Hier wurde „Titanic" gedreht
Ausstellung erinnert an früheren Filmstandort am Segelfliegerdamm

Harry Mehner (links) und Wolfgang Mey habe die Geschichte der Jofa erforscht. Im Hintergrund der frühere Verwaltungsbau der Johannisthaler Filmanstalten. | Foto: Ralf Drescher
3Bilder
  • Harry Mehner (links) und Wolfgang Mey habe die Geschichte der Jofa erforscht. Im Hintergrund der frühere Verwaltungsbau der Johannisthaler Filmanstalten.
  • Foto: Ralf Drescher
  • hochgeladen von Ralf Drescher

Als das Hollywood Berlins wurden die Johannisthaler Filmanstalten bisher zwar noch nicht bezeichnet. Dennoch entstanden am Segelfliegerdamm ab dem Jahr 1920 zahlreiche, zum Teil auch heute noch bekannte Kinofilme.

Auch am 12. März 1943 fiel in den Ateliers am Segelfliegerdamm eine Klappe. Das war der Drehstart für den Film „Titanic“. Bis dahin hatten jedoch schon viele Filme in Johannisthal sozusagen das Licht der Welt erblickt. Weil Deutschland keine Flugzeuge mehr bauen durfte, standen Werk- und Flugzeughallen am Rand des Motorflugplatzes Johannisthal nach dem Ersten Weltkrieg leer.

„Der Direktor der Albatros-Flugzeugwerke Walter Huth kam auf die Idee, in den Hallen Filmateliers einzurichten. Bereits ab Mai 1920 liefen die Kameras. Die Filmleute fanden dort alles, was benötigt wurde. Garderoben, Friseure, Fundus, Beleuchtung und eine Filmentwicklungsanstalt mit Musterkopierwerk“, erklärt Harry Mehner, früherer Journalist beim Deutschen Fernsehfunk. Gemeinsam mit seinem einstigen Kollegen Wolfgang Mey hat Mehner über viele Jahre die Filmgeschichte der Johannisthaler Filmanstalten – Kurzbezeichnung Jofa – erforscht und dokumentiert. Daraus ist nun eine kleine Ausstellung entstanden, die derzeit im Bürgerbüro des Bundestagsabgeordneten Gregor Gysi gezeigt wird.

Gysi, selbst in Johannisthal in der Nähe der Ateliers aufgewachsen, hat zur Eröffnung eigene Erinnerungen an das Filmwesen vor der Haustür beigesteuert. „Eines Tages kamen Mitarbeiter des Defa-Synchronstudios an unsere Schule. Wir mussten was vorsprechen und einige wurden als Synchronsprecher ausgewählt. Da habe ich als Zehnjähriger richtige Gage bekommen. Die wurde nach jedem Einsatz bar an uns ausgezahlt. Erst als die Betreuer gemerkt haben, dass ich mich nach den Aufnahmen mit einer Taxe nach Hause chauffieren ließ, wurde das Geld künftig meiner Mutter gegeben“, berichtet Gysi den Besuchern.

In der Ausstellung findet man neben historischen Fakten, unter anderem zur Filmproduktion in den 20ern, im Nationalsozialismus und zu DDR-Zeiten, viele Plakate und Titelseiten von Filmzeitschriften. Zu den Filmen, die in Johannisthal produziert wurden, gehörten unter anderem „Nosferatu“ (1922), „Friedericus rex“ (1923), „Der Hauptmann von Köpenick“ (1931) und, wie bereits erwähnt, „Titanic“ (1943). Nach 1945 wurde weitergedreht, es entstanden unter anderem „Die Mörder sind unter uns“ (1946) mit Hildegard Knef und „Ehe im Schatten“ (1948).

Ende April erscheint Wolfgang Meys Buch „Berlins vergessene Traumfabrik“, außerdem soll es zum 100. Jubiläum der Jofa ein Stummfilmkonzert geben.

Die Ausstellung "100 Jahre Jofa" im Bürgerbüro, Brückenstraße 28 – Nähe S-Bahnhof Schöneweide, ist noch bis zum 20. Mai zu sehen. Geöffnet ist Montag und Mittwoch von 13 bis 16.30 Uhr.

Autor:

Ralf Drescher aus Lichtenberg

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

16 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

Gesundheit und MedizinAnzeige
Schonende Verfahren für Ihre Rückengesundheit werden am 19. März vorgestellt. | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Informationen für Patienten
Minimal-Invasive Wirbelsäulenchirurgie

Leiden Sie unter anhaltenden Rückenschmerzen oder Wirbelsäulenbeschwerden? Moderne minimal-invasive Operationsverfahren ermöglichen eine schonendere Behandlung mit schnelleren Genesungszeiten. Erfahren Sie mehr über innovative Therapiemöglichkeiten bei unserem Infoabend mit Dr. (Univ. Kermanshah) Kamran Yawari, Teamchefarzt des Caritas Wirbelsäulenzentrums. In seinem Vortrag erläutert er die Vorteile minimal-invasiver Wirbelsäulenchirurgie und zeigt auf, wann und für wen diese Methoden sinnvoll...

  • Reinickendorf
  • 18.02.25
  • 125× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Erfahren Sie, welche proktologischen Erkrankungen häufig auftreten, welche Untersuchungsmethoden es gibt und wie moderne Behandlungsmöglichkeiten helfen können.  | Foto: pixel-shot.com, Leonid Yastremskiy

Proktologie: Ende gut, alles gut!

Unser Darm ist mit seinen 5 bis 7 Metern Länge ein wahres Wunderwerk unseres Körpers. Doch wenn es am Ende des Darms zu Erkrankungen kommt, kann das die Lebensqualität erheblich beeinträchtigen – auch wenn man es nicht sieht. Aus Scham werden diese Probleme oft verschwiegen, dabei gibt es in den meisten Fällen gute Behandlungsmöglichkeiten. Wir laden Sie herzlich zu unserem Informationsabend ein! Erfahren Sie, welche proktologischen Erkrankungen häufig auftreten, welche Untersuchungsmethoden es...

  • Reinickendorf
  • 19.02.25
  • 80× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Gallensteine sind ein häufiges, aber oft unterschätztes Gesundheitsproblem.  | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Patienten fragen
Steine in der Gallenblase – was nun?

Gallensteine sind ein häufiges, aber oft unterschätztes Gesundheitsproblem. Etwa jede fünfte Person in Europa ist betroffen, und fast die Hälfte entwickelt im Laufe des Lebens Beschwerden. Diese äußern sich meist in Form von wiederkehrenden Schmerzen, insbesondere im rechten Oberbauch. In einigen Fällen können Gallensteine zu ernsthaften Komplikationen wie einer Entzündung der Gallenblase führen. Die bevorzugte Therapie bei Beschwerden ist die operative Entfernung der Gallenblase – in der Regel...

  • Reinickendorf
  • 12.02.25
  • 481× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Informieren Sie sich über Intensivmedizin. | Foto: 2022 Tomasz Kuzminski

Infoabend am 11. Februar
Grenzen und Möglichkeiten der Intensivmedizin

Die Intensivmedizin hat erstaunliche Fortschritte gemacht und bietet schwerstkranken Patienten Überlebenschancen, die früher undenkbar waren. Doch wo liegen die Grenzen dieser Hochleistungsmedizin? Welche technischen, personellen und ethischen Herausforderungen gibt es? Besuchen Sie unseren Infoabend mit Priv.-Doz. Dr. Stephan Kurz und erfahren Sie, wie intensivmedizinische Maßnahmen Leben retten, aber auch komplexe Entscheidungen erfordern. Was geschieht, wenn Therapieoptionen ausgeschöpft...

  • Reinickendorf
  • 29.01.25
  • 1.076× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.