Der Herr der fliegenden Kisten: Werner Schönfeldt aus Altglienicke begründete 2009 das Flugkistenrennen

Flugkistenrennen-Organisator Werner Schönfeld (69) stilecht mit Pilotenbrille und historischer Fliegerkappe. | Foto: Ralf Drescher
2Bilder
  • Flugkistenrennen-Organisator Werner Schönfeld (69) stilecht mit Pilotenbrille und historischer Fliegerkappe.
  • Foto: Ralf Drescher
  • hochgeladen von Ralf Drescher

Johannisthal. Gut 85 Jahre lang wurde auf dem Flugplatz Johannisthal geflogen. 1995 wurde er mit einer letzten Flugschau offiziell geschlossen. Seit 2009 kann man dort wieder „Fliegende Kisten“ beobachten, die allerdings auf dem Boden bleiben.

Beim inzwischen schon traditionellen Flugkistenrennen wetteifern Grundschüler und Gymnasiasten aus dem Bezirk um den phantasievollsten Nachbau historischer Flugmaschinen und die schnellste Flugkiste. Der Wettbewerb ist eine Art Seifenkistenrennen, nur das die Gefährte eben wie Fluggeräte á la „Die tollkühnen Männer in ihren fliegenden Kisten“ aussehen und allein mit der Muskelkraft der Schüler auf Tempo gebracht werden müssen.

„Erfunden“ hat den ungewöhnlichen Wettstreit Werner Schönfeldt (69) aus Altglienicke. Der Rentner ist quasi im Nebenberuf Tüftler und Bastler und hat schon in der DDR ein Multifunktionssportgerät entwickelt, dafür ein Patent bekommen, aber leider bisher keinen Produzenten gefunden. „Irgendwie sind ja auch die Flugkisten eine Art Sportgerät. Die Schüler kommen ganz schön ins Schwitzen, wenn sie mit den Kisten über das frühere Flugplatzgelände flitzen“, sagt Schönfeldt. Denn ausgetragen wird der Wettstreit auf einer bezirklichen Sportanlage am Segelfliegerdamm am Rand des früheren Flugplatzes Johannisthal. Schon Wochen vorher geht es in Bastelkellern der beteiligten Schulen geheimnisvoll zu, wenn Schüler, Lehrern und Eltern an den fliegenden Kiste basteln. „Von Anfang an hatten wir die Unterstützung des Bezirks, vor allem vom zuständigen Stadtrat und dem Schulamt“, erinnert sich Werner Schönfeld.

Bis heute greift der Bezirk dem Initiator und seine kleine Arbeitsgruppe unter die Arme. Die Sportanlage wird kostenfrei zur Verfügung gestellt, die Bastlergruppen an den Schulen bekommen einen Zuschuss für Baumaterial. Oft werden auch Alltagsgegenstände verwendet, um die Flugkisten wettkampftauglich zu machen. Den Fahrgestellen sieht man dann auch an, dass ausrangierte Einkaufswagen oder Nachbars Bollerwagen sich hier noch einmal nützlich machen konnten. Für Pokale und Medaillen sorgen seit Jahren Sponsoren.

Zum 100. Flugplatzjubiläum 2009 waren vier Schulen am Start, inzwischen sind es deutlich mehr geworden. Erstmals sind in diesem Jahr die Grundschule an der alten Feuerwache und die Anna-Seghers-Schule dabei.

Einmal im Jahr schiebt Werner Schönfeldt auch selbst eine Flugkiste durch den Bezirk. Beim „Köpenicker Sommer“ macht er so regelmäßig Werbung für den ungewöhnlichen Wettkampf. Beim Rennen selbst bleibt dafür keine Zeit, aber Werner Schönfeldt übernimmt die Moderation, stilecht mit Pilotenbrille und Fliegerkappe gekleidet wie einer der tollkühnen Männer am Anfang des 20. Jahrhunderts.

Am 23. September ist es wieder soweit. Von 13 bis 17 Uhr wetteifern die Nachwuchspiloten am Segelfliegerdamm 47a wieder um Pokale und Medaillen, der Eintritt ist frei. RD

Interessantes zur Johannisthaler Flugplatzgeschichte: www.johflug.de
Flugkistenrennen-Organisator Werner Schönfeld (69) stilecht mit Pilotenbrille und historischer Fliegerkappe. | Foto: Ralf Drescher
Werner Schönfeldt (rechts) mit seiner Flugkiste beim Köpenicker Sommer. | Foto: Ralf Drescher
Autor:

Ralf Drescher aus Lichtenberg

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

16 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

Gesundheit und MedizinAnzeige
Schonende Verfahren für Ihre Rückengesundheit werden am 19. März vorgestellt. | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Informationen für Patienten
Minimal-Invasive Wirbelsäulenchirurgie

Leiden Sie unter anhaltenden Rückenschmerzen oder Wirbelsäulenbeschwerden? Moderne minimal-invasive Operationsverfahren ermöglichen eine schonendere Behandlung mit schnelleren Genesungszeiten. Erfahren Sie mehr über innovative Therapiemöglichkeiten bei unserem Infoabend mit Dr. (Univ. Kermanshah) Kamran Yawari, Teamchefarzt des Caritas Wirbelsäulenzentrums. In seinem Vortrag erläutert er die Vorteile minimal-invasiver Wirbelsäulenchirurgie und zeigt auf, wann und für wen diese Methoden sinnvoll...

  • Reinickendorf
  • 18.02.25
  • 224× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Erfahren Sie, welche proktologischen Erkrankungen häufig auftreten, welche Untersuchungsmethoden es gibt und wie moderne Behandlungsmöglichkeiten helfen können.  | Foto: pixel-shot.com, Leonid Yastremskiy

Proktologie: Ende gut, alles gut!

Unser Darm ist mit seinen 5 bis 7 Metern Länge ein wahres Wunderwerk unseres Körpers. Doch wenn es am Ende des Darms zu Erkrankungen kommt, kann das die Lebensqualität erheblich beeinträchtigen – auch wenn man es nicht sieht. Aus Scham werden diese Probleme oft verschwiegen, dabei gibt es in den meisten Fällen gute Behandlungsmöglichkeiten. Wir laden Sie herzlich zu unserem Informationsabend ein! Erfahren Sie, welche proktologischen Erkrankungen häufig auftreten, welche Untersuchungsmethoden es...

  • Reinickendorf
  • 19.02.25
  • 186× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Gallensteine sind ein häufiges, aber oft unterschätztes Gesundheitsproblem.  | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Patienten fragen
Steine in der Gallenblase – was nun?

Gallensteine sind ein häufiges, aber oft unterschätztes Gesundheitsproblem. Etwa jede fünfte Person in Europa ist betroffen, und fast die Hälfte entwickelt im Laufe des Lebens Beschwerden. Diese äußern sich meist in Form von wiederkehrenden Schmerzen, insbesondere im rechten Oberbauch. In einigen Fällen können Gallensteine zu ernsthaften Komplikationen wie einer Entzündung der Gallenblase führen. Die bevorzugte Therapie bei Beschwerden ist die operative Entfernung der Gallenblase – in der Regel...

  • Reinickendorf
  • 12.02.25
  • 571× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Informieren Sie sich über Intensivmedizin. | Foto: 2022 Tomasz Kuzminski

Infoabend am 11. Februar
Grenzen und Möglichkeiten der Intensivmedizin

Die Intensivmedizin hat erstaunliche Fortschritte gemacht und bietet schwerstkranken Patienten Überlebenschancen, die früher undenkbar waren. Doch wo liegen die Grenzen dieser Hochleistungsmedizin? Welche technischen, personellen und ethischen Herausforderungen gibt es? Besuchen Sie unseren Infoabend mit Priv.-Doz. Dr. Stephan Kurz und erfahren Sie, wie intensivmedizinische Maßnahmen Leben retten, aber auch komplexe Entscheidungen erfordern. Was geschieht, wenn Therapieoptionen ausgeschöpft...

  • Reinickendorf
  • 29.01.25
  • 1.163× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.