Straßensperrung entzweit Bürger
Durchgangsverkehr versus "offene Nachbarschaft"

Ein seltener Anblick: die Schildower Straße an der Kreuzung mit der Marthastraße ohne Autos. | Foto: Christian Schindler
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  • Ein seltener Anblick: die Schildower Straße an der Kreuzung mit der Marthastraße ohne Autos.
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Die Entscheidung des Verkehrsausschusses der Bezirksverordneten, das Waldseeviertel versuchsweise mit Sperrung der Elsestraße und der Schildower Straße auf der Landesgrenze vom Durchgangsverkehr zu entlasten, bleibt in der Anwohnerschaft umstritten.

Voraussichtlich am 11. März fällt die Entscheidung der Bezirksverordnetenversammlung (BVV) über die versuchsweise Sperrung, auf die sich die Verkehrsexperten aller sechs in der BVV vertretenen Parteien geeinigt haben. Modalfilter auf Else- und Schildower Straße würden dann Radfahrern und Fußgängern das Passieren weiter erlauben, Autos kämen nicht mehr durch (siehe auch https://www.berliner-woche.de/252997).

Eine Bürgerinitiative im Waldseeviertel hatte immer wieder angemahnt, wirkungsvoll gegen den Durchgangsverkehr vorzugehen. Während auf der entsprechenden Ausschusssitzung vor allem Anwohner aus dem benachbarten Glienicke protestierten, weil sie eine weitere unzumutbare Belastung ihrer Hauptstraße befürchten, gibt es jetzt auch Kritik aus dem Waldseeviertel selbst.

So empört es Marianne Riebel, die seit langem an der Bertastraße wohnt, dass 30 Jahre nach dem Mauerfall wichtige Verkehrswege von und nach Brandenburg wieder geschlossen werden sollen. Sie erlebt selbst jeden Tag die Autolawine, die sich im Berufsverkehr morgens aus dem Umland über das Waldseeviertel in Richtung B 96 ergießt, und ab dem Nachmittag wieder zurück. Gleichwohl ärgert sie die in Aussicht gestellte Sperrung: „Dann fließt der Verkehr eben woanders entlang. Für die Hauptstraße in Glienicke bedeutet das Chaos.“

Lange Umwege für Anwohner

Marianne Riebel möchte noch einen weiteren Aspekt des Themas berücksichtigen. Längst gingen viele Bewohner des Waldseeviertels zum Einkaufen nach Glienicke, suchten dort regelmäßig Arztpraxen auf. Als Fußgänger wären sie von den Modalfiltern nicht betroffen. „Es fahren aber auch viele mit dem Auto“, weiß Marianne Riebel von Nachbarn, und die müssten dann auch lange Umwege fahren.

So wie sich die Anwohnerschaft des Waldseeviertels in Befürworter und Kritiker der Modalfilter spaltet, zeigt sich auch das Umland uneins. In Glienicke formiert sich zur Zeit eine Bürgerinitiative gegen die kommende Sperrung, während zugleich die „Bürgerinitiative für mehr Verkehrsberuhigung“ darin eine Chance sieht. Sie verweist einerseits darauf, dass bisher durch die in der Straßenhierarchie als kleine Nebenstraße geltende Schildower Straße in Spitzenzeiten doppelt so viel Verkehr rausche wie über die Hauptstraße in Glienicke, die aber immerhin Kreisstraße sei. Sie wirft der Glienicker Kommunalpolitik vor, das Problem bisher ignoriert zu haben. Diese Glienicker Initiative sieht daher in der Sperrung eine Chance, den Fuß- und Radverkehr über die Landesgrenze und auch die Attraktivität des Hermsdorfer Kiezbusses zu erhöhen. Auch die „offene Nachbarschaft“ zwischen den Gemeinden könne attraktiver werden, was mit den Lenkern durchfahrender Autos nicht möglich sei.

Die Reinickendorfer Bezirksverordneten haben den Vorschlag ihrer Verkehrsexperten für die Sitzung am Mittwoch, 11. März, ab 17 Uhr im Rathaus-Altbau, Antonyplatz 1, auf der Tagesordnung.

Ein seltener Anblick: die Schildower Straße an der Kreuzung mit der Marthastraße ohne Autos. | Foto: Christian Schindler
Verkehrsinseln reichen nach Ansicht vieler Anwohner nicht, um den Verkehr im Waldseeviertel gefahrlos zu organisieren.  | Foto: Christian Schindler
Autor:

Christian Schindler aus Reinickendorf

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