Hallensituation.
Was war Ihre Motivation, den Abteilungsvorsitz zu übernehmen?
Bettina Strohscheer-Mies: Heutzutage ist es zunehmend schwierig, Ämter in Vorständen zu besetzen. Da ich in diesem Verein groß geworden bin, fühle ich eine gewisse Verpflichtung. Wir sind eine der mitgliederstärksten Abteilungen im VfB Hermsdorf und haben in der SG rund 380 Mitglieder. Diese Zahl ist über die Jahre relativ konstant, obwohl die Zahlen im Berliner Handball rückläufig sind. Diese gute Arbeit wollen wir fortsetzen.
Welche Aufgaben müssen zunächst angepackt werden?
Bettina Strohscheer-Mies: Am ehesten sehe ich im Mädchen-Handball Handlungsbedarf. Da werden wir in der nächsten Saison bei den B-Juniorinnen kein eigenes Team am Start haben und müssen deshalb über Kooperationen nachdenken. Darüber hinaus wäre es schön, wenn sich mehr Mitglieder, insbesondere bei den Erwachsenen, in irgendeiner Form beteiligen, mehr Verantwortung innerhalb der SG übernehmen würden. Es sind längst nicht alle Ämter besetzt, die besetzt werden müssten.
Sie haben im letzten Jahr ein Projekt für Flüchtlinge ins Leben gerufen, das aufgrund der prekären Hallensituation vor dem Aus stand. Gibt es dieses Projekt noch?
Bettina Strohscheer-Mies: Ja, und darüber sind wir sehr glücklich. In diesem Zusammenhang muss ich auch mal das Sportamt und die Romain-Rolland-Oberschule loben. Alle waren und sind sehr bemüht, Zeiten zu teilen, Zeiten hin und her zu schieben.
Wie viele Flüchtlingskinder haben Sie mit diesem Projekt mittlerweile erreicht?
Bettina Strohscheer-Mies: Ich denke, dass es schon weit über einhundert sind, da immer wieder neue Kinder kommen. Am Anfang hatten wir viele vom Balkan. Mittlerweile sind es überwiegend syrische Kinder. In den ersten Monaten hatten wir rund 15 Kinder in der Halle, inzwischen sind es jeden Freitag um die 30.
Das Flüchtlingsprojekt wird von den A- und B-Junioren der SG betreut und geleitet. Was nehmen Ihre Jugendlichen mit?
Bettina Strohscheer-Mies: Durch den persönlichen Kontakt haben sie einen ganz anderen Blick auf die Situation, die insbesondere durch Politik und Medien ja oft als „Krise“ bezeichnet wird. Sie nehmen die Flüchtlinge als Menschen wahr, mit ihren ganz individuellen Sorgen und Ängsten, aber auch Glück und Ausgelassenheit. Und das ist eine Erfahrung, die ihnen niemand mehr nehmen kann.
Nach wie vor sind Sporthallen im Bezirk beschlagnahmt, um dort Flüchtlinge unterzubringen. Wie gestaltet sich die Situation?
Bettina Strohscheer-Mies: Insbesondere die Belegung der größeren Sporthallen in der Königshorster Straße und in der Cyclopstraße schmerzt uns schon sehr. Doch wenn ich die Situation der Vereine in anderen Bezirken sehe, vor allem in Mitte, wo Mitglieder und Trainer aufgrund der Hallensituation die Vereine sehr zahlreich verlassen, dann sind wir hier in Reinickendorf noch ganz gut bedient.
Autor:Michael Nittel aus Reinickendorf |
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