Die Lösung liegt bei 20 Stundenkilometern
Verkehrskonzept rund um die Heinsestraße nimmt Formen an

Wird Tempo 20 zu weniger Autos führen, so wie hier in der Heinsestraße am Abend? | Foto:  Thomas Frey
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  • Wird Tempo 20 zu weniger Autos führen, so wie hier in der Heinsestraße am Abend?
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In der Heinsestraße soll weiter Autoverkehr möglich sein. Allerdings mit einer Höchstgeschwindigkeit von 20 Kilometern. Das war die wohl wichtigste Erkenntnis aus der dritten Bürgerwerkstatt am 5. Juni im Georg-Herwegh-Gymnasium zur Umgestaltung der Heinsestraße und ihrer Umgebung.

Die Umgebung betraf das zweite wichtige Ergebnis. Mehrere benachbarte Straßen, etwa die Schramberger-, Schloss-, Glienicker- oder Ulmenstraße sollen Fahrradstraße werden. Autoverkehr ist dann nur noch für Anlieger erlaubt. Neben mehr Sicherheit für Radfahrer und Fußgänger soll damit vor allem ein Ausweichverkehr wegen der temporeduzierten Heinsestraße verhindert werden.

Ob am Ende diese Ergebnisse der Bürgerwerkstatt so umgesetzt werden, ist offen. Sie werden in der Machbarkeitsstudie festgeschrieben, in die möglicherweise noch weitere Vorschläge berücksichtigt werden, die am 5. Juni gemacht wurden.

Die rund 120 Teilnehmerinnen und Teilnehmer sollten das erarbeitete Verkehrskonzept zur Heinsestraße bewerten und weitere Wünsche und Anregungen äußern. Dabei wurde viel Lob formuliert: „Tolles Konzept“, „Prima, bin dafür“, „Danke für die tollen Ideen“ und „Stimmiger Gesamtentwurf. Bitte umsetzen“, waren nur einige Äußerungen. Es gab aber auch kritische Stimmen: „Für 50 000 Euro hätte ich das auch hinbekommen“, stand auf einem Meinungszettel. „Warum hat niemand den Mut, aus der Heinsestraße zwei Sackgassen zu machen?“, kam als Kritik offensichtlich von jemandem, dem die skizzierten Vorstellungen nicht weit genug gingen.

Die 20-Stundenkilometer-Idee orientiert sich an der Variante „verkehrsberuhigter Geschäftsbereich“. Sie ist eine von vier Alternativen, die das beauftragte Büro Interlink bei der zweiten Werkstatt Ende März vorgestellt hatte. Die weiteren Ideen für die Heinsestraße waren eine Fahrradstraße, Barrieren gegen den Durchgangsverkehr, sowie weitgehendes Festhalten am Status Quo. Es folgten Befragungen und Vor-Ort-Termine sowie eine Verkehrszählung in der Heinsestraße. Sie führten jetzt zum vorgestellten Vorschlag, wie Interlink-Mitarbeiterin Susanne Thomaier erläuterte.

Auf der Grundlage eines umfangreichen Zahlenmaterials betonte Thomaier, dass der Durchgangsverkehr das größte Problem ist. Er bringt den Gewerbetreibenden keine Kundschaft. Von 275 zufällig befragten Menschen in der Heinsestraße gaben nur 22,5 Prozent an, mit dem Auto gekommen zu sein, 34,7 Prozent dagegen zu Fuß, knapp ein Drittel mit öffentlichen Personennahverkehrsmitteln, der Rest per Fahrrad oder mit mehreren Mobilitätsmöglichkeiten. Die Radfahrer fuhren dabei mehrheitlich auf dem Gehweg und nicht auf der Straße. Dies lasse sich durch das Kopfsteinpflaster und die unsicheren Verhältnisse auf den Fahrbahnen erklären, erklärte die Interlink-Mitarbeiterin. Vor allem die regelmäßigen Besucher der Heinsestraße kämen zu Fuß oder mit dem Rad. Dies stehe im Widerspruch zur Wahrnehmung der meisten Gewerbetreibenden. Sie schätzten, dass rund die Hälfte ihrer Kunden mit dem Auto vorführen.

Laut der Verkehrszählung von Interlink fahren an einem Wochentag 1877 Fahrzeuge in der Schramberger Straße in die Heinsestraße ein und an ihrem südlichen Ende 2558 Fahrzeuge heraus. In der Spitze wären das 189 beziehungsweise 229 motorisierte Bewegungen in einer Stunde. In der Gegenrichtung lauteten die Zahlen 2475 Autos rein, 2171 wieder raus, was 261 und 243 als stündlichen Spitzenwert ergebe. Belegen sollten diese Zahlen, dass sich vor allem der Durchgangsverkehr und nicht der Zielverkehr zu den Geschäften durch die Heinsestraße bewegt.

Zahlen riefen Kritik der Teilnehmer hervor

Diese Zahlen und ihre Bewertung riefen bei den Teilnehmern Widerspruch hervor. Zwischen der Schramberger Straße und dem Südende gebe es weitere Nebenstraßen. Auch durch sie könnten Menschen, zum Einkaufen oder Restaurantbesuch in die Heinsestraße einfahren, wurde erklärt. Außerdem musste Susanne Thomaier einräumen, dass die Zählungen während der Sperrung der Schulzendorfer Straße stattgefunden haben und damit eine andere Verkehrssituation vorhanden war.

Da aber die Heinsestraße für Autos offenbleiben soll, können die Geschäfte weiter von Menschen angesteuert werden, die auf ihr Fahrzeug angewiesen sind. Auch weitere Maßnahmen zur Verkehrsberuhigung wie Gehwegvorstreckungen oder das auch bauliche Herausheben von Überwegen scheinen weniger zu schrecken. Die Fahrradstraßen in der Umgebung bedeuten eine weitere Barriere für den Durchgangsverkehr. Das Aufwerten weiterer Bereiche durch Grünflächen und Spielmöglichkeiten ist ebenfalls Teil des Konzepts.

Die Umsetzung hängt jetzt am Willen des Bezirksamtes. Manches ließe sich sehr schnell umsetzen, erklärte Grünen-Stadtentwicklungsstadträtin Korinna Stephan. Einige der vorgesehenen Fahrradstraßen seien bereits im Berliner Fahrradwegeplan festgeschrieben. CDU-Verkehrsstadträtin Julia Schrod-Thiel (CDU) nahm die Ergebnisse der Bürgerwerkstatt zurückhaltend zur Kenntnis. Zunächst müsse die Verwaltung auf das Konzept schauen und dieses einschätzen, stellte sie fest. Voraussichtlich im Juli wird sich der Stadtentwicklungsausschuss der BVV mit den Umgestaltungsplänen in der Heinsestraße und ihrer Umgebung beschäftigen. Dort werden erste Antworten zum weiteren Vorgehen erwartet.

Autor:

Thomas Frey aus Friedrichshain

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