Zwischen Motivation und Hoffnung
VfB Hermsdorf wünscht sich mehr Anerkennung für seine Ehrenamtlichen

Regina Blachwitz (links) und Sabine Scholkmann. | Foto:  Thomas Frey
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  • Regina Blachwitz (links) und Sabine Scholkmann.
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Der organisierte Sport hat mehr als zwei ziemlich schwere Jahre hinter sich. Die nähere Zukunft könnte ebenfalls nicht ganz einfach werden. Das gilt auch für den VfB Hermsdorf 1899.

Allerdings scheinen sich dort manche Verwerfungen wegen Corona in Grenzen gehalten zu haben. Die Mitgliederzahl sei trotz der Pandemie nahezu konstant geblieben, sagt Vizepräsidentin Regina Blachwitz. Sie liege derzeit bei ungefähr 3600, etwa die Hälfte davon wären Kinder und Jugendliche.

Um die Mitglieder bei der Stange zu halten, habe sich der Verein einiges einfallen lassen. Auch beim VfB Hermsdorf gab es Online-Angebote. Dazu wurden regelmäßige Rundbriefe verschickt. Außerdem hatte sich der Verein einiges überlegt, um Sportangebote zumindest im Freien zu ermöglichen. Nicht nur solche Aktivitäten wären vor allem durch viel ehrenamtliches Engagement möglich, betont Regina Blachwitz. Auf 150 bis 200 Menschen beziffert sie diesen Personenkreis. Ein Beispiel dafür ist Sabine Scholkmann. Seit einem Vierteljahrhundert im Verein engagiert sie sich vor allem in der Turn- und Gymnastikabteilung. Außerdem organisiert Scholkmann auch in diesem Jahr die Ferienspiele für Kinder, die ab 8. August zwei Wochen lang stattfinden.

Ein Dutzend Abteilungen: Die Möglichkeiten, beim VfB Hermsdorf Sport zu treiben, sind sehr breit – zum Beispiel Fußball, Handball, Basketball, Leichtathletik, Schwimmen, Tennis, Tischtennis und Kegeln. Insgesamt gibt es zwölf Abteilungen. Turnen und Gymnastik ist mit ungefähr 1600 Mitgliedern die Größte. Dort sind allein 600 Kinder aktiv. Für viele Kurse existieren Wartelisten. Was deutlich macht, der Verein könnte auch noch mehr Übungsleiterinnen und -leiter gebrauchen. Alle Trainer verfügten über ein polizeiliches Führungszeugnis, nehmen regelmäßig an Fortbildungskursen teil und im Verein seien zwei Kinderschutzbeauftragte tätig, streicht Regina Blachwitz besonders heraus.

Kapazitätsgrenzen: Dass manche Nachfrage nicht sofort bedient werden kann, hängt auch mit entsprechenden Platz- und Raummöglichkeiten zusammen. Sehr angespannt sei die Lage vor allem bei den Schwimmern, sagen die beiden Frauen. Abgesehen von einigen privat angemieteten Trainingsmöglichkeiten, blieben vor allem die Hallenzeiten im Stadtbad im Märkischen Viertel, dort meist zusammen oder in Konkurrenz mit anderen Nutzern. Nicht nur im Schwimmbereich sei deshalb gegen ein Ausweiten des Angebots nichts einzuwenden. Die Idee, das derzeit geschlossene Paracelsusbad um einen Außenbereich zu erweitern, findet ihren Beifall. Allerdings fehlt eher der Glaube, dass das wirklich passiert. Größer ist die Enttäuschung, dass auf dem Areal des ehemaligen Flughafens Tegel kein nennenswerter Zuwachs zu erwarten ist. Wie berichtet sind dort kaum Hallen oder Plätze vorgesehen, die Vereine nutzen könnten. Im Gegensatz zu manchen Angeboten für Individualsportler.

Der eigene Stellenwert: Auch im Bezirk muss der organisierte Sport seine Position gegen manche Freizeitgruppen verteidigen. Für einigen Ärger hatte Ende vergangenen Jahres das "Koalitionspapier" der Reinickendorfer Ampel, der Zählgemeinschaft von SPD, Bündnis90/Die Grünen und FDP, gesorgt. Dort fand der Individualsport explizit Erwähnung, vom Vereinssport war dagegen kaum die Rede. Zwar wurde dessen wichtige Funktion nach entsprechender Kritik bekräftigt. Irritationen sind aber auch bei Regina Blachwitz und Sabine Scholkmann geblieben.

Wichtig sei deshalb den eigenen Stellenwert und die Vorzüge einer großen Sportgemeinschaft herauszustellen, machen sie deutlich. Dazu gehöre das gemeinsame Erlebnis und Miteinander, das Zusammenkommen von Menschen unterschiedlichen Alters oder Herkunft, ein gegenseitiges Fair Play, Kontakte, Freundschaften, Beziehungen, die über den Sport entstehen. All das sei gerade heute wichtiger denn je. Und daraus lasse sich eine Menge Motivation ziehen.

Wie klappt das in der Praxis? "Vielleicht sind wir in einer etwas anderen Situation als etwa Vereine in der Innenstadt", überlegte Sabine Scholkmann. Im Ortsteil Hermsdorf leben viele Menschen, die schon seit langem dort ansässig sind. Die Mitgliedschaft im Sportverein sei oft seit Generationen obligatorisch. Manche verabschieden sich in ihrer Jugend oder nach der Schule einige Zeit aus dem Vereinsleben, weil sie teilweise woanders wohnen. Nicht wenige kämen aber irgendwann zurück, häufig dann selbst mit Familie.

Das 2013 eingeweihte Vereinsheim Am Ried ist Zentrum des Vereinslebens. Sogar eine kleine Halle gibt es im Keller. Das Casino ist in dem Gebäudekomplex untergebracht. Vis-a-vis befinden sich die Tennisanlage und der Fußballplatz.

Der VfB Hermsdorf initiiert Aktionen wie am 1. April den Spendenlauf der Leichtathletikabteilung. 119 Läuferinnen und Läufer machten mit und legten zusammen mehr als 1000 Runden zurück. Ihr Einsatz erbrachte insgesamt 11 000 Euro für das Netzwerk "Willkommen in Reinickendorf". Und es gibt die Ferienspiele, ein kostenloses Programm, zu dem Kinder ab sechs Jahren eingeladen sind. Sie können unter verschiedenen Sportangeboten wählen, von Ballspielen und Badminton, über Tischtennis und Tanzen bis zum Geschicklichkeitsparcours. Mehr dazu und insgesamt zum Verein findet sich unter www.vfbhermsdorf.de.

Die Ferienspiele seien ein Angebot für alle, betont Sabine Scholkmann. Sie sollen Abwechslung in der schulfreien Zeit bieten. Wenn einige danach den Weg zum VfB finden, sei dagegen natürlich nichts einzuwenden.

Was wird werden? Dass die ehrenamtlich Engagierten auch über den Verein hinaus ihre verdiente Würdigung erfahren, ist ein Wunsch, den Regina Blachwitz und Sabine Scholkmann äußern. Gerne auch bei entsprechenden Veranstaltungen des Bezirks. Darüber hinaus hoffen sie, dass die nähere Zukunft weniger herausfordernd wird, als von vielen befürchtet. Gibt es neue Corona-Vorgaben? Oder kommt es zu Schließungen von Schwimm- und Sporthallen wegen Gasknappheit?

Ihr Blick geht auch bereits ins Jahr 2024. Da wird der VfB Hermsdorf 125 Jahre alt. Das Jubiläum soll ohne Einschränkungen gefeiert werden können.

Autor:

Thomas Frey aus Friedrichshain

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