Ein Kulturschatz mit Gastronomie und Pension
Die millionenschwere Umgestaltung des Bahnbetriebswerks Schöneweide hat begonnen
29 Meter nach oben geht es auf dem Baugerüst am alten Wasserturm auf dem Bahnbetriebswerk Schöneweide. Von oben lässt sich das rund 40 000 Quadratmeter große Areal zwischen S-Bahnhof Johannisthal und Wagner-Régeny-Straße gut überblicken. In den kommenden Jahren soll es zum Zentrum für Technik, Bildung und Kultur werden.
Dafür hat 2020 das Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat 5,28 Millionen Euro Fördermittel bewilligt. Berlin gab 2,72 Millionen Euro dazu. Weitere 3,2 Millionen Euro, investiert von der Deutschen Stiftung Denkmalschutz und dem Verein Dampflokfreunde Berlin, flossen bereits in die Sanierung des Wasserturms. Die ist inzwischen abgeschlossen. Das schon von Weitem sichtbare Bauwerk aus dem Jahr 1906, dessen Wasserbehälter im Inneren einst bis zu 120 Dampfloks täglich versorgte, ist in den vergangenen zwei Jahren überholt worden. Dabei wurden die Fassade und das gesamte Mauerwerk inklusive Fugen erneuert, Fenster nach altem Muster neu angefertigt, beschädigte Backsteine und die Dachabdeckung ausgetauscht. Der Wasserbehälter blieb unberührt. Ein Café im Turm einzurichten, war aus Brandschutzgründen nicht möglich, denn es fehlt ein zweiter Ausgang für den Notfall. Dafür soll es im Anbau ein gastronomisches Angebot mit Biergarten geben.
„Ich freue mich, dass wir in der Lage sind, diesen Standort zu erhalten und künftig noch mehr Leuten präsentieren zu können“, sagt Holger Bajohra, Pressesprecher der Dampflokfreunde. Der Verein mit aktuell 170 Mitgliedern hat das Areal 2018 von der Deutschen Bahn gekauft. Bereits seit 1990 engagieren sich die Dampflokfreunde hier für den Erhalt historischer Lokomotiven und Wagen aus mehr als einem Jahrhundert Eisenbahngeschichte. Jährlich bieten sie Tagesreisen und Charterfahrten an und laden zu Veranstaltungen ein.
Ein Kulturschatz
In Zukunft soll sich ein Besuch des denkmalgeschützten Geländes noch mehr lohnen. Bajohra spricht von einem „Kulturschatz“, der der Öffentlichkeit zugutekommen soll. Das Potenzial für einen „Identifikationsort für die umliegenden entstehenden Stadtquartiere“, wie es die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen bezeichnet, ist da. Weil sich direkt daneben der S-Bahnhof Johannisthal befindet und der Wissenschaftsstandort Adlershof in den kommenden Jahren weiter wächst, Wohnungen und Büros in unmittelbarer Nähe entstehen, dürfte der Ort eine große Anziehungskraft entwickeln.
Patina erhalten
Auch der Plan für die einzelnen Gebäude steht. Kernstück des Bahnbetriebswerks ist der Ringlokschuppen. Dessen Sanierung war bisher nicht Teil der bereitgestellten Fördermittel, ist aber fest geplant, wie Holger Bajohra berichtet. „Wir wollen die Patina des Gebäudes erhalten. Es bleibt ein Betriebsstandort. Wir wollen kein Museum daraus machen, sondern Dampfloks und Wagen so lange wie möglich instandhalten.“
Direkt neben dem Ringlokschuppen befindet sich das Übernachtungsgebäude, wie ein über dem Eingang noch erhaltenes Schild beweist. Früher schliefen dort Lokführer und Heizer aus Leipzig und Rostock, deren Loks für die Rückfahrt hergerichtet wurden. Aus dem Haus soll eine Frühstückspension werden. Es gibt Platz für bis zu 80 Betten.
Das leerstehende Verwaltungsgebäude nebenan soll unter anderem von der Internationalen Jugendbauhütte Berlin genutzt werden. Dabei handelt es sich um ein Projekt der Deutschen Stiftung Denkmalschutz, bei dem Jugendliche ihr Freiwilliges Soziales Jahr im handwerklichen Bereich absolvieren. Das Bahnbetriebswerk bietet sich dafür ideal an. Dort können die Jugendlichen zum Beispiel schmieden und streichen. Im Verwaltungsgebäude sollen Seminar- und Schulungsräume, Büros, Sanitär- sowie Schlaf- und Wohnräume für 20 Personen eingerichtet werden. Im Keller sind Werkstätten geplant. Aktuell sieht es im Inneren noch alles andere als behaglich aus.
Bis 2026 sollen Übernachtungs- und Verwaltungsgebäude fertig sein. Baubeginn ist voraussichtlich im dritten Quartal. Projektträger des Gesamtvorhabens sind die Dampflokfreunde. Die Sanierungen werden von Spezialfirmen durchgeführt. Seit 26 Jahren ist Holger Bajohra bereits mit dem Bahnbetriebswerk Schöneweide verbandelt. Die Vorfreude darauf, wie es in ein paar Jahren hier aussehen wird, ist ihm schon jetzt anzumerken.
Autor:Philipp Hartmann aus Köpenick |
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