Wohin mit dem Durchgangsverkehr?
Runder Tisch soll zum Waldseeviertel tagen

Durchgangsstraße? Belastete Straße? Und wie viel Verkehr ist hier erträglich? Die Schildower Straße und ihr Autoaufkommen ist ein Beispiel für die Debatte im Waldseeviertel. | Foto: Thomas Frey
2Bilder
  • Durchgangsstraße? Belastete Straße? Und wie viel Verkehr ist hier erträglich? Die Schildower Straße und ihr Autoaufkommen ist ein Beispiel für die Debatte im Waldseeviertel.
  • Foto: Thomas Frey
  • hochgeladen von Thomas Frey

So wie die Frage formuliert war, klang bereits eine Menge Frust durch: „Wie nehmen Bezirksamt und Fraktionen dazu Stellung, dass die Vorgehensweise als voreingenommen, intransparent und unaufrichtig wahrgenommen wird?“

Der Fragesteller war Prof. Michael Ortmann, Sprecher der „Bürgerinitiative für mehr Verkehrsberuhigung“. Die Initiative setzt sich für den Bau sogenannter Modalfilter, Straßensperren, im Waldseeviertel ein. Sie sollen den Durchgangsverkehr aus dem Viertel fernhalten. Die Bezirksverordnetenversammlung (BVV) hatte dazu einen Beschluss gefasst und einen temporären Versuch gefordert. Dazu kommt es jedoch nicht. Das Rechtsamt hat juristische Bedenken geltend gemacht (wir berichteten). Sie basieren auf einem Gutachten, dass den Sperren keine insgesamt entlastende Wirkung bescheinigt. Sie würden zwar in einigen Bereichen zu weniger Verkehr im Waldseeviertel führen. Dieser würde aber nur in andere Wohngebiete ausweichen oder die ohnehin schon vielbefahrene Bundesstraße 96 noch mehr belasten.

Verkehrsstadträtin Katrin Schultze-Berndt (CDU) hatte sich daraufhin gegen Modalfilter ausgesprochen, was seither zu heftigen Debatten geführt hat. Im Verkehrsausschuss und zuletzt in der BVV wurde insgesamt über Stunden über das Thema diskutiert. Allein in der BVV-Sitzung gab es dazu sieben Einwohneranfragen, eine von Michael Ortmann.

Vor allem die Fraktionen von B’90/Grüne und Linkspartei halten die rechtlichen Einwände gegen die Modalfilter für nicht stichhaltig. Das Berliner Mobilitätsgesetz sowie manche Rechtsprechung seien nicht berücksichtigt worden, sagte der Linke-Fraktionsvorsitzende Felix Lederle. Ob die Modalfilter wirklich die befürchteten negativen Auswirkungen hätten, ließe sich nur dann feststellen, wenn sie ausprobiert würden.

Verkehrsstadträtin Katrin Schultze-Berndt hielt er vor, dass sie durch das Gutachten nicht habe untersuchen lassen, ob eine andere Ampelschaltung auf der B96 den Verkehrsfluss verbessern würde. Diese verwies letztlich auf die juristische Einschätzung des Rechtsamtes, über die sie sich nicht einfach hätte hinwegsetzen können.

Um eine differenzierte Betrachtungsweise bemühte sich der SPD-Fraktionsvorsitzende Marco Käber. Die unterschiedlichen Meinungen zur Frage der Verkehrsberuhigung im Waldseeviertel seien auch in seiner Partei vertreten. "Wir haben die schwierige Aufgabe, eine Interessen- und Folgeabwägung vorzunehmen". Damit werde aber klar, "dass man es nicht allen recht machen kann."

Und wie geht es jetzt weiter? Die FDP hat die Einberufung eines Runden Tisches im Verkehrsausschuss vorgeschlagen. Die Idee fand einhellige Zustimmung. Im April wird die BVV wohl auf ihrer nächsten Sitzung die Einrichtung eines solchen Gremiums bestätigen. Der Bezirk, die Gemeinde Glienicke, der Landkreis Oberhavel, Vertreter der Länder Berlin und Brandenburg sollen unter anderem an diesem Tisch Platz nehmen. Denn es geht ja auch um eine grenzüberschreitende Frage.

Die Initiative "offene Nachbarschaft" begrüßt die Idee, Michael Ortmann sieht im Runden Tisch dagegen "die Wahrung des Status Quo". Das Bezirksamt mache sich offenbar zum Erfüllungsgesellen der Umlandgemeinden und hält den Runden Tisch "folglich für ein falsches Spiel".

Durchgangsstraße? Belastete Straße? Und wie viel Verkehr ist hier erträglich? Die Schildower Straße und ihr Autoaufkommen ist ein Beispiel für die Debatte im Waldseeviertel. | Foto: Thomas Frey
Kreuzungsstau im Waldseeviertel. Dieses Foto schoss Michael Ortman als Beleg für den täglichen Schleichwegeverkehr. | Foto: Michael Ortmann
Autor:

Thomas Frey aus Friedrichshain

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

52 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

Gesundheit und MedizinAnzeige
Gallensteine sind ein häufiges, aber oft unterschätztes Gesundheitsproblem.  | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Patienten fragen
Steine in der Gallenblase – was nun?

Gallensteine sind ein häufiges, aber oft unterschätztes Gesundheitsproblem. Etwa jede fünfte Person in Europa ist betroffen, und fast die Hälfte entwickelt im Laufe des Lebens Beschwerden. Diese äußern sich meist in Form von wiederkehrenden Schmerzen, insbesondere im rechten Oberbauch. In einigen Fällen können Gallensteine zu ernsthaften Komplikationen wie einer Entzündung der Gallenblase führen. Die bevorzugte Therapie bei Beschwerden ist die operative Entfernung der Gallenblase – in der Regel...

  • Reinickendorf
  • 12.02.25
  • 37× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Informieren Sie sich über Intensivmedizin. | Foto: 2022 Tomasz Kuzminski

Infoabend am 11. Februar
Grenzen und Möglichkeiten der Intensivmedizin

Die Intensivmedizin hat erstaunliche Fortschritte gemacht und bietet schwerstkranken Patienten Überlebenschancen, die früher undenkbar waren. Doch wo liegen die Grenzen dieser Hochleistungsmedizin? Welche technischen, personellen und ethischen Herausforderungen gibt es? Besuchen Sie unseren Infoabend mit Priv.-Doz. Dr. Stephan Kurz und erfahren Sie, wie intensivmedizinische Maßnahmen Leben retten, aber auch komplexe Entscheidungen erfordern. Was geschieht, wenn Therapieoptionen ausgeschöpft...

  • Reinickendorf
  • 29.01.25
  • 732× gelesen
Gesundheit und Medizin
Das Dominikus Krankenhaus informiert zur Robotik-Chirurgie bei Hüft- und Knieschmerzen. | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Moderne Behandlung bei Hüft- und Knieschmerzen
Informationsabend Robotik-Chirurgie

Hüft- und Knieschmerzen beeinträchtigen die Lebensqualität und werden oft durch Verschleiß, Unfälle oder Fehlstellungen verursacht. Moderne Technologien wie die Robotik-Chirurgie bieten neue Möglichkeiten für eine präzisere und minimalinvasive Behandlung. Am 4. Januar laden wir Sie herzlich zu einem Informationsabend ein, bei dem Chefarzt Tariq Qodceiah, Leiter des Caritas Hüftzentrums, die Vorteile der Robotik-Chirurgie bei Hüft- und Knieschmerzen erläutert. Er erklärt, wie diese innovative...

  • Reinickendorf
  • 12.02.25
  • 36× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.